Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861.Patient -- ach! dort im Bett -- wie wär's liebe Alte, Oswald gab, so gut er es vermochte, eine Schil¬ "Ich dachte es mir schon," sagte Doctor Braun; "Es ist nicht mein Sohn, auch war seine Frau Der Doctor warf einen forschenden Blick in das Oswald nahm es ihm aus der Hand; "erlauben "Danke," sagte der Doctor, den Kranken unter¬ Patient — ach! dort im Bett — wie wär's liebe Alte, Oswald gab, ſo gut er es vermochte, eine Schil¬ „Ich dachte es mir ſchon,“ ſagte Doctor Braun; „Es iſt nicht mein Sohn, auch war ſeine Frau Der Doctor warf einen forſchenden Blick in das Oswald nahm es ihm aus der Hand; „erlauben „Danke,“ ſagte der Doctor, den Kranken unter¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0294" n="284"/> Patient — ach! dort im Bett — wie wär's liebe Alte,<lb/> wenn Sie uns etwas Licht verſchafften, unterdeſſen iſt<lb/> Herr Doctor Stein ſo gut, und erzählt mir, was er<lb/> von dem Falle weiß, nicht wahr?“</p><lb/> <p>Oswald gab, ſo gut er es vermochte, eine Schil¬<lb/> derung deſſen, was er geſehen hatte.</p><lb/> <p>„Ich dachte es mir ſchon,“ ſagte Doctor Braun;<lb/> es iſt ein Anfall von Epilepſie. Hat Ihr Sohn ſonſt<lb/> ſchon an dieſen Zufällen gelitten?“ fragte er die Alte,<lb/> die jetzt, ein dünnes Talglicht mit der Hand ſchützend,<lb/> ſo daß nur ein ſchwacher Schimmer deſſelben auf ihr<lb/> runzliges Geſicht fiel, wieder in das Stübchen trat.</p><lb/> <p>„Es iſt nicht mein Sohn, auch war ſeine Frau<lb/> nicht meine Tochter,“ ſagte Mutter Clauſen, das Licht<lb/> auf einen Schemel vor das Bett ſetzend; aber ſeine<lb/> Kinder ſind meine lieben Enkelchen.“</p><lb/> <p>Der Doctor warf einen forſchenden Blick in das<lb/> Antlitz der alten Frau — und dann ſchweifte ſein Auge<lb/> fragend zu Oswald hinüber — aber er hielt die Be¬<lb/> merkung, die er auf den Lippen hatte, zurück, nahm<lb/> das Licht und leuchtete in das Geſicht des Kranken.</p><lb/> <p>Oswald nahm es ihm aus der Hand; „erlauben<lb/> Sie, daß ich Ihnen leuchte.“</p><lb/> <p>„Danke,“ ſagte der Doctor, den Kranken unter¬<lb/> ſuchend.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [284/0294]
Patient — ach! dort im Bett — wie wär's liebe Alte,
wenn Sie uns etwas Licht verſchafften, unterdeſſen iſt
Herr Doctor Stein ſo gut, und erzählt mir, was er
von dem Falle weiß, nicht wahr?“
Oswald gab, ſo gut er es vermochte, eine Schil¬
derung deſſen, was er geſehen hatte.
„Ich dachte es mir ſchon,“ ſagte Doctor Braun;
es iſt ein Anfall von Epilepſie. Hat Ihr Sohn ſonſt
ſchon an dieſen Zufällen gelitten?“ fragte er die Alte,
die jetzt, ein dünnes Talglicht mit der Hand ſchützend,
ſo daß nur ein ſchwacher Schimmer deſſelben auf ihr
runzliges Geſicht fiel, wieder in das Stübchen trat.
„Es iſt nicht mein Sohn, auch war ſeine Frau
nicht meine Tochter,“ ſagte Mutter Clauſen, das Licht
auf einen Schemel vor das Bett ſetzend; aber ſeine
Kinder ſind meine lieben Enkelchen.“
Der Doctor warf einen forſchenden Blick in das
Antlitz der alten Frau — und dann ſchweifte ſein Auge
fragend zu Oswald hinüber — aber er hielt die Be¬
merkung, die er auf den Lippen hatte, zurück, nahm
das Licht und leuchtete in das Geſicht des Kranken.
Oswald nahm es ihm aus der Hand; „erlauben
Sie, daß ich Ihnen leuchte.“
„Danke,“ ſagte der Doctor, den Kranken unter¬
ſuchend.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |