ihm Entgegenkommenden war, die er, in Nachdenken oder Träumereien verloren, jetzt erst bemerkte, warf er seinen Renner mit einer Kraft und Gewandtheit auf die Seite, die den tüchtigen Reiter bekundeten. "Ex¬ cusez messieurs!" rief er, flüchtig an den Hut grei¬ fend und weiter galoppirend.
"Kennen Sie den Herrn?" sagte Oswald stehen bleibend und dem Manne nachschauend, dessen Züge ihm fremd und bekannt zu gleicher Zeit erschienen waren.
"Tiens!" sagte Herr Bemperlein, ebenfalls stehen bleibend, "das muß der Baron Oldenburg gewesen sein. Ja gewiß ist's der Baron!" rief er, als der Reiter jetzt bei den Knaben, die in der Entfernung von ein paar hundert Schritten folgten, angekommen, still hielt, und ihnen vom Pferde herab die Hand reichte. Ich hätte ihn kaum wieder erkannt mit seinem schwarzen Bart und seinem gelben Gesicht. Er sieht ja aus, wie ein wahrer Kabyle. Seit wann mag er denn wieder im Lande sein?"
"Ist er auf Reisen gewesen?" fragte Oswald mit angenommener Gleichgültigkeit.
"Er ist seit zehn Jahren eigentlich fortwährend auf Reisen," erwiederte Herr Bemperlein: "vor drei Jahren trafen ihn Frau von Berkow und Herr von Bernewitz und dessen Gemahlin in Rom, und sie sind dann mit
ihm Entgegenkommenden war, die er, in Nachdenken oder Träumereien verloren, jetzt erſt bemerkte, warf er ſeinen Renner mit einer Kraft und Gewandtheit auf die Seite, die den tüchtigen Reiter bekundeten. „Ex¬ cusez messieurs!“ rief er, flüchtig an den Hut grei¬ fend und weiter galoppirend.
„Kennen Sie den Herrn?“ ſagte Oswald ſtehen bleibend und dem Manne nachſchauend, deſſen Züge ihm fremd und bekannt zu gleicher Zeit erſchienen waren.
„Tiens!“ ſagte Herr Bemperlein, ebenfalls ſtehen bleibend, „das muß der Baron Oldenburg geweſen ſein. Ja gewiß iſt's der Baron!“ rief er, als der Reiter jetzt bei den Knaben, die in der Entfernung von ein paar hundert Schritten folgten, angekommen, ſtill hielt, und ihnen vom Pferde herab die Hand reichte. Ich hätte ihn kaum wieder erkannt mit ſeinem ſchwarzen Bart und ſeinem gelben Geſicht. Er ſieht ja aus, wie ein wahrer Kabyle. Seit wann mag er denn wieder im Lande ſein?“
„Iſt er auf Reiſen geweſen?“ fragte Oswald mit angenommener Gleichgültigkeit.
„Er iſt ſeit zehn Jahren eigentlich fortwährend auf Reiſen,“ erwiederte Herr Bemperlein: „vor drei Jahren trafen ihn Frau von Berkow und Herr von Bernewitz und deſſen Gemahlin in Rom, und ſie ſind dann mit
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ihm Entgegenkommenden war, die er, in Nachdenken
oder Träumereien verloren, jetzt erſt bemerkte, warf er
ſeinen Renner mit einer Kraft und Gewandtheit auf
die Seite, die den tüchtigen Reiter bekundeten. „Ex¬
cusez messieurs!“ rief er, flüchtig an den Hut grei¬
fend und weiter galoppirend.
„Kennen Sie den Herrn?“ ſagte Oswald ſtehen
bleibend und dem Manne nachſchauend, deſſen Züge
ihm fremd und bekannt zu gleicher Zeit erſchienen waren.
„Tiens!“ ſagte Herr Bemperlein, ebenfalls ſtehen
bleibend, „das muß der Baron Oldenburg geweſen ſein.
Ja gewiß iſt's der Baron!“ rief er, als der Reiter
jetzt bei den Knaben, die in der Entfernung von ein
paar hundert Schritten folgten, angekommen, ſtill hielt,
und ihnen vom Pferde herab die Hand reichte. Ich
hätte ihn kaum wieder erkannt mit ſeinem ſchwarzen
Bart und ſeinem gelben Geſicht. Er ſieht ja aus, wie
ein wahrer Kabyle. Seit wann mag er denn wieder
im Lande ſein?“
„Iſt er auf Reiſen geweſen?“ fragte Oswald mit
angenommener Gleichgültigkeit.
„Er iſt ſeit zehn Jahren eigentlich fortwährend auf
Reiſen,“ erwiederte Herr Bemperlein: „vor drei Jahren
trafen ihn Frau von Berkow und Herr von Bernewitz
und deſſen Gemahlin in Rom, und ſie ſind dann mit
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische01_1861/261>, abgerufen am 16.07.2024.
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