"Mit mir und Frau von Berkow? Welch' tolle Blase treibt denn Dein Gehirn nun schon wieder? Was soll vorbei sein zwischen ihr und mir?"
"Aber Oldenburg, Du wirst einem alten Fuchs wie mir doch nicht einbilden wollen, daß Du die süßen Trauben nur immer fein säuberlich aus der Ferne bewundert hast?"
"Höre, mein Schatz," sagte Oldenburg nur seine Stimme klang scharf wie ein zweischneidiges Messer; "Du weißt, ich verstehe Scherz, wie Einer; wer es aber wagt, Melitta's Ehre zu begeifern, beim allmäch¬ tigen Gott: er stirbt von meiner Hand."
"Nun sieh', wie heftig Du gleich wieder wirst."
"Ich heftig? Ich bin so kühl wie Champagner in Eis. -- Ja, was ich sagen wollte, versprich mir, Barnewitz, daß Du weder heute noch morgen, über¬ haupt nicht bevor Du mit mir Rücksprache genommen, etwas in dieser Angelegenheit thust; vor allem Dir gegen Deine Frau nicht das Mindeste merken läßt; hörst Du Barnewitz, nicht das Mindeste!"
"Ja, der gute Rath kommt nun zu spät," sagte Barnewitz; "ich habe schon im Vorübergehen ein paar Worte gegen Hortense fallen lassen; ich sage Dir: sie wurde bleich wie die Wand. Der verdammte Hallunke!"
„Mit mir und Frau von Berkow? Welch' tolle Blaſe treibt denn Dein Gehirn nun ſchon wieder? Was ſoll vorbei ſein zwiſchen ihr und mir?“
„Aber Oldenburg, Du wirſt einem alten Fuchs wie mir doch nicht einbilden wollen, daß Du die ſüßen Trauben nur immer fein ſäuberlich aus der Ferne bewundert haſt?“
„Höre, mein Schatz,“ ſagte Oldenburg nur ſeine Stimme klang ſcharf wie ein zweiſchneidiges Meſſer; „Du weißt, ich verſtehe Scherz, wie Einer; wer es aber wagt, Melitta's Ehre zu begeifern, beim allmäch¬ tigen Gott: er ſtirbt von meiner Hand.“
„Nun ſieh', wie heftig Du gleich wieder wirſt.“
„Ich heftig? Ich bin ſo kühl wie Champagner in Eis. — Ja, was ich ſagen wollte, verſprich mir, Barnewitz, daß Du weder heute noch morgen, über¬ haupt nicht bevor Du mit mir Rückſprache genommen, etwas in dieſer Angelegenheit thuſt; vor allem Dir gegen Deine Frau nicht das Mindeſte merken läßt; hörſt Du Barnewitz, nicht das Mindeſte!“
„Ja, der gute Rath kommt nun zu ſpät,“ ſagte Barnewitz; „ich habe ſchon im Vorübergehen ein paar Worte gegen Hortenſe fallen laſſen; ich ſage Dir: ſie wurde bleich wie die Wand. Der verdammte Hallunke!“
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„Mit mir und Frau von Berkow? Welch' tolle
Blaſe treibt denn Dein Gehirn nun ſchon wieder?
Was ſoll vorbei ſein zwiſchen ihr und mir?“
„Aber Oldenburg, Du wirſt einem alten Fuchs
wie mir doch nicht einbilden wollen, daß Du die ſüßen
Trauben nur immer fein ſäuberlich aus der Ferne
bewundert haſt?“
„Höre, mein Schatz,“ ſagte Oldenburg nur ſeine
Stimme klang ſcharf wie ein zweiſchneidiges Meſſer;
„Du weißt, ich verſtehe Scherz, wie Einer; wer es
aber wagt, Melitta's Ehre zu begeifern, beim allmäch¬
tigen Gott: er ſtirbt von meiner Hand.“
„Nun ſieh', wie heftig Du gleich wieder wirſt.“
„Ich heftig? Ich bin ſo kühl wie Champagner in
Eis. — Ja, was ich ſagen wollte, verſprich mir,
Barnewitz, daß Du weder heute noch morgen, über¬
haupt nicht bevor Du mit mir Rückſprache genommen,
etwas in dieſer Angelegenheit thuſt; vor allem Dir
gegen Deine Frau nicht das Mindeſte merken läßt;
hörſt Du Barnewitz, nicht das Mindeſte!“
„Ja, der gute Rath kommt nun zu ſpät,“ ſagte
Barnewitz; „ich habe ſchon im Vorübergehen ein
paar Worte gegen Hortenſe fallen laſſen; ich ſage
Dir: ſie wurde bleich wie die Wand. Der verdammte
Hallunke!“
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/105>, abgerufen am 16.02.2025.
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