essanter Gesellschaft. Aber Sie haben wohl viel zu thun?"
"Enormement! Ich mub arbeiten comme unforcat -- "
"Comme was?"
"Vous ne savez pas ce que c'est qu'un forcat?"
"Nein -- schadet aber nichts. Wollen einmal sagen: wie ein Pferd; das wird wol auf dasselbe herauskom¬ men. Also: Sie müssen arbeiten wie ein forcat?"
"Justement! ich mub ausschlieben und zuschlieben alle Schlösser --"
"Hat auch sein Angenehmes," bemerkte Herr Timm.
"Ich mub hören den ganzen Tag: Mademoiselle, thu Sie dies, Mademoiselle, thu Sie das! Und des Abends, wenn ich bin müde, dab ich nicht kann offen halte die Augen, ich mub lesen aus die alte dumme Bücher, bis Madame hat die Güte zu sagen: c'est, assez! -- Non, madame, ce n'est pas assez, c'est trop -- mille fois trop," sagte die lebhafte kleine Dame und stampfte mit dem Fuße.
"Sie scheinen in einer allerliebsten Stimmung," sagte Herr Timm; "aber das ist recht, sprechen Sie sich aus -- das erleichtert das Herz -- aber, wenn die Baronin Ihnen ein solches Vertrauen schenkt, so müssen Sie doch auch in grober Gunst bei ihr stehen."
eſſanter Geſellſchaft. Aber Sie haben wohl viel zu thun?“
„Enormément! Ich muβ arbeiten comme unforçat — “
„Comme was?“
„Vous ne savez pas ce que c′est qu′un forçat?“
„Nein — ſchadet aber nichts. Wollen einmal ſagen: wie ein Pferd; das wird wol auf daſſelbe herauskom¬ men. Alſo: Sie müſſen arbeiten wie ein forçat?“
„Justement! ich muβ auſſchlieβen und zuſchlieβen alle Schlöſſer —“
„Hat auch ſein Angenehmes,“ bemerkte Herr Timm.
„Ich muβ hören den ganzen Tag: Mademoiſelle, thu Sie dies, Mademoiſelle, thu Sie das! Und des Abends, wenn ich bin müde, daβ ich nicht kann offen halte die Augen, ich muβ leſen aus die alte dumme Bücher, bis Madame hat die Güte zu ſagen: c'est, assez! — Non, madame, ce n′est pas assez, c′est trop — mille fois trop,“ ſagte die lebhafte kleine Dame und ſtampfte mit dem Fuße.
„Sie ſcheinen in einer allerliebſten Stimmung,“ ſagte Herr Timm; „aber das iſt recht, ſprechen Sie ſich aus — das erleichtert das Herz — aber, wenn die Baronin Ihnen ein ſolches Vertrauen ſchenkt, ſo müſſen Sie doch auch in groβer Gunſt bei ihr ſtehen."
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eſſanter Geſellſchaft. Aber Sie haben wohl viel zu
thun?“
„Enormément! Ich muβ arbeiten comme unforçat — “
„Comme was?“
„Vous ne savez pas ce que c′est qu′un forçat?“
„Nein — ſchadet aber nichts. Wollen einmal ſagen:
wie ein Pferd; das wird wol auf daſſelbe herauskom¬
men. Alſo: Sie müſſen arbeiten wie ein forçat?“
„Justement! ich muβ auſſchlieβen und zuſchlieβen
alle Schlöſſer —“
„Hat auch ſein Angenehmes,“ bemerkte Herr Timm.
„Ich muβ hören den ganzen Tag: Mademoiſelle,
thu Sie dies, Mademoiſelle, thu Sie das! Und des
Abends, wenn ich bin müde, daβ ich nicht kann offen
halte die Augen, ich muβ leſen aus die alte dumme
Bücher, bis Madame hat die Güte zu ſagen: c'est,
assez! — Non, madame, ce n′est pas assez, c′est
trop — mille fois trop,“ ſagte die lebhafte kleine
Dame und ſtampfte mit dem Fuße.
„Sie ſcheinen in einer allerliebſten Stimmung,“
ſagte Herr Timm; „aber das iſt recht, ſprechen Sie
ſich aus — das erleichtert das Herz — aber, wenn
die Baronin Ihnen ein ſolches Vertrauen ſchenkt, ſo
müſſen Sie doch auch in groβer Gunſt bei ihr ſtehen."
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/186>, abgerufen am 18.07.2024.
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