Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861.von Oldenburg's Privatleben betrifft, so erlaube ich "Darüber erlaube nun wieder ich mir kein Urtheil," "Junge Frauen," rief Melitta lachend. Sie ließ F. Spielhagen, Problematische Naturen. I. 5
von Oldenburg's Privatleben betrifft, ſo erlaube ich „Darüber erlaube nun wieder ich mir kein Urtheil,“ „Junge Frauen,“ rief Melitta lachend. Sie ließ F. Spielhagen, Problematiſche Naturen. I. 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0075" n="65"/> von Oldenburg's Privatleben betrifft, ſo erlaube ich<lb/> mir darüber gar kein Urtheil, da es mir vollkommen<lb/> fremd iſt. — Uebrigens,“ fuhr ſie nach einer Pauſe<lb/> und mit wieder ruhiger Stimme fort, „ſollte es mich<lb/> doch wirklich wundern, wenn Oldenburg in der That der<lb/> Don Juan wäre, zu dem man ihn durchaus machen<lb/> will. Sie werden mir zugeben, liebe Anna-Maria,<lb/> daß er weder die Schönheit noch die Gewandtheit be¬<lb/> ſitzt, welche die nothwendigen Eigenſchaften der Reprä¬<lb/> ſentanten dieſer Rolle ſind.“</p><lb/> <p>„Darüber erlaube nun wieder ich mir kein Urtheil,“<lb/> ſagte die Baronin, nicht ohne merkliche Ironie, „das<lb/> müßt Ihr jungen Frauen unter Euch abmachen.“</p><lb/> <p>„Junge Frauen,“ rief Melitta lachend. Sie ließ<lb/> die Arbeit in den Schooß ſinken und lehnte ſich bequem<lb/> in den Stuhl zurück, die Baronin, die unverdroſſen<lb/> weiter nähte, mit einem Blick betrachtend, in welchem<lb/> ſich ein gut Theil Schalkheit mit einem ganz kleinen<lb/> Theil Böswilligkeit miſchte, „junge Frauen! Wiſſen<lb/> Sie, liebe Anna-Maria, daß ich noch in dieſem Jahre<lb/> dreißig werde? Mein Julius wird im nächſten Monat<lb/> zwölf — nur vier Jahre jünger wie Ihre Helene.<lb/> Apropos, wie geht es denn dem lieben Kinde? Soll<lb/> ſie denn ewig in dem Hamburger Penſionat bleiben?<lb/> Wie lange iſt ſie denn nun ſchon da? zwei, nein es<lb/> <fw type="sig" place="bottom">F. Spielhagen, Problematiſche Naturen. I. 5<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [65/0075]
von Oldenburg's Privatleben betrifft, ſo erlaube ich
mir darüber gar kein Urtheil, da es mir vollkommen
fremd iſt. — Uebrigens,“ fuhr ſie nach einer Pauſe
und mit wieder ruhiger Stimme fort, „ſollte es mich
doch wirklich wundern, wenn Oldenburg in der That der
Don Juan wäre, zu dem man ihn durchaus machen
will. Sie werden mir zugeben, liebe Anna-Maria,
daß er weder die Schönheit noch die Gewandtheit be¬
ſitzt, welche die nothwendigen Eigenſchaften der Reprä¬
ſentanten dieſer Rolle ſind.“
„Darüber erlaube nun wieder ich mir kein Urtheil,“
ſagte die Baronin, nicht ohne merkliche Ironie, „das
müßt Ihr jungen Frauen unter Euch abmachen.“
„Junge Frauen,“ rief Melitta lachend. Sie ließ
die Arbeit in den Schooß ſinken und lehnte ſich bequem
in den Stuhl zurück, die Baronin, die unverdroſſen
weiter nähte, mit einem Blick betrachtend, in welchem
ſich ein gut Theil Schalkheit mit einem ganz kleinen
Theil Böswilligkeit miſchte, „junge Frauen! Wiſſen
Sie, liebe Anna-Maria, daß ich noch in dieſem Jahre
dreißig werde? Mein Julius wird im nächſten Monat
zwölf — nur vier Jahre jünger wie Ihre Helene.
Apropos, wie geht es denn dem lieben Kinde? Soll
ſie denn ewig in dem Hamburger Penſionat bleiben?
Wie lange iſt ſie denn nun ſchon da? zwei, nein es
F. Spielhagen, Problematiſche Naturen. I. 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |