"Ich wäre schon auf nnd davon," antwortete Os¬ wald, nur fehlt es mir vorläufig noch an Roß und Wagen; ich vermuthe, daß des Barons Kutscher und Pferde, die mich abholen sollen, unterwegs einge¬ schlafen sind."
"Ich mache mir ein besonderes Vergnügen daraus, Ihnen einen Platz in meinem Wagen anzubieten," sagte der Baron. "Der kleine Umweg, den ich machen muß, um Sie vor dem Thore in Grenwitz abzusetzen, wird mir durch das Vergnügen Ihrer Gesellschaft doppelt und dreifach entschädigt."
"Ich nehme Ihr freundliches Anerbieten mit Dank an."
"Eh bien partons!"
Auf dem Flure trafen sie Herrn von Barnewitz, der augenscheinlich seinen Pflichten als Wirth nur noch mit der größten Mühe nachkam. Seine Augen waren blutunterlaufen, seine Stimme war auf eine unangenehme Weise rauh und heiser. Er schwatzte allerlei tolles Zeug durcheinander, während er den einzelnen Gästen, die er bis an den Wagen begleitete, eine höfliche Phrase mit auf den Weg zu geben be¬ müht war. "Wollen schon fort -- na, bleiben Sie gut nach Hause -- Johann! Deinen Wagen für Frau von Poggendorf -- gnädige Frau müssen noch einen
„Ich wäre ſchon auf nnd davon,“ antwortete Os¬ wald, nur fehlt es mir vorläufig noch an Roß und Wagen; ich vermuthe, daß des Barons Kutſcher und Pferde, die mich abholen ſollen, unterwegs einge¬ ſchlafen ſind.“
„Ich mache mir ein beſonderes Vergnügen daraus, Ihnen einen Platz in meinem Wagen anzubieten,“ ſagte der Baron. „Der kleine Umweg, den ich machen muß, um Sie vor dem Thore in Grenwitz abzuſetzen, wird mir durch das Vergnügen Ihrer Geſellſchaft doppelt und dreifach entſchädigt.“
„Ich nehme Ihr freundliches Anerbieten mit Dank an.“
„Eh bien partons!“
Auf dem Flure trafen ſie Herrn von Barnewitz, der augenſcheinlich ſeinen Pflichten als Wirth nur noch mit der größten Mühe nachkam. Seine Augen waren blutunterlaufen, ſeine Stimme war auf eine unangenehme Weiſe rauh und heiſer. Er ſchwatzte allerlei tolles Zeug durcheinander, während er den einzelnen Gäſten, die er bis an den Wagen begleitete, eine höfliche Phraſe mit auf den Weg zu geben be¬ müht war. „Wollen ſchon fort — na, bleiben Sie gut nach Hauſe — Johann! Deinen Wagen für Frau von Poggendorf — gnädige Frau müſſen noch einen
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„Ich wäre ſchon auf nnd davon,“ antwortete Os¬
wald, nur fehlt es mir vorläufig noch an Roß und
Wagen; ich vermuthe, daß des Barons Kutſcher und
Pferde, die mich abholen ſollen, unterwegs einge¬
ſchlafen ſind.“
„Ich mache mir ein beſonderes Vergnügen daraus,
Ihnen einen Platz in meinem Wagen anzubieten,“
ſagte der Baron. „Der kleine Umweg, den ich machen
muß, um Sie vor dem Thore in Grenwitz abzuſetzen,
wird mir durch das Vergnügen Ihrer Geſellſchaft
doppelt und dreifach entſchädigt.“
„Ich nehme Ihr freundliches Anerbieten mit
Dank an.“
„Eh bien partons!“
Auf dem Flure trafen ſie Herrn von Barnewitz,
der augenſcheinlich ſeinen Pflichten als Wirth nur
noch mit der größten Mühe nachkam. Seine Augen
waren blutunterlaufen, ſeine Stimme war auf eine
unangenehme Weiſe rauh und heiſer. Er ſchwatzte
allerlei tolles Zeug durcheinander, während er den
einzelnen Gäſten, die er bis an den Wagen begleitete,
eine höfliche Phraſe mit auf den Weg zu geben be¬
müht war. „Wollen ſchon fort — na, bleiben Sie
gut nach Hauſe — Johann! Deinen Wagen für Frau
von Poggendorf — gnädige Frau müſſen noch einen
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/118>, abgerufen am 16.02.2025.
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