Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861.seine Blasirtheit den Sieg davon, so kann dies nicht Die junge Frau schwieg plötzlich und ging mit "Und welch' äußere Vortheile könnte diese Ehe ge¬ "Nur daß er, wenn mein Malte stirbt, was Gott "Ja so!" sagte Melitta gedehnt. Die letzte Be¬ ſeine Blaſirtheit den Sieg davon, ſo kann dies nicht Die junge Frau ſchwieg plötzlich und ging mit „Und welch' äußere Vortheile könnte dieſe Ehe ge¬ „Nur daß er, wenn mein Malte ſtirbt, was Gott „Ja ſo!“ ſagte Melitta gedehnt. Die letzte Be¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0079" n="69"/> ſeine Blaſirtheit den Sieg davon, ſo kann dies nicht<lb/> von Dauer ſein. Ein gründlich Blaſirter wird niemals<lb/> wieder ein ganzer Mann; und kann Helene einen ſolchen<lb/> halben Mann lieben? und iſt das Leben ohne Liebe<lb/> werth, daß man es lebt? und können Sie das Unheil<lb/> verantworten, das aus ſo einer liebloſen Ehe wie Un¬<lb/> kraut aufſchießt? Ich weiß“ —</p><lb/> <p>Die junge Frau ſchwieg plötzlich und ging mit<lb/> ſchnellen Schritten in dem Gemache auf und ab. Dann<lb/> nach einer kleinen Pauſe:</p><lb/> <p>„Und welch' äußere Vortheile könnte dieſe Ehe ge¬<lb/> währen? Felix hat ſeiner ungemeſſenen Eitelkeit ſein<lb/> Vermögen, wie ſeine Geſundheit zum Opfer gebracht.<lb/> Seine Güter ſind verſchuldet, über und über; und Aus¬<lb/> ſichten hat er, ſo viel ich weiß, auch nicht“ —</p><lb/> <p>„Nur daß er, wenn mein Malte ſtirbt, was Gott<lb/> verhüten wolle, das Grenwitz'ſche Majorat erbt,“ ſagte<lb/> die Baronin.</p><lb/> <p>„Ja ſo!“ ſagte Melitta gedehnt. Die letzte Be¬<lb/> merkung der Baronin hatte der edelmüthigen jungen<lb/> Frau die Angelegenheit in einem ganz neuen Lichte<lb/> gezeigt; dem unheimlichen Lichte vergleichbar, das aus<lb/> der Blendlaterne eines Diebes auf das Schatzkäſtlein<lb/> fällt, das er ſtehlen will. Sie hütete ſich indeſſen wohl,<lb/> die Baronin, was in ihr vorging, merken zu laſſen,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [69/0079]
ſeine Blaſirtheit den Sieg davon, ſo kann dies nicht
von Dauer ſein. Ein gründlich Blaſirter wird niemals
wieder ein ganzer Mann; und kann Helene einen ſolchen
halben Mann lieben? und iſt das Leben ohne Liebe
werth, daß man es lebt? und können Sie das Unheil
verantworten, das aus ſo einer liebloſen Ehe wie Un¬
kraut aufſchießt? Ich weiß“ —
Die junge Frau ſchwieg plötzlich und ging mit
ſchnellen Schritten in dem Gemache auf und ab. Dann
nach einer kleinen Pauſe:
„Und welch' äußere Vortheile könnte dieſe Ehe ge¬
währen? Felix hat ſeiner ungemeſſenen Eitelkeit ſein
Vermögen, wie ſeine Geſundheit zum Opfer gebracht.
Seine Güter ſind verſchuldet, über und über; und Aus¬
ſichten hat er, ſo viel ich weiß, auch nicht“ —
„Nur daß er, wenn mein Malte ſtirbt, was Gott
verhüten wolle, das Grenwitz'ſche Majorat erbt,“ ſagte
die Baronin.
„Ja ſo!“ ſagte Melitta gedehnt. Die letzte Be¬
merkung der Baronin hatte der edelmüthigen jungen
Frau die Angelegenheit in einem ganz neuen Lichte
gezeigt; dem unheimlichen Lichte vergleichbar, das aus
der Blendlaterne eines Diebes auf das Schatzkäſtlein
fällt, das er ſtehlen will. Sie hütete ſich indeſſen wohl,
die Baronin, was in ihr vorging, merken zu laſſen,
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