zeichen. Im nächsten Augenblick stand ein andrer Wagen auf demselben Platze.
Oswald kehrte in das Haus zurück. Die Gesell¬ schaft war schon sehr zusammengeschmolzen; unter den Wenigen, die noch da waren und, in Mäntel und Shawls gehüllt, auf ihre Equipagen warteten, war Niemand von denen, welche Oswald im Laufe des Tages genauer kennen gelernt hatte. Herr von Langen war der Erste gewesen, der aufgebrochen war, nach¬ dem er seinen neuen Freund auf das dringendste wiederholt zu einem Besuche aufgefordert hatte. Os¬ wald hatte sich draußen erkundigt, ob der Wagen von Grenwitz wieder da sei, aber eine verneinende Ant¬ wort erhalten. Je mehr die Gesellschaft sich lichtete, desto unangenehmer wurde ihm dies ganz unbegreif¬ liche Ausbleiben. Er sah schon im Geiste, wie er der letzte von Allen sein würde, und hatte schon beschlossen, lieber vorher zu Fuß aufzubrechen, als schließlich auf die Gastfreundschaft des Herrn von Barnewitz an¬ gewiesen zu sein. Da kam der Baron Oldenburg aus einem der Nebenzimmer und schien Jemand mit den Augen zu suchen. Sobald er Oswald bemerkte, lenkte er seine Schritte auf diesen zu.
"Wie ist es, Herr Doctor," sagte er, "ich dächte, es wäre Zeit nun abzufahren."
zeichen. Im nächſten Augenblick ſtand ein andrer Wagen auf demſelben Platze.
Oswald kehrte in das Haus zurück. Die Geſell¬ ſchaft war ſchon ſehr zuſammengeſchmolzen; unter den Wenigen, die noch da waren und, in Mäntel und Shawls gehüllt, auf ihre Equipagen warteten, war Niemand von denen, welche Oswald im Laufe des Tages genauer kennen gelernt hatte. Herr von Langen war der Erſte geweſen, der aufgebrochen war, nach¬ dem er ſeinen neuen Freund auf das dringendſte wiederholt zu einem Beſuche aufgefordert hatte. Os¬ wald hatte ſich draußen erkundigt, ob der Wagen von Grenwitz wieder da ſei, aber eine verneinende Ant¬ wort erhalten. Je mehr die Geſellſchaft ſich lichtete, deſto unangenehmer wurde ihm dies ganz unbegreif¬ liche Ausbleiben. Er ſah ſchon im Geiſte, wie er der letzte von Allen ſein würde, und hatte ſchon beſchloſſen, lieber vorher zu Fuß aufzubrechen, als ſchließlich auf die Gaſtfreundſchaft des Herrn von Barnewitz an¬ gewieſen zu ſein. Da kam der Baron Oldenburg aus einem der Nebenzimmer und ſchien Jemand mit den Augen zu ſuchen. Sobald er Oswald bemerkte, lenkte er ſeine Schritte auf dieſen zu.
„Wie iſt es, Herr Doctor,“ ſagte er, „ich dächte, es wäre Zeit nun abzufahren.“
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0117"n="107"/>
zeichen. Im nächſten Augenblick ſtand ein andrer<lb/>
Wagen auf demſelben Platze.</p><lb/><p>Oswald kehrte in das Haus zurück. Die Geſell¬<lb/>ſchaft war ſchon ſehr zuſammengeſchmolzen; unter den<lb/>
Wenigen, die noch da waren und, in Mäntel und<lb/>
Shawls gehüllt, auf ihre Equipagen warteten, war<lb/>
Niemand von denen, welche Oswald im Laufe des<lb/>
Tages genauer kennen gelernt hatte. Herr von Langen<lb/>
war der Erſte geweſen, der aufgebrochen war, nach¬<lb/>
dem er ſeinen neuen Freund auf das dringendſte<lb/>
wiederholt zu einem Beſuche aufgefordert hatte. Os¬<lb/>
wald hatte ſich draußen erkundigt, ob der Wagen von<lb/>
Grenwitz wieder da ſei, aber eine verneinende Ant¬<lb/>
wort erhalten. Je mehr die Geſellſchaft ſich lichtete,<lb/>
deſto unangenehmer wurde ihm dies ganz unbegreif¬<lb/>
liche Ausbleiben. Er ſah ſchon im Geiſte, wie er der<lb/>
letzte von Allen ſein würde, und hatte ſchon beſchloſſen,<lb/>
lieber vorher zu Fuß aufzubrechen, als ſchließlich auf<lb/>
die Gaſtfreundſchaft des Herrn von Barnewitz an¬<lb/>
gewieſen zu ſein. Da kam der Baron Oldenburg aus<lb/>
einem der Nebenzimmer und ſchien Jemand mit den<lb/>
Augen zu ſuchen. Sobald er Oswald bemerkte, lenkte<lb/>
er ſeine Schritte auf dieſen zu.</p><lb/><p>„Wie iſt es, Herr Doctor,“ſagte er, „ich dächte,<lb/>
es wäre Zeit nun abzufahren.“</p><lb/></div></body></text></TEI>
[107/0117]
zeichen. Im nächſten Augenblick ſtand ein andrer
Wagen auf demſelben Platze.
Oswald kehrte in das Haus zurück. Die Geſell¬
ſchaft war ſchon ſehr zuſammengeſchmolzen; unter den
Wenigen, die noch da waren und, in Mäntel und
Shawls gehüllt, auf ihre Equipagen warteten, war
Niemand von denen, welche Oswald im Laufe des
Tages genauer kennen gelernt hatte. Herr von Langen
war der Erſte geweſen, der aufgebrochen war, nach¬
dem er ſeinen neuen Freund auf das dringendſte
wiederholt zu einem Beſuche aufgefordert hatte. Os¬
wald hatte ſich draußen erkundigt, ob der Wagen von
Grenwitz wieder da ſei, aber eine verneinende Ant¬
wort erhalten. Je mehr die Geſellſchaft ſich lichtete,
deſto unangenehmer wurde ihm dies ganz unbegreif¬
liche Ausbleiben. Er ſah ſchon im Geiſte, wie er der
letzte von Allen ſein würde, und hatte ſchon beſchloſſen,
lieber vorher zu Fuß aufzubrechen, als ſchließlich auf
die Gaſtfreundſchaft des Herrn von Barnewitz an¬
gewieſen zu ſein. Da kam der Baron Oldenburg aus
einem der Nebenzimmer und ſchien Jemand mit den
Augen zu ſuchen. Sobald er Oswald bemerkte, lenkte
er ſeine Schritte auf dieſen zu.
„Wie iſt es, Herr Doctor,“ ſagte er, „ich dächte,
es wäre Zeit nun abzufahren.“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/117>, abgerufen am 18.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.