Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

"Dank, besten Dank!" sagte dieser, das Blatt ein¬
steckend. "Die Bekanntschaft dieses Mannes kann mir
sehr nützlich werden."

"Auf jeden Fall. Sprechen Sie durchaus offen
gegen ihn, ohne allen und jeden Rückhalt, dann dürfen
Sie aber auch versichert sein, daß er mit seiner Herzens¬
meinung nicht hinter dem Berge halten wird. Viel¬
leicht empfiehlt er Ihnen, sogleich auf eine größere
Universität, etwa nach der Residenz zu gehen. Folgen
Sie dann seinem Rath."

"Nous verrons, nous verrons!" rief Her Bem¬
perlein. "Aber da sind wir bei unserm Parkthor an¬
gekommen. Sie treten doch näher!"

"Nein, nein!" sagte Oswald hastig, ich möchte nicht
gern so spät nach Grenwitz zurückkommen."

"Nun denn, leben Sie wohl! In ein paar Tagen,
wenn ich Julius in Grünwald installirt, und mich über
mich selbst bei Berger ordentlich informirt habe, bin
ich wieder hier, um definitiv Abschied zu nehmen. Leben
Sie wohl so lange, mein werthgeschätzter Freund!"

"Adieu, adieu!" sagte Oswald, hastig Bemperlein
und Julius die Hand drückend, und Bruno mit sich
zurück in den Wald ziehend, als hielte ein Engel mit
dem flammenden Schwerte Wache über dem Parkthore
von Berkow.


„Dank, beſten Dank!“ ſagte dieſer, das Blatt ein¬
ſteckend. „Die Bekanntſchaft dieſes Mannes kann mir
ſehr nützlich werden.“

„Auf jeden Fall. Sprechen Sie durchaus offen
gegen ihn, ohne allen und jeden Rückhalt, dann dürfen
Sie aber auch verſichert ſein, daß er mit ſeiner Herzens¬
meinung nicht hinter dem Berge halten wird. Viel¬
leicht empfiehlt er Ihnen, ſogleich auf eine größere
Univerſität, etwa nach der Reſidenz zu gehen. Folgen
Sie dann ſeinem Rath.“

„Nous verrons, nous verrons!“ rief Her Bem¬
perlein. „Aber da ſind wir bei unſerm Parkthor an¬
gekommen. Sie treten doch näher!“

„Nein, nein!“ ſagte Oswald haſtig, ich möchte nicht
gern ſo ſpät nach Grenwitz zurückkommen.“

„Nun denn, leben Sie wohl! In ein paar Tagen,
wenn ich Julius in Grünwald inſtallirt, und mich über
mich ſelbſt bei Berger ordentlich informirt habe, bin
ich wieder hier, um definitiv Abſchied zu nehmen. Leben
Sie wohl ſo lange, mein werthgeſchätzter Freund!“

„Adieu, adieu!“ ſagte Oswald, haſtig Bemperlein
und Julius die Hand drückend, und Bruno mit ſich
zurück in den Wald ziehend, als hielte ein Engel mit
dem flammenden Schwerte Wache über dem Parkthore
von Berkow.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0274" n="264"/>
        <p>&#x201E;Dank, be&#x017F;ten Dank!&#x201C; &#x017F;agte die&#x017F;er, das Blatt ein¬<lb/>
&#x017F;teckend. &#x201E;Die Bekannt&#x017F;chaft die&#x017F;es Mannes kann mir<lb/>
&#x017F;ehr nützlich werden.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Auf jeden Fall. Sprechen Sie durchaus offen<lb/>
gegen ihn, ohne allen und jeden Rückhalt, dann dürfen<lb/>
Sie aber auch ver&#x017F;ichert &#x017F;ein, daß er mit &#x017F;einer Herzens¬<lb/>
meinung nicht hinter dem Berge halten wird. Viel¬<lb/>
leicht empfiehlt er Ihnen, &#x017F;ogleich auf eine größere<lb/>
Univer&#x017F;ität, etwa nach der Re&#x017F;idenz zu gehen. Folgen<lb/>
Sie dann &#x017F;einem Rath.&#x201C;</p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">&#x201E;Nous verrons, nous verrons!&#x201C;</hi> rief Her Bem¬<lb/>
perlein. &#x201E;Aber da &#x017F;ind wir bei un&#x017F;erm Parkthor an¬<lb/>
gekommen. Sie treten doch näher!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nein, nein!&#x201C; &#x017F;agte Oswald ha&#x017F;tig, ich möchte nicht<lb/>
gern &#x017F;o &#x017F;pät nach Grenwitz zurückkommen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Nun denn, leben Sie wohl! In ein paar Tagen,<lb/>
wenn ich Julius in Grünwald in&#x017F;tallirt, und mich über<lb/>
mich &#x017F;elb&#x017F;t bei Berger ordentlich informirt habe, bin<lb/>
ich wieder hier, um definitiv Ab&#x017F;chied zu nehmen. Leben<lb/>
Sie wohl &#x017F;o lange, mein werthge&#x017F;chätzter Freund!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Adieu, adieu!&#x201C; &#x017F;agte Oswald, ha&#x017F;tig Bemperlein<lb/>
und Julius die Hand drückend, und Bruno mit &#x017F;ich<lb/>
zurück in den Wald ziehend, als hielte ein Engel mit<lb/>
dem flammenden Schwerte Wache über dem Parkthore<lb/>
von Berkow.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[264/0274] „Dank, beſten Dank!“ ſagte dieſer, das Blatt ein¬ ſteckend. „Die Bekanntſchaft dieſes Mannes kann mir ſehr nützlich werden.“ „Auf jeden Fall. Sprechen Sie durchaus offen gegen ihn, ohne allen und jeden Rückhalt, dann dürfen Sie aber auch verſichert ſein, daß er mit ſeiner Herzens¬ meinung nicht hinter dem Berge halten wird. Viel¬ leicht empfiehlt er Ihnen, ſogleich auf eine größere Univerſität, etwa nach der Reſidenz zu gehen. Folgen Sie dann ſeinem Rath.“ „Nous verrons, nous verrons!“ rief Her Bem¬ perlein. „Aber da ſind wir bei unſerm Parkthor an¬ gekommen. Sie treten doch näher!“ „Nein, nein!“ ſagte Oswald haſtig, ich möchte nicht gern ſo ſpät nach Grenwitz zurückkommen.“ „Nun denn, leben Sie wohl! In ein paar Tagen, wenn ich Julius in Grünwald inſtallirt, und mich über mich ſelbſt bei Berger ordentlich informirt habe, bin ich wieder hier, um definitiv Abſchied zu nehmen. Leben Sie wohl ſo lange, mein werthgeſchätzter Freund!“ „Adieu, adieu!“ ſagte Oswald, haſtig Bemperlein und Julius die Hand drückend, und Bruno mit ſich zurück in den Wald ziehend, als hielte ein Engel mit dem flammenden Schwerte Wache über dem Parkthore von Berkow.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische01_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische01_1861/274
Zitationshilfe: Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische01_1861/274>, abgerufen am 23.11.2024.