eingenickt sein; denn sie richtete den tief gesenkten Kopf schnell in die Höhe, als Oswald in ihre Nähe kam und betrachtete verwundert den jungen Mann.
"Guten Morgen, Mütterchen!" sagte dieser stehen bleibend; "ist das Dorf dort gerade vor uns Faschwitz?"
"Ja!" sagte die Frau mit für ihr Alter auffallen¬ der Lebhaftigkeit, "der junge Herr will wohl auch in die Kirche?"
"Ja, Mütterchen! wann fängt die Predigt an?"
Die Alte warf einen Blick nach der Sonne und sagte:
"Ich hab' zu lang geschlafen; für mich ist es nun schon zu spät; meine alten Beine tragen mich nicht mehr so schnell; aber Sie sind ein junger Mensch, Sie kommen schon noch zur rechten Zeit. Nicht für ungut, wie ist Ihr Name, junger Herr?"
"Stein -- Oswald Stein."
"Stein? den Namen muß ich schon gehört haben."
"Wohl möglich, er ist nicht eben sehr selten."
"Stein -- hm, hm; nicht für ungut, wo sind Sie her, Herr Stein?"
Oswald, dem es Vergnügen machte, sich so harm¬ los ausgefragt zu sehen, und dem die Art der alten Frau wohl gefiel, setzte sich, da es ihn eben nicht drängte, in die Kirche zu kommen, der Matrone gegen¬
eingenickt ſein; denn ſie richtete den tief geſenkten Kopf ſchnell in die Höhe, als Oswald in ihre Nähe kam und betrachtete verwundert den jungen Mann.
„Guten Morgen, Mütterchen!“ ſagte dieſer ſtehen bleibend; „iſt das Dorf dort gerade vor uns Faſchwitz?“
„Ja!“ ſagte die Frau mit für ihr Alter auffallen¬ der Lebhaftigkeit, „der junge Herr will wohl auch in die Kirche?“
„Ja, Mütterchen! wann fängt die Predigt an?“
Die Alte warf einen Blick nach der Sonne und ſagte:
„Ich hab' zu lang geſchlafen; für mich iſt es nun ſchon zu ſpät; meine alten Beine tragen mich nicht mehr ſo ſchnell; aber Sie ſind ein junger Menſch, Sie kommen ſchon noch zur rechten Zeit. Nicht für ungut, wie iſt Ihr Name, junger Herr?“
„Stein — Oswald Stein.“
„Stein? den Namen muß ich ſchon gehört haben.“
„Wohl möglich, er iſt nicht eben ſehr ſelten.“
„Stein — hm, hm; nicht für ungut, wo ſind Sie her, Herr Stein?“
Oswald, dem es Vergnügen machte, ſich ſo harm¬ los ausgefragt zu ſehen, und dem die Art der alten Frau wohl gefiel, ſetzte ſich, da es ihn eben nicht drängte, in die Kirche zu kommen, der Matrone gegen¬
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eingenickt ſein; denn ſie richtete den tief geſenkten Kopf
ſchnell in die Höhe, als Oswald in ihre Nähe kam
und betrachtete verwundert den jungen Mann.
„Guten Morgen, Mütterchen!“ ſagte dieſer ſtehen
bleibend; „iſt das Dorf dort gerade vor uns Faſchwitz?“
„Ja!“ ſagte die Frau mit für ihr Alter auffallen¬
der Lebhaftigkeit, „der junge Herr will wohl auch in
die Kirche?“
„Ja, Mütterchen! wann fängt die Predigt an?“
Die Alte warf einen Blick nach der Sonne und
ſagte:
„Ich hab' zu lang geſchlafen; für mich iſt es nun
ſchon zu ſpät; meine alten Beine tragen mich nicht
mehr ſo ſchnell; aber Sie ſind ein junger Menſch,
Sie kommen ſchon noch zur rechten Zeit. Nicht für
ungut, wie iſt Ihr Name, junger Herr?“
„Stein — Oswald Stein.“
„Stein? den Namen muß ich ſchon gehört haben.“
„Wohl möglich, er iſt nicht eben ſehr ſelten.“
„Stein — hm, hm; nicht für ungut, wo ſind Sie
her, Herr Stein?“
Oswald, dem es Vergnügen machte, ſich ſo harm¬
los ausgefragt zu ſehen, und dem die Art der alten
Frau wohl gefiel, ſetzte ſich, da es ihn eben nicht
drängte, in die Kirche zu kommen, der Matrone gegen¬
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische01_1861/99>, abgerufen am 21.07.2024.
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