"Wollen sie die Güte haben, jenen Klingelzug zweimal zu ziehen;" sagte Anna-Maria mit huldvollem Lächeln.
"Mit Vergnügen," sagte Herr Timm, diese instru¬ mentale Methode des Beschwörens dienstbarer Geister ist viel bequemer, als meine vocale, und auch viel wirksamer, wie ich sehe."
Der eintretende Bediente erhielt den Auftrag, Herrn Timm auf sein Zimmer zu führen.
"Es steht schon seit Wochen für Sie bereit, Herr Geometer;" sagte die Baronin.
"Sie sind umsichtig und gütig, wie die Vorsehung selbst, gnädige Frau;" sagte Herr Timm, aufstehend und der Baronin ohne Umstände die Hand küssend; "au revoir, meine Herrschaften, bis zum Abendessen, bei dem Sie hoffentlich wie ich erscheinen werden, daß heißt mit guter Laune und noch besserem Appetit;" und er folgte leichten Schrittes dem Bedienten aus dem Gemache.
"Wirklich ein charmanter Mensch, der Herr Timm." sagte die Baronin, "so harmlos, unbefangen, anspruchs¬ los, so ganz sich seiner Stellung in der Gesellschaft bewußt, und nicht stets hoch oben hinauswollend, wie gewisse andere Leute."
"Ei, ja wohl," bestätigte der Pastor, ein äußerst
„Wollen ſie die Güte haben, jenen Klingelzug zweimal zu ziehen;“ ſagte Anna-Maria mit huldvollem Lächeln.
„Mit Vergnügen,“ ſagte Herr Timm, dieſe inſtru¬ mentale Methode des Beſchwörens dienſtbarer Geiſter iſt viel bequemer, als meine vocale, und auch viel wirkſamer, wie ich ſehe.“
Der eintretende Bediente erhielt den Auftrag, Herrn Timm auf ſein Zimmer zu führen.
„Es ſteht ſchon ſeit Wochen für Sie bereit, Herr Geometer;“ ſagte die Baronin.
„Sie ſind umſichtig und gütig, wie die Vorſehung ſelbſt, gnädige Frau;“ ſagte Herr Timm, aufſtehend und der Baronin ohne Umſtände die Hand küſſend; „au revoir, meine Herrſchaften, bis zum Abendeſſen, bei dem Sie hoffentlich wie ich erſcheinen werden, daß heißt mit guter Laune und noch beſſerem Appetit;“ und er folgte leichten Schrittes dem Bedienten aus dem Gemache.
„Wirklich ein charmanter Menſch, der Herr Timm.“ ſagte die Baronin, „ſo harmlos, unbefangen, anſpruchs¬ los, ſo ganz ſich ſeiner Stellung in der Geſellſchaft bewußt, und nicht ſtets hoch oben hinauswollend, wie gewiſſe andere Leute.“
„Ei, ja wohl,“ beſtätigte der Paſtor, ein äußerſt
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„Wollen ſie die Güte haben, jenen Klingelzug
zweimal zu ziehen;“ ſagte Anna-Maria mit huldvollem
Lächeln.
„Mit Vergnügen,“ ſagte Herr Timm, dieſe inſtru¬
mentale Methode des Beſchwörens dienſtbarer Geiſter
iſt viel bequemer, als meine vocale, und auch viel
wirkſamer, wie ich ſehe.“
Der eintretende Bediente erhielt den Auftrag,
Herrn Timm auf ſein Zimmer zu führen.
„Es ſteht ſchon ſeit Wochen für Sie bereit, Herr
Geometer;“ ſagte die Baronin.
„Sie ſind umſichtig und gütig, wie die Vorſehung
ſelbſt, gnädige Frau;“ ſagte Herr Timm, aufſtehend
und der Baronin ohne Umſtände die Hand küſſend;
„au revoir, meine Herrſchaften, bis zum Abendeſſen,
bei dem Sie hoffentlich wie ich erſcheinen werden, daß
heißt mit guter Laune und noch beſſerem Appetit;“
und er folgte leichten Schrittes dem Bedienten aus
dem Gemache.
„Wirklich ein charmanter Menſch, der Herr Timm.“
ſagte die Baronin, „ſo harmlos, unbefangen, anſpruchs¬
los, ſo ganz ſich ſeiner Stellung in der Geſellſchaft
bewußt, und nicht ſtets hoch oben hinauswollend, wie
gewiſſe andere Leute.“
„Ei, ja wohl,“ beſtätigte der Paſtor, ein äußerſt
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/169>, abgerufen am 16.02.2025.
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