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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861.

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chen Fegefeuer hineingesprengt hatte und die höllischen
Flämmchen den guten Leuten auf der Nase kitzelten.
So stellte er denn auch gelegentlich die Behauptung
auf, daß Revolutionen der Menschheit nie etwas ge¬
nützt hätten, nie und nimmer etwas nützen würden.
Sie kennen meine Ansichten über diesen Punkt, der oft
der Gegenstand unserer Gespräche war. Ich nahm
den Fehdehandschuh auf; ich wurde warm bei meinem
Lieblingsthema, um so wärmer, als der Mann mir
gegenüber mich durch Kreuz- und Quersprünge irrlich¬
tergleich zu verwirren suchte. Ich vergaß Alles um
mich her, ich wurde pathetisch, satyrisch -- ich fühlte,
daß ich gut sprach, wenigstens in meinem Leben nicht
besser gesprochen hatte. Der Mann hatte zuletzt das
Gefecht, das, wie ich später zu meiner Beschämung er¬
fuhr, das lustigste Scheingefecht von der Welt für ihn
war, aufgegeben und hörte mir, den großen Kopf ein
wenig auf die rechte Schulter geneigt und mich unter
den buschigen Brauen mit seinen kleinen klugen Augen
anblinzelnd und dabei ein Glas Hochheimer nach dem
anderen schlürfend, behaglich zu. Bald darauf wurde
die Tafel aufgehoben. Als ich meine Dame in das
Theezimmer führe, frage ich sie: "Und wer war denn
der Herr, mit dem ich mich in ein, für Sie ohne
Zweifel sehr langweiliges Gespräch verwickeln ließ?"

chen Fegefeuer hineingeſprengt hatte und die hölliſchen
Flämmchen den guten Leuten auf der Naſe kitzelten.
So ſtellte er denn auch gelegentlich die Behauptung
auf, daß Revolutionen der Menſchheit nie etwas ge¬
nützt hätten, nie und nimmer etwas nützen würden.
Sie kennen meine Anſichten über dieſen Punkt, der oft
der Gegenſtand unſerer Geſpräche war. Ich nahm
den Fehdehandſchuh auf; ich wurde warm bei meinem
Lieblingsthema, um ſo wärmer, als der Mann mir
gegenüber mich durch Kreuz- und Querſprünge irrlich¬
tergleich zu verwirren ſuchte. Ich vergaß Alles um
mich her, ich wurde pathetiſch, ſatyriſch — ich fühlte,
daß ich gut ſprach, wenigſtens in meinem Leben nicht
beſſer geſprochen hatte. Der Mann hatte zuletzt das
Gefecht, das, wie ich ſpäter zu meiner Beſchämung er¬
fuhr, das luſtigſte Scheingefecht von der Welt für ihn
war, aufgegeben und hörte mir, den großen Kopf ein
wenig auf die rechte Schulter geneigt und mich unter
den buſchigen Brauen mit ſeinen kleinen klugen Augen
anblinzelnd und dabei ein Glas Hochheimer nach dem
anderen ſchlürfend, behaglich zu. Bald darauf wurde
die Tafel aufgehoben. Als ich meine Dame in das
Theezimmer führe, frage ich ſie: „Und wer war denn
der Herr, mit dem ich mich in ein, für Sie ohne
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[18/0028] chen Fegefeuer hineingeſprengt hatte und die hölliſchen Flämmchen den guten Leuten auf der Naſe kitzelten. So ſtellte er denn auch gelegentlich die Behauptung auf, daß Revolutionen der Menſchheit nie etwas ge¬ nützt hätten, nie und nimmer etwas nützen würden. Sie kennen meine Anſichten über dieſen Punkt, der oft der Gegenſtand unſerer Geſpräche war. Ich nahm den Fehdehandſchuh auf; ich wurde warm bei meinem Lieblingsthema, um ſo wärmer, als der Mann mir gegenüber mich durch Kreuz- und Querſprünge irrlich¬ tergleich zu verwirren ſuchte. Ich vergaß Alles um mich her, ich wurde pathetiſch, ſatyriſch — ich fühlte, daß ich gut ſprach, wenigſtens in meinem Leben nicht beſſer geſprochen hatte. Der Mann hatte zuletzt das Gefecht, das, wie ich ſpäter zu meiner Beſchämung er¬ fuhr, das luſtigſte Scheingefecht von der Welt für ihn war, aufgegeben und hörte mir, den großen Kopf ein wenig auf die rechte Schulter geneigt und mich unter den buſchigen Brauen mit ſeinen kleinen klugen Augen anblinzelnd und dabei ein Glas Hochheimer nach dem anderen ſchlürfend, behaglich zu. Bald darauf wurde die Tafel aufgehoben. Als ich meine Dame in das Theezimmer führe, frage ich ſie: „Und wer war denn der Herr, mit dem ich mich in ein, für Sie ohne Zweifel ſehr langweiliges Geſpräch verwickeln ließ?“

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Zitationshilfe: Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische01_1861/28>, abgerufen am 27.11.2024.