Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861.Elftes Kapitel. Der Waldweg, auf dem Oswald jetzt leicht und Denn in dieser heißen Nachmittagsstunde schläft Elftes Kapitel. Der Waldweg, auf dem Oswald jetzt leicht und Denn in dieſer heißen Nachmittagsſtunde ſchläft <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0140"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Elftes Kapitel.</hi><lb/> </head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Der Waldweg, auf dem Oswald jetzt leicht und<lb/> fröhlich dahinſchritt, ſchien wenig betreten und noch<lb/> weniger befahren. Im Winter mochte es ein ver<lb/> zweifelter Weg ſein, deſto ſchöner und poetiſcher war<lb/> er nun im Sommer. Hier und da wucherten Gras<lb/> und Lattig von einem der ſchlecht gehaltenen Gräben<lb/> bis zum andern quer drüber hin; an manchen Stellen<lb/> überwölbten ihn die hohen Buchen und Eichen mit<lb/> ihren breiten Kronen. Je tiefer Oswald in die grüne<lb/> Wildniß drang, deſto heimlicher und ſtiller wurde es<lb/> um ihn her — ſo heimlich und ſtill, daß er in dem<lb/> Liede, welches er vorhin luſtig angeſtimmt hatte, plötz¬<lb/> lich abbrach, als fürchtete er, den Wald im Schlaf zu<lb/> ſtören.</p><lb/> <p>Denn in dieſer heißen Nachmittagsſtunde ſchläft<lb/> der Wald. Das grüne Blättermeer rauſcht nicht in<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0140]
Elftes Kapitel.
Der Waldweg, auf dem Oswald jetzt leicht und
fröhlich dahinſchritt, ſchien wenig betreten und noch
weniger befahren. Im Winter mochte es ein ver
zweifelter Weg ſein, deſto ſchöner und poetiſcher war
er nun im Sommer. Hier und da wucherten Gras
und Lattig von einem der ſchlecht gehaltenen Gräben
bis zum andern quer drüber hin; an manchen Stellen
überwölbten ihn die hohen Buchen und Eichen mit
ihren breiten Kronen. Je tiefer Oswald in die grüne
Wildniß drang, deſto heimlicher und ſtiller wurde es
um ihn her — ſo heimlich und ſtill, daß er in dem
Liede, welches er vorhin luſtig angeſtimmt hatte, plötz¬
lich abbrach, als fürchtete er, den Wald im Schlaf zu
ſtören.
Denn in dieſer heißen Nachmittagsſtunde ſchläft
der Wald. Das grüne Blättermeer rauſcht nicht in
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |