Glaube, der die Geister der verstorbenen die auf Er¬ den zurückgelassenen Lieben umschweben läßt, der meine wäre, so würde ich sagen: dort oben, von dem leuch¬ tenden Sternenhimmel, schauen unsre Mütter auf uns hernieder und freuen sich der Vereinigung und Liebe ihrer Kinder. Laß uns zusammenstehen in diesem wirren Kampfe des Lebens zu Schutz und Trutz. Wie lange wird es dauern und Du bist ein Mann, wie ich, und wollte Gott, ein besserer Mann. Dann wird auch der letzte Unterschied, der Unterschied der Jahre von uns nicht mehr empfunden werden, wie ich ihn denn jetzt kaum noch empfinde. Dann werde ich viel¬ leicht zu Dir aufschauen, wie Du jetzt zu mir; dann wirst Du mir doppelt und dreifach das Wenige be¬ zahlen, das ich jetzt für Dich thun kann; dann werde ich -- und wie gern! Dein Schuldner sein!"
"O, das wird nie geschehen;" sagte Bruno; "Du wirst immer unerreichbar weit von mir vorauseilen: ich werde nie auch nur das werden, was Du jetzt schon bist."
"Du Närrchen!" sagte Oswald und streichelte liebevoll Bruno's Haar; "Du sitzt jetzt im Parterre vor der Bühne des Lebens, und der Felsen von Pappe erscheint Deinem begeisterten Auge ein Urgebirge, und all die Trödelwaare echt. Wenn Du erst selbst auf
Glaube, der die Geiſter der verſtorbenen die auf Er¬ den zurückgelaſſenen Lieben umſchweben läßt, der meine wäre, ſo würde ich ſagen: dort oben, von dem leuch¬ tenden Sternenhimmel, ſchauen unſre Mütter auf uns hernieder und freuen ſich der Vereinigung und Liebe ihrer Kinder. Laß uns zuſammenſtehen in dieſem wirren Kampfe des Lebens zu Schutz und Trutz. Wie lange wird es dauern und Du biſt ein Mann, wie ich, und wollte Gott, ein beſſerer Mann. Dann wird auch der letzte Unterſchied, der Unterſchied der Jahre von uns nicht mehr empfunden werden, wie ich ihn denn jetzt kaum noch empfinde. Dann werde ich viel¬ leicht zu Dir aufſchauen, wie Du jetzt zu mir; dann wirſt Du mir doppelt und dreifach das Wenige be¬ zahlen, das ich jetzt für Dich thun kann; dann werde ich — und wie gern! Dein Schuldner ſein!“
„O, das wird nie geſchehen;“ ſagte Bruno; „Du wirſt immer unerreichbar weit von mir vorauseilen: ich werde nie auch nur das werden, was Du jetzt ſchon biſt.“
„Du Närrchen!“ ſagte Oswald und ſtreichelte liebevoll Bruno's Haar; „Du ſitzt jetzt im Parterre vor der Bühne des Lebens, und der Felſen von Pappe erſcheint Deinem begeiſterten Auge ein Urgebirge, und all die Trödelwaare echt. Wenn Du erſt ſelbſt auf
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Glaube, der die Geiſter der verſtorbenen die auf Er¬
den zurückgelaſſenen Lieben umſchweben läßt, der meine
wäre, ſo würde ich ſagen: dort oben, von dem leuch¬
tenden Sternenhimmel, ſchauen unſre Mütter auf uns
hernieder und freuen ſich der Vereinigung und Liebe
ihrer Kinder. Laß uns zuſammenſtehen in dieſem
wirren Kampfe des Lebens zu Schutz und Trutz. Wie
lange wird es dauern und Du biſt ein Mann, wie
ich, und wollte Gott, ein beſſerer Mann. Dann wird
auch der letzte Unterſchied, der Unterſchied der Jahre
von uns nicht mehr empfunden werden, wie ich ihn
denn jetzt kaum noch empfinde. Dann werde ich viel¬
leicht zu Dir aufſchauen, wie Du jetzt zu mir; dann
wirſt Du mir doppelt und dreifach das Wenige be¬
zahlen, das ich jetzt für Dich thun kann; dann werde
ich — und wie gern! Dein Schuldner ſein!“
„O, das wird nie geſchehen;“ ſagte Bruno; „Du
wirſt immer unerreichbar weit von mir vorauseilen:
ich werde nie auch nur das werden, was Du jetzt
ſchon biſt.“
„Du Närrchen!“ ſagte Oswald und ſtreichelte
liebevoll Bruno's Haar; „Du ſitzt jetzt im Parterre
vor der Bühne des Lebens, und der Felſen von Pappe
erſcheint Deinem begeiſterten Auge ein Urgebirge, und
all die Trödelwaare echt. Wenn Du erſt ſelbſt auf
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/183>, abgerufen am 18.07.2024.
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