"Eine beinahe nicht weniger merkwürdige Person: der Baron Oldenburg; sein Name stand, wie es sich gehört, auf der Liste gleich nach unserem Namen."
"Die Oldenburg's sind ein alter Adel?" fragte Oswald, der den Sinn jener Reihenfolge schon ver¬ muthete.
"Die Oldenburg's sind nach den Grenwitzen's der älteste Adel hier im Lande," sagte die Baronin mit einem unendlichen Selbstgefühl. "Die Grenwitzen's können ihren Stammbaum bis in den Anfang des zwölften Jahrhunderts verfolgen, die Oldenburg's sind erst aus dem Ende des dreizehnten Jahrhunderts, wo Adalbert, der Stammvater des Geschlechts, von dem Kaiser zum Reichbaron erhoben wurde."
"Woher der Name Oldenburg?" fragte Oswald.
"Den Oldenburg's fehlt blos die Legitimität, um heut zu Tage so gut souverän zu sein, wie viele Andere, die ursprünglich auch nur reichsfrei waren, wie wir."
"Und was macht den Baron, abgesehen von seiner erlauchten Abstammung, zu einer so merkwürdigen Per¬ sönlichkeit?" fragte Oswald.
Die Baronin kam durch diese Frage einigermaßen in Verlegenheit. Das, was in ihren Augen vor allem merkwürdig am Baron erschien, nämlich seine souve¬ räne Verachtung gegen Rang und Stand, sein sar¬
„Eine beinahe nicht weniger merkwürdige Perſon: der Baron Oldenburg; ſein Name ſtand, wie es ſich gehört, auf der Liſte gleich nach unſerem Namen.“
„Die Oldenburg's ſind ein alter Adel?“ fragte Oswald, der den Sinn jener Reihenfolge ſchon ver¬ muthete.
„Die Oldenburg's ſind nach den Grenwitzen's der älteſte Adel hier im Lande,“ ſagte die Baronin mit einem unendlichen Selbſtgefühl. „Die Grenwitzen's können ihren Stammbaum bis in den Anfang des zwölften Jahrhunderts verfolgen, die Oldenburg's ſind erſt aus dem Ende des dreizehnten Jahrhunderts, wo Adalbert, der Stammvater des Geſchlechts, von dem Kaiſer zum Reichbaron erhoben wurde.“
„Woher der Name Oldenburg?“ fragte Oswald.
„Den Oldenburg's fehlt blos die Legitimität, um heut zu Tage ſo gut ſouverän zu ſein, wie viele Andere, die urſprünglich auch nur reichsfrei waren, wie wir.“
„Und was macht den Baron, abgeſehen von ſeiner erlauchten Abſtammung, zu einer ſo merkwürdigen Per¬ ſönlichkeit?“ fragte Oswald.
Die Baronin kam durch dieſe Frage einigermaßen in Verlegenheit. Das, was in ihren Augen vor allem merkwürdig am Baron erſchien, nämlich ſeine ſouve¬ räne Verachtung gegen Rang und Stand, ſein ſar¬
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„Eine beinahe nicht weniger merkwürdige Perſon:
der Baron Oldenburg; ſein Name ſtand, wie es ſich
gehört, auf der Liſte gleich nach unſerem Namen.“
„Die Oldenburg's ſind ein alter Adel?“ fragte
Oswald, der den Sinn jener Reihenfolge ſchon ver¬
muthete.
„Die Oldenburg's ſind nach den Grenwitzen's der
älteſte Adel hier im Lande,“ ſagte die Baronin mit
einem unendlichen Selbſtgefühl. „Die Grenwitzen's
können ihren Stammbaum bis in den Anfang des
zwölften Jahrhunderts verfolgen, die Oldenburg's ſind
erſt aus dem Ende des dreizehnten Jahrhunderts, wo
Adalbert, der Stammvater des Geſchlechts, von dem
Kaiſer zum Reichbaron erhoben wurde.“
„Woher der Name Oldenburg?“ fragte Oswald.
„Den Oldenburg's fehlt blos die Legitimität, um heut
zu Tage ſo gut ſouverän zu ſein, wie viele Andere,
die urſprünglich auch nur reichsfrei waren, wie wir.“
„Und was macht den Baron, abgeſehen von ſeiner
erlauchten Abſtammung, zu einer ſo merkwürdigen Per¬
ſönlichkeit?“ fragte Oswald.
Die Baronin kam durch dieſe Frage einigermaßen
in Verlegenheit. Das, was in ihren Augen vor allem
merkwürdig am Baron erſchien, nämlich ſeine ſouve¬
räne Verachtung gegen Rang und Stand, ſein ſar¬
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/21>, abgerufen am 17.02.2025.
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