Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861.charmanter, bescheidener junger Mann, "und der so¬ Gustava kennt seine Familienverhältnisse genau; "Das ist ja jammerschade," sagte die Baronin; charmanter, beſcheidener junger Mann, „und der ſo¬ Guſtava kennt ſeine Familienverhältniſſe genau; „Das iſt ja jammerſchade,“ ſagte die Baronin; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0170" n="160"/> charmanter, beſcheidener junger Mann, „und der ſo¬<lb/> wohl was ſeine Talente betrifft, die wirklich über¬<lb/> raſchend ſind, als auch wegen der angeſehenen Familie,<lb/> aus welcher er ſtammt, Beachtung verdient.</p><lb/> <p>Guſtava kennt ſeine Familienverhältniſſe genau;<lb/> auch ich erinnere mich aus meiner Grünwalder Zeit<lb/> her ſehr wohl ſeines Herrn Vaters, eines ausgezeich¬<lb/> neten Advokaten, der ſein bedeutendes Vermögen kurz<lb/> vor ſeinem Tode in einer unglücklichen Speculation<lb/> verlor. Seine Verwandten befinden ſich zum Theil in<lb/> ganz reſpectabeln Stellungen. Ein Onkel vom ihm<lb/> iſt Major. Auch Herr Timm war anfangs zu einer<lb/> militäriſchen Carriere beſtimmt, und war, ſo viel ich<lb/> weiß, ſchon Fähndrich, als er in Folge der großen<lb/> Verluſte ſeines Vaters, dieſe Laufbahn aufgab, um<lb/> ſich dem Baufach zu widmen. Er wünſcht ſehnlichſt,<lb/> die Akademie in der Reſidenz beziehen zu können, nur<lb/> fehlt es ihm leider —“ der Paſtor machte mit dem<lb/> Daumen und Zeigefinger ſeiner rechten Hand eine<lb/> bezeichnende Bewegung.</p><lb/> <p>„Das iſt ja jammerſchade,“ ſagte die Baronin;<lb/> „wer doch dem armen Menſchen helfen könnte! kann<lb/> ihm denn ſein Onkel, der Major, nicht die paar hundert<lb/> Thaler vorſchießen? aber freilich die Herrn vom Mi¬<lb/> litär haben meiſtens genug mit ſich ſelbſt zu thun. —<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [160/0170]
charmanter, beſcheidener junger Mann, „und der ſo¬
wohl was ſeine Talente betrifft, die wirklich über¬
raſchend ſind, als auch wegen der angeſehenen Familie,
aus welcher er ſtammt, Beachtung verdient.
Guſtava kennt ſeine Familienverhältniſſe genau;
auch ich erinnere mich aus meiner Grünwalder Zeit
her ſehr wohl ſeines Herrn Vaters, eines ausgezeich¬
neten Advokaten, der ſein bedeutendes Vermögen kurz
vor ſeinem Tode in einer unglücklichen Speculation
verlor. Seine Verwandten befinden ſich zum Theil in
ganz reſpectabeln Stellungen. Ein Onkel vom ihm
iſt Major. Auch Herr Timm war anfangs zu einer
militäriſchen Carriere beſtimmt, und war, ſo viel ich
weiß, ſchon Fähndrich, als er in Folge der großen
Verluſte ſeines Vaters, dieſe Laufbahn aufgab, um
ſich dem Baufach zu widmen. Er wünſcht ſehnlichſt,
die Akademie in der Reſidenz beziehen zu können, nur
fehlt es ihm leider —“ der Paſtor machte mit dem
Daumen und Zeigefinger ſeiner rechten Hand eine
bezeichnende Bewegung.
„Das iſt ja jammerſchade,“ ſagte die Baronin;
„wer doch dem armen Menſchen helfen könnte! kann
ihm denn ſein Onkel, der Major, nicht die paar hundert
Thaler vorſchießen? aber freilich die Herrn vom Mi¬
litär haben meiſtens genug mit ſich ſelbſt zu thun. —
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |