Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861.Erinnerungen zogen durch Oswalds Seele, während Und in der That hätte Schloß Grenwitz und seine Das Schloß trägt noch bis auf den heutigen Tag F. Spielhagen, Problematische Naturen. I. 3
Erinnerungen zogen durch Oswalds Seele, während Und in der That hätte Schloß Grenwitz und ſeine Das Schloß trägt noch bis auf den heutigen Tag F. Spielhagen, Problematiſche Naturen. I. 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0043" n="33"/> Erinnerungen zogen durch Oswalds Seele, während<lb/> er in ſeinen Freiſtunden allein, oder mit ſeinen Zög¬<lb/> lingen in Garten, Feld und Wald umherſtreifte, ſich<lb/> von Tage zu Tage mehr für das Landleben begeiſterte,<lb/> und wenn er des Morgens, ehe die Unterrichtsſtunden<lb/> begannen, noch ſchnell einmal in den Schloßgarten ge¬<lb/> eilt, in die thaufriſchen Kelche der Blumen geſchaut<lb/> und ſich am Geſang der Vögel entzückt hatte, ſchlech¬<lb/> terdings nicht mehr begreifen konnte, wie es die<lb/> Menſchen in den Städten, wie er ſelbſt es nur jemals<lb/> in der Stadt habe aushalten können.</p><lb/> <p>Und in der That hätte Schloß Grenwitz und ſeine<lb/> Umgebung auch wohl einem durch landſchaftliche Schön¬<lb/> heiten verwöhnteren Auge das lebhafteſte Intereſſe ab¬<lb/> gewinnen müſſen, obgleich es von den Touriſten, die<lb/> alljährlich die Inſel durchſchwärmten, niemals aufge¬<lb/> ſucht, höchſtens von Einem oder dem Anderen zufällig<lb/> aufgefunden wurde, der ſich denn nicht genug wundern<lb/> konnte, wie ein ſo lieblicher und in vieler Hinſicht ſo<lb/> merkwürdiger Punkt in ſeinem Reiſehandbuche, in wel¬<lb/> chem doch ſonſt jeder nichtsnutzige Gaſthof verzeichnet<lb/> ſtand, übergangen ſein konnte, blos weil er eine Meile<lb/> von der großen Landſtraße entfernt lag.</p><lb/> <p>Das Schloß trägt noch bis auf den heutigen Tag<lb/> die Spuren von dem Reichthum und der Macht des<lb/> <fw place="bottom" type="sig">F. Spielhagen, Problematiſche Naturen. <hi rendition="#aq">I.</hi> 3<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [33/0043]
Erinnerungen zogen durch Oswalds Seele, während
er in ſeinen Freiſtunden allein, oder mit ſeinen Zög¬
lingen in Garten, Feld und Wald umherſtreifte, ſich
von Tage zu Tage mehr für das Landleben begeiſterte,
und wenn er des Morgens, ehe die Unterrichtsſtunden
begannen, noch ſchnell einmal in den Schloßgarten ge¬
eilt, in die thaufriſchen Kelche der Blumen geſchaut
und ſich am Geſang der Vögel entzückt hatte, ſchlech¬
terdings nicht mehr begreifen konnte, wie es die
Menſchen in den Städten, wie er ſelbſt es nur jemals
in der Stadt habe aushalten können.
Und in der That hätte Schloß Grenwitz und ſeine
Umgebung auch wohl einem durch landſchaftliche Schön¬
heiten verwöhnteren Auge das lebhafteſte Intereſſe ab¬
gewinnen müſſen, obgleich es von den Touriſten, die
alljährlich die Inſel durchſchwärmten, niemals aufge¬
ſucht, höchſtens von Einem oder dem Anderen zufällig
aufgefunden wurde, der ſich denn nicht genug wundern
konnte, wie ein ſo lieblicher und in vieler Hinſicht ſo
merkwürdiger Punkt in ſeinem Reiſehandbuche, in wel¬
chem doch ſonſt jeder nichtsnutzige Gaſthof verzeichnet
ſtand, übergangen ſein konnte, blos weil er eine Meile
von der großen Landſtraße entfernt lag.
Das Schloß trägt noch bis auf den heutigen Tag
die Spuren von dem Reichthum und der Macht des
F. Spielhagen, Problematiſche Naturen. I. 3
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