auf der Herrin Schooß und blinzelte zu ihr empor. "Bist mein braver Boncoeur," sagte sie, den Lieblings¬ hund tätschelnd, "machst Deinem Namen Ehre. Siehst im Haus und Hof hübsch nach dem Rechten; weißt wohl, daß es außer Dir und dem Baumann doch Nie¬ mand thut. -- Wissen Sie, daß mich Ihr Zusammen¬ treffen mit der braunen Gräfin, ich meine der Zigeu¬ nerin, und der Czika, denn es ist ein Mädchen, wie ich Ihnen zum Ruhme Ihres Scharfsinnes nur sagen muß, sehr interessirt."
"Ein Mädchen, der Cziko?"
"Die Czika, ein Mädchen -- verlassen Sie sich darauf; aber wo trafen Sie die Beiden?"
"Eine Viertelstunde von hier im Walde, bei dem¬ selben Zaubersee, an dessen Rande ich eingeschlafen war."
"Also doch auf Berkower Gebiet -- das freut mich."
"Sie scheinen sich in der That für die schöne Mutter und die schönere Tochter -- ich finde jetzt allerdings, daß das Kind für einen Knaben viel zu schön war -- sehr zu interessiren, gnädige Frau. Wie kommt die Zigeunerin zu dem Namen: "die braune Gräfin?"
"Ach!" lachte Melitta, "das ist eine lange Ge¬ schichte und ein Beispiel von den närrischen Einfällen, von denen ich, wie Sie, heimgesucht werde, und die freilich bei mir meistens an das Gebiet der dummen
auf der Herrin Schooß und blinzelte zu ihr empor. „Biſt mein braver Boncoeur,“ ſagte ſie, den Lieblings¬ hund tätſchelnd, „machſt Deinem Namen Ehre. Siehſt im Haus und Hof hübſch nach dem Rechten; weißt wohl, daß es außer Dir und dem Baumann doch Nie¬ mand thut. — Wiſſen Sie, daß mich Ihr Zuſammen¬ treffen mit der braunen Gräfin, ich meine der Zigeu¬ nerin, und der Czika, denn es iſt ein Mädchen, wie ich Ihnen zum Ruhme Ihres Scharfſinnes nur ſagen muß, ſehr intereſſirt.“
„Ein Mädchen, der Cziko?“
„Die Czika, ein Mädchen — verlaſſen Sie ſich darauf; aber wo trafen Sie die Beiden?“
„Eine Viertelſtunde von hier im Walde, bei dem¬ ſelben Zauberſee, an deſſen Rande ich eingeſchlafen war.“
„Alſo doch auf Berkower Gebiet — das freut mich.“
„Sie ſcheinen ſich in der That für die ſchöne Mutter und die ſchönere Tochter — ich finde jetzt allerdings, daß das Kind für einen Knaben viel zu ſchön war — ſehr zu intereſſiren, gnädige Frau. Wie kommt die Zigeunerin zu dem Namen: „die braune Gräfin?“
„Ach!“ lachte Melitta, „das iſt eine lange Ge¬ ſchichte und ein Beiſpiel von den närriſchen Einfällen, von denen ich, wie Sie, heimgeſucht werde, und die freilich bei mir meiſtens an das Gebiet der dummen
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auf der Herrin Schooß und blinzelte zu ihr empor.
„Biſt mein braver Boncoeur,“ ſagte ſie, den Lieblings¬
hund tätſchelnd, „machſt Deinem Namen Ehre. Siehſt
im Haus und Hof hübſch nach dem Rechten; weißt
wohl, daß es außer Dir und dem Baumann doch Nie¬
mand thut. — Wiſſen Sie, daß mich Ihr Zuſammen¬
treffen mit der braunen Gräfin, ich meine der Zigeu¬
nerin, und der Czika, denn es iſt ein Mädchen, wie
ich Ihnen zum Ruhme Ihres Scharfſinnes nur ſagen
muß, ſehr intereſſirt.“
„Ein Mädchen, der Cziko?“
„Die Czika, ein Mädchen — verlaſſen Sie ſich
darauf; aber wo trafen Sie die Beiden?“
„Eine Viertelſtunde von hier im Walde, bei dem¬
ſelben Zauberſee, an deſſen Rande ich eingeſchlafen war.“
„Alſo doch auf Berkower Gebiet — das freut mich.“
„Sie ſcheinen ſich in der That für die ſchöne Mutter
und die ſchönere Tochter — ich finde jetzt allerdings,
daß das Kind für einen Knaben viel zu ſchön war —
ſehr zu intereſſiren, gnädige Frau. Wie kommt die
Zigeunerin zu dem Namen: „die braune Gräfin?“
„Ach!“ lachte Melitta, „das iſt eine lange Ge¬
ſchichte und ein Beiſpiel von den närriſchen Einfällen,
von denen ich, wie Sie, heimgeſucht werde, und die
freilich bei mir meiſtens an das Gebiet der dummen
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische01_1861/161>, abgerufen am 16.02.2025.
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