alten ritterlichen Geschlechts derer von Grenwitz, das seit undenklichen Zeiten hier begütert gewesen ist, und die Burg zu seinem Schutz und den benachbarten Ba¬ ronen zum Trutz in der Mitte des vierzehnten Jahr¬ hunderts erbaute. Das untere Stockwerk des einen Flügels mit seinen riesigen Quadersteinen stammt noch aus dieser Zeit, ebenso wie der gewaltige runde Thurm, in welchem jetzt das alte und das neue Schloß zusam¬ menstoßen. Das neue Schloß wurde gegen das Ende des siebzehnten Jahrhunderts in dem zopfigen Styl jener Zeit gebaut und nimmt sich mit seinen verschnör¬ kelten Säulen und wunderlichen Ornamenten neben dem alten schmucklosen Thurm, mit welchem es jetzt in einer Front liegt, aus, wie ein zierlicher Herr aus Louis quatorze Zeit neben einem eisengeharnischten Kämpen aus den Zeiten von Crech und Poitiers.
Ein zwanzig Fuß und darüber hoher Wall, der in ein noch weit ehrwürdigeres Alter hinaufragt, als selbst der alte Thurm, umgiebt das Schloß in einem so weiten Kreise, daß es sammt den Nebengebäuden von dem eingeschlossenen Raume nur den kleinsten Theil einnimmt. Der Wall ist jetzt längst schon in eine fried¬ liche Promenade umgewandelt, über der hohe Buchen, Nußbäume und Linden ein dichtes Laubdach bilden. Der breite Graben, der ihn seiner ganzen Ausdehnung
alten ritterlichen Geſchlechts derer von Grenwitz, das ſeit undenklichen Zeiten hier begütert geweſen iſt, und die Burg zu ſeinem Schutz und den benachbarten Ba¬ ronen zum Trutz in der Mitte des vierzehnten Jahr¬ hunderts erbaute. Das untere Stockwerk des einen Flügels mit ſeinen rieſigen Quaderſteinen ſtammt noch aus dieſer Zeit, ebenſo wie der gewaltige runde Thurm, in welchem jetzt das alte und das neue Schloß zuſam¬ menſtoßen. Das neue Schloß wurde gegen das Ende des ſiebzehnten Jahrhunderts in dem zopfigen Styl jener Zeit gebaut und nimmt ſich mit ſeinen verſchnör¬ kelten Säulen und wunderlichen Ornamenten neben dem alten ſchmuckloſen Thurm, mit welchem es jetzt in einer Front liegt, aus, wie ein zierlicher Herr aus Louis quatorze Zeit neben einem eiſengeharniſchten Kämpen aus den Zeiten von Crech und Poitiers.
Ein zwanzig Fuß und darüber hoher Wall, der in ein noch weit ehrwürdigeres Alter hinaufragt, als ſelbſt der alte Thurm, umgiebt das Schloß in einem ſo weiten Kreiſe, daß es ſammt den Nebengebäuden von dem eingeſchloſſenen Raume nur den kleinſten Theil einnimmt. Der Wall iſt jetzt längſt ſchon in eine fried¬ liche Promenade umgewandelt, über der hohe Buchen, Nußbäume und Linden ein dichtes Laubdach bilden. Der breite Graben, der ihn ſeiner ganzen Ausdehnung
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alten ritterlichen Geſchlechts derer von Grenwitz, das
ſeit undenklichen Zeiten hier begütert geweſen iſt, und
die Burg zu ſeinem Schutz und den benachbarten Ba¬
ronen zum Trutz in der Mitte des vierzehnten Jahr¬
hunderts erbaute. Das untere Stockwerk des einen
Flügels mit ſeinen rieſigen Quaderſteinen ſtammt noch
aus dieſer Zeit, ebenſo wie der gewaltige runde Thurm,
in welchem jetzt das alte und das neue Schloß zuſam¬
menſtoßen. Das neue Schloß wurde gegen das Ende
des ſiebzehnten Jahrhunderts in dem zopfigen Styl
jener Zeit gebaut und nimmt ſich mit ſeinen verſchnör¬
kelten Säulen und wunderlichen Ornamenten neben
dem alten ſchmuckloſen Thurm, mit welchem es jetzt
in einer Front liegt, aus, wie ein zierlicher Herr aus
Louis quatorze Zeit neben einem eiſengeharniſchten
Kämpen aus den Zeiten von Crech und Poitiers.
Ein zwanzig Fuß und darüber hoher Wall, der in
ein noch weit ehrwürdigeres Alter hinaufragt, als ſelbſt
der alte Thurm, umgiebt das Schloß in einem ſo
weiten Kreiſe, daß es ſammt den Nebengebäuden von
dem eingeſchloſſenen Raume nur den kleinſten Theil
einnimmt. Der Wall iſt jetzt längſt ſchon in eine fried¬
liche Promenade umgewandelt, über der hohe Buchen,
Nußbäume und Linden ein dichtes Laubdach bilden.
Der breite Graben, der ihn ſeiner ganzen Ausdehnung
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische01_1861/44>, abgerufen am 27.11.2024.
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