Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861."Und darin hatten Sie vollkommen Recht", sagte Ein greller Schrei tönte aus geringer Entfernung "Zu, Karl! zu!" schrie der Baron. Der Kutscher hieb kräftig in die Pferde. Die „Und darin hatten Sie vollkommen Recht“, ſagte Ein greller Schrei tönte aus geringer Entfernung „Zu, Karl! zu!“ ſchrie der Baron. Der Kutſcher hieb kräftig in die Pferde. Die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0129" n="119"/> <p>„Und darin hatten Sie vollkommen Recht“, ſagte<lb/> der Baron; „ich denke und fühle ſo auch nur, wenn<lb/> ich, wie jetzt, complet betrunken bin. — Was war das?“</p><lb/> <p>Ein greller Schrei tönte aus geringer Entfernung<lb/> durch den ſtillen Morgen zu ihnen herüber, — und<lb/> noch einmal, ſchriller, verzweifelnder, wie wenn ein<lb/> Weib — denn es war eines Weibes Stimme — das<lb/> Meſſer in des Mörders Hand blinken ſieht. Vor<lb/> ihnen in geringer Entfernung lag ein Stück Wald¬<lb/> land; der Weg führte daran herum, das Geſchrei<lb/> mußte von der andern Seite kommen, die jetzt noch<lb/> durch ein paar einzeln ſtehende Eichen und durch<lb/> dichtes Unterholz verdeckt war.</p><lb/> <p>„Zu, Karl! zu!“ ſchrie der Baron.</p><lb/> <p>Der Kutſcher hieb kräftig in die Pferde. Die<lb/> edlen Thiere, wie voll Entſetzen über eine ſo unwürdige<lb/> Behandlung, ſtürmten mit einer Schnelligkeit dahin,<lb/> die den Inſaſſen des Wagens leicht hätte gefährlich<lb/> werden können. Im Nu war die Waldecke erreicht.<lb/> Sobald ſie einen Blick auf die andere Seite werfen<lb/> konnten, bot ſich ihnen das ſeltſamſte Schauſpiel dar. —<lb/> Ein ſeltſam gekleidetes, braunes Weib, um deren bläu¬<lb/> lich ſchwarze Haare ein Stück rothes Zeug turban¬<lb/> artig gewunden war, lief kreiſchend her hinter drei<lb/> Reitern, die ihre Roſſe zur größten Eile ſpornend, im<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [119/0129]
„Und darin hatten Sie vollkommen Recht“, ſagte
der Baron; „ich denke und fühle ſo auch nur, wenn
ich, wie jetzt, complet betrunken bin. — Was war das?“
Ein greller Schrei tönte aus geringer Entfernung
durch den ſtillen Morgen zu ihnen herüber, — und
noch einmal, ſchriller, verzweifelnder, wie wenn ein
Weib — denn es war eines Weibes Stimme — das
Meſſer in des Mörders Hand blinken ſieht. Vor
ihnen in geringer Entfernung lag ein Stück Wald¬
land; der Weg führte daran herum, das Geſchrei
mußte von der andern Seite kommen, die jetzt noch
durch ein paar einzeln ſtehende Eichen und durch
dichtes Unterholz verdeckt war.
„Zu, Karl! zu!“ ſchrie der Baron.
Der Kutſcher hieb kräftig in die Pferde. Die
edlen Thiere, wie voll Entſetzen über eine ſo unwürdige
Behandlung, ſtürmten mit einer Schnelligkeit dahin,
die den Inſaſſen des Wagens leicht hätte gefährlich
werden können. Im Nu war die Waldecke erreicht.
Sobald ſie einen Blick auf die andere Seite werfen
konnten, bot ſich ihnen das ſeltſamſte Schauſpiel dar. —
Ein ſeltſam gekleidetes, braunes Weib, um deren bläu¬
lich ſchwarze Haare ein Stück rothes Zeug turban¬
artig gewunden war, lief kreiſchend her hinter drei
Reitern, die ihre Roſſe zur größten Eile ſpornend, im
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