Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861.Herrn Doctor Stein nicht gleich an dem ersten Abend, Diese letzten Worte wurden in französischer Sprache Ein Diener trat ein und erhielt den Auftrag, Os¬ "Ich hoffe, daß Sie vorläufig Alles nach Wunsch Herrn Doctor Stein nicht gleich an dem erſten Abend, Dieſe letzten Worte wurden in franzöſiſcher Sprache Ein Diener trat ein und erhielt den Auftrag, Os¬ „Ich hoffe, daß Sie vorläufig Alles nach Wunſch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0018" n="8"/> Herrn Doctor Stein nicht gleich an dem erſten Abend,<lb/> den er unter unſerm Dache iſt, das Schauſpiel der<lb/> Uneinigkeit zweier Ehegatten geben. Ueberdies wird<lb/> Herr Doctor Stein der Ruhe bedürfen. Mademoiſelle,<lb/> wollen Sie die Güte haben, zu klingeln.“</p><lb/> <p>Dieſe letzten Worte wurden in franzöſiſcher Sprache<lb/> an die junge Dame gerichtet, welche während dieſer<lb/> ganzen Unterredung unbeweglich, ohne auch nur die<lb/> Augen nach dem Ankömmling aufzuſchlagen, das Buch,<lb/> aus dem ſie vorgeleſen haben mochte, noch immer in<lb/> der Hand haltend, an dem Tiſche geſeſſen hatte. Jetzt<lb/> erhob ſie ſich und ſchritt nach der Thür, neben der<lb/> ſich der Klingelzug befand. Oswald kam ihr mit<lb/> einem: „Erlauben Sie, mein Fräulein,“ zuvor. Das<lb/> Mädchen ſah ihn aus großen braunen Augen mit einem<lb/> halb verwunderten und halb erſchrockenen Blicke an,<lb/> der deutlich genug verrieth, wie wenig ſie an dergleichen<lb/> Aufmerkſamkeiten gewöhnt war, und ging dann, die<lb/> langen Wimpern ſchnell wieder ſenkend, zu ihrem Platz<lb/> am Tiſche zurück,</p><lb/> <p>Ein Diener trat ein und erhielt den Auftrag, Os¬<lb/> wald nach dem für ihn beſtimmten Zimmer zu bringen.</p><lb/> <p>„Ich hoffe, daß Sie vorläufig Alles nach Wunſch<lb/> finden werden,“ ſagte die Baronin, als Oswald ſich<lb/> mit einer ſtummen Verbeugung verabſchiedete; „wenn<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [8/0018]
Herrn Doctor Stein nicht gleich an dem erſten Abend,
den er unter unſerm Dache iſt, das Schauſpiel der
Uneinigkeit zweier Ehegatten geben. Ueberdies wird
Herr Doctor Stein der Ruhe bedürfen. Mademoiſelle,
wollen Sie die Güte haben, zu klingeln.“
Dieſe letzten Worte wurden in franzöſiſcher Sprache
an die junge Dame gerichtet, welche während dieſer
ganzen Unterredung unbeweglich, ohne auch nur die
Augen nach dem Ankömmling aufzuſchlagen, das Buch,
aus dem ſie vorgeleſen haben mochte, noch immer in
der Hand haltend, an dem Tiſche geſeſſen hatte. Jetzt
erhob ſie ſich und ſchritt nach der Thür, neben der
ſich der Klingelzug befand. Oswald kam ihr mit
einem: „Erlauben Sie, mein Fräulein,“ zuvor. Das
Mädchen ſah ihn aus großen braunen Augen mit einem
halb verwunderten und halb erſchrockenen Blicke an,
der deutlich genug verrieth, wie wenig ſie an dergleichen
Aufmerkſamkeiten gewöhnt war, und ging dann, die
langen Wimpern ſchnell wieder ſenkend, zu ihrem Platz
am Tiſche zurück,
Ein Diener trat ein und erhielt den Auftrag, Os¬
wald nach dem für ihn beſtimmten Zimmer zu bringen.
„Ich hoffe, daß Sie vorläufig Alles nach Wunſch
finden werden,“ ſagte die Baronin, als Oswald ſich
mit einer ſtummen Verbeugung verabſchiedete; „wenn
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