Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861.da genommen haben! Das schlechteste auf dem ganzen Und sie begann, trotz Oswald's Versicherung, daß Es schmeckt Ihnen nicht," sagte sie endlich fast "Ich befand mich im Leben nicht wohler. Aber "O gewiß kenne ich solche Stimmungen," antwortete Trotz dieser Prahlerei indessen blieb auch für Me¬ da genommen haben! Das ſchlechteſte auf dem ganzen Und ſie begann, trotz Oswald's Verſicherung, daß Es ſchmeckt Ihnen nicht,“ ſagte ſie endlich faſt „Ich befand mich im Leben nicht wohler. Aber „O gewiß kenne ich ſolche Stimmungen,“ antwortete Trotz dieſer Prahlerei indeſſen blieb auch für Me¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0193" n="183"/> da genommen haben! Das ſchlechteſte auf dem ganzen<lb/> Teller. Gott, was ſeid ihr Männer doch für hülfloſe,<lb/> unpraktiſche Geſchöpfe! Ich merke ſchon, daß ich für<lb/> Sie ſorgen muß.“</p><lb/> <p>Und ſie begann, trotz Oswald's Verſicherung, daß<lb/> er gar keinen Hunger habe, ſeinen Teller mit dem<lb/> Beſten, was ſie auf dem Tiſch entdecken konnte, zu<lb/> füllen.</p><lb/> <p>Es ſchmeckt Ihnen nicht,“ ſagte ſie endlich faſt<lb/> traurig, als ſie ſah, daß der junge Mann ſelbſt jetzt<lb/> die Speiſen kaum berührte. „Sind ſie krank?“</p><lb/> <p>„Ich befand mich im Leben nicht wohler. Aber<lb/> ſind Sie nie in der Stimmung geweſen, wo man<lb/> Eſſen und Trinken für das Ueberflüſſigſte von der Welt,<lb/> und die himmliſchen Götter ſelbſt, die doch noch des<lb/> Nektars und des Ambroſia bedurften, für ſehr arm¬<lb/> ſelige Götter hält?“</p><lb/> <p>„O gewiß kenne ich ſolche Stimmungen,“ antwortete<lb/> Melitta; „genau ſo war mir zu Muthe, als ich von<lb/> meiner Tante zum erſten Mal auf den Ball geführt<lb/> wurde. Aber das iſt lange, undenkbar lange her;<lb/> ſeitdem hat meine Stimmung, ſo viel ich weiß, mit<lb/> meinem Appetit nie wieder etwas zu thun gehabt.“</p><lb/> <p>Trotz dieſer Prahlerei indeſſen blieb auch für Me¬<lb/> litta außer ein paar eingemachten Früchten alles auf<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [183/0193]
da genommen haben! Das ſchlechteſte auf dem ganzen
Teller. Gott, was ſeid ihr Männer doch für hülfloſe,
unpraktiſche Geſchöpfe! Ich merke ſchon, daß ich für
Sie ſorgen muß.“
Und ſie begann, trotz Oswald's Verſicherung, daß
er gar keinen Hunger habe, ſeinen Teller mit dem
Beſten, was ſie auf dem Tiſch entdecken konnte, zu
füllen.
Es ſchmeckt Ihnen nicht,“ ſagte ſie endlich faſt
traurig, als ſie ſah, daß der junge Mann ſelbſt jetzt
die Speiſen kaum berührte. „Sind ſie krank?“
„Ich befand mich im Leben nicht wohler. Aber
ſind Sie nie in der Stimmung geweſen, wo man
Eſſen und Trinken für das Ueberflüſſigſte von der Welt,
und die himmliſchen Götter ſelbſt, die doch noch des
Nektars und des Ambroſia bedurften, für ſehr arm¬
ſelige Götter hält?“
„O gewiß kenne ich ſolche Stimmungen,“ antwortete
Melitta; „genau ſo war mir zu Muthe, als ich von
meiner Tante zum erſten Mal auf den Ball geführt
wurde. Aber das iſt lange, undenkbar lange her;
ſeitdem hat meine Stimmung, ſo viel ich weiß, mit
meinem Appetit nie wieder etwas zu thun gehabt.“
Trotz dieſer Prahlerei indeſſen blieb auch für Me¬
litta außer ein paar eingemachten Früchten alles auf
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