"Nicht die Spur," versicherte Herr Timm; "Zwei¬ tens haben Sie wunderhübsche braune Augen; eine reizende Hand, einen entzückend niedlichen Fuß --"
"Mais, monsieur!"
"Was denn? es ist ja wahr; was wahr ist, darf man sagen. Ich wette, daß Monsieur le docteur Stein vollkommen meiner Meinung ist. Lieben Sie den Doctor?"
"Ich ihn lieben?" sagte die kleine Französin mit großer Lebhaftigkeit; "ich ihn lieben? -- ich ihn affe!"
"Na, na!" sagte Herr Timm; "warum denn? er ist doch ein sehr schöner Mann."
"C'est un bel homme, mais c'est un fat."
"Un was?"
"Er ist ein Narr, oui un Narr, qui est mon¬ strueusement amoureux de lui-meme; mais avec toute sa fierte je me moque de lui, je me moque de sa fierte, oui, je m'en moque, moi!"
"Bitte, ereifern Sie sich nicht, und sprechen Sie vor allen Dingen deutsch, wenn Sie wünschen, daß ich Sie verstehen soll. Was hat Ihnen denn der Unglückliche gethan?"
"Lui? malheureux? Il n'est pas malheureux; ce monsieur-la. Tout le monde le flatte, le ca¬ jole --"
„Nicht die Spur,“ verſicherte Herr Timm; „Zwei¬ tens haben Sie wunderhübſche braune Augen; eine reizende Hand, einen entzückend niedlichen Fuß —“
„Mais, monsieur!“
„Was denn? es iſt ja wahr; was wahr iſt, darf man ſagen. Ich wette, daß Monsieur le docteur Stein vollkommen meiner Meinung iſt. Lieben Sie den Doctor?“
„Ich ihn lieben?“ ſagte die kleine Franzöſin mit großer Lebhaftigkeit; „ich ihn lieben? — ich ihn affe!“
„Na, na!“ ſagte Herr Timm; „warum denn? er iſt doch ein ſehr ſchöner Mann.“
„C'est un bel homme, mais c'est un fat.“
„Un was?“
„Er iſt ein Narr, oui un Narr, qui est mon¬ strueusement amoureux de lui-mème; mais avec toute sa fierté je me moque de lui, je me moque de sa fierté, oui, je m'en moque, moi!“
„Bitte, ereifern Sie ſich nicht, und ſprechen Sie vor allen Dingen deutſch, wenn Sie wünſchen, daß ich Sie verſtehen ſoll. Was hat Ihnen denn der Unglückliche gethan?“
„Lui? malheureux? Il n'est pas malheureux; ce monsieur-la. Tout le monde le flatte, le ca¬ jole —“
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„Nicht die Spur,“ verſicherte Herr Timm; „Zwei¬
tens haben Sie wunderhübſche braune Augen; eine
reizende Hand, einen entzückend niedlichen Fuß —“
„Mais, monsieur!“
„Was denn? es iſt ja wahr; was wahr iſt, darf
man ſagen. Ich wette, daß Monsieur le docteur
Stein vollkommen meiner Meinung iſt. Lieben Sie
den Doctor?“
„Ich ihn lieben?“ ſagte die kleine Franzöſin mit
großer Lebhaftigkeit; „ich ihn lieben? — ich ihn affe!“
„Na, na!“ ſagte Herr Timm; „warum denn? er
iſt doch ein ſehr ſchöner Mann.“
„C'est un bel homme, mais c'est un fat.“
„Un was?“
„Er iſt ein Narr, oui un Narr, qui est mon¬
strueusement amoureux de lui-mème; mais avec
toute sa fierté je me moque de lui, je me moque
de sa fierté, oui, je m'en moque, moi!“
„Bitte, ereifern Sie ſich nicht, und ſprechen Sie
vor allen Dingen deutſch, wenn Sie wünſchen, daß
ich Sie verſtehen ſoll. Was hat Ihnen denn der
Unglückliche gethan?“
„Lui? malheureux? Il n'est pas malheureux;
ce monsieur-la. Tout le monde le flatte, le ca¬
jole —“
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/188>, abgerufen am 16.02.2025.
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