"Aber so sprechen Sie doch um Himmelswillen deutsch!"
"Glauben Sie, daß er hat gesprochen zehn Worte mit mir, seitdem daß er ist hier?"
"Das ist freilich abscheulich! Au! da habe ich mir schon wieder den Fuß an so einer verdammten Baumwurzel gestoßen. Ich bin im Dunkeln so blind, wie ein Maulwurf. Sie thäten wirklich ein Werk der Barmherzigkeit, wenn Sie meinen Arm annehmen und mich ein wenig führen wollten."
"Tres volontiers, Monsieurs."
"Also so ein eitler Herr ist dieser Doctor Stein," sagte Herr Timm, den Arm der hübschen Marguerite in den seinen legend und dabei, wahrscheinlich aus Kurzsichtigkeit, ziemlich fest an seine Brust drückend; "ei, wer hätte das gedacht! Na, wissen Sie was, liebe Marguerite -- welch' ein reizender Name das ist: Marguerite! -- ich darf Sie doch Marguerite nennen? -- Ja, was ich sagen wollte: ärgern Sie sich nicht über den albernen Menschen, liebe Margue¬ rite! Wenn er nicht mit Ihnen sprechen will, so ist das sein eigener Schade, und wenn er Sie nicht hübsch findet, so finden Sie dafür andre Leute desto hübscher; ich zum Beispiel, obgleich ich sehr kurzsichtig bin, be¬ sonders hier in diesem Baumgange, wo es so dunkel
12*
„Aber ſo ſprechen Sie doch um Himmelswillen deutſch!“
„Glauben Sie, daß er hat geſprochen zehn Worte mit mir, ſeitdem daß er iſt hier?“
„Das iſt freilich abſcheulich! Au! da habe ich mir ſchon wieder den Fuß an ſo einer verdammten Baumwurzel geſtoßen. Ich bin im Dunkeln ſo blind, wie ein Maulwurf. Sie thäten wirklich ein Werk der Barmherzigkeit, wenn Sie meinen Arm annehmen und mich ein wenig führen wollten.“
„Très volontiers, Monsieurs.“
„Alſo ſo ein eitler Herr iſt dieſer Doctor Stein,“ ſagte Herr Timm, den Arm der hübſchen Marguerite in den ſeinen legend und dabei, wahrſcheinlich aus Kurzſichtigkeit, ziemlich feſt an ſeine Bruſt drückend; „ei, wer hätte das gedacht! Na, wiſſen Sie was, liebe Marguerite — welch’ ein reizender Name das iſt: Marguerite! — ich darf Sie doch Marguerite nennen? — Ja, was ich ſagen wollte: ärgern Sie ſich nicht über den albernen Menſchen, liebe Margue¬ rite! Wenn er nicht mit Ihnen ſprechen will, ſo iſt das ſein eigener Schade, und wenn er Sie nicht hübſch findet, ſo finden Sie dafür andre Leute deſto hübſcher; ich zum Beiſpiel, obgleich ich ſehr kurzſichtig bin, be¬ ſonders hier in dieſem Baumgange, wo es ſo dunkel
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„Aber ſo ſprechen Sie doch um Himmelswillen
deutſch!“
„Glauben Sie, daß er hat geſprochen zehn Worte
mit mir, ſeitdem daß er iſt hier?“
„Das iſt freilich abſcheulich! Au! da habe ich
mir ſchon wieder den Fuß an ſo einer verdammten
Baumwurzel geſtoßen. Ich bin im Dunkeln ſo blind,
wie ein Maulwurf. Sie thäten wirklich ein Werk der
Barmherzigkeit, wenn Sie meinen Arm annehmen und
mich ein wenig führen wollten.“
„Très volontiers, Monsieurs.“
„Alſo ſo ein eitler Herr iſt dieſer Doctor Stein,“
ſagte Herr Timm, den Arm der hübſchen Marguerite
in den ſeinen legend und dabei, wahrſcheinlich aus
Kurzſichtigkeit, ziemlich feſt an ſeine Bruſt drückend;
„ei, wer hätte das gedacht! Na, wiſſen Sie was,
liebe Marguerite — welch’ ein reizender Name das
iſt: Marguerite! — ich darf Sie doch Marguerite
nennen? — Ja, was ich ſagen wollte: ärgern Sie
ſich nicht über den albernen Menſchen, liebe Margue¬
rite! Wenn er nicht mit Ihnen ſprechen will, ſo iſt
das ſein eigener Schade, und wenn er Sie nicht hübſch
findet, ſo finden Sie dafür andre Leute deſto hübſcher;
ich zum Beiſpiel, obgleich ich ſehr kurzſichtig bin, be¬
ſonders hier in dieſem Baumgange, wo es ſo dunkel
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/189>, abgerufen am 18.07.2024.
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