Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861.klängen an Heine beginnen, in der Mitte einige Le¬ "Sie sind wahrlich zu gütig, lieber Gastfreund!" "Vielleicht für unsere Realisten, die allerdings in "Was halten Sie von diesem Gedichte?" fragte klängen an Heine beginnen, in der Mitte einige Le¬ „Sie ſind wahrlich zu gütig, lieber Gaſtfreund!“ „Vielleicht für unſere Realiſten, die allerdings in „Was halten Sie von dieſem Gedichte?“ fragte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0135" n="125"/> klängen an Heine beginnen, in der Mitte einige Le¬<lb/> nau'ſche Accorde anſchlagen und mit einer Freiligrath'¬<lb/> ſchen Fanfare ſchließen. Welch' ein wahres, inniges<lb/> Gefühl erwärmt dieſe Verſe; und dabei dieſe kernige<lb/> Kraft der Sprache: Ein dunkler Ehrenmann! das iſt<lb/> einfach, aber ſchön; das haben Sie Ihrem Göthe ab¬<lb/> gelauſcht.“</p><lb/> <p>„Sie ſind wahrlich zu gütig, lieber Gaſtfreund!“<lb/> ſagte Primula hocherfreut. „In der That, Sie be¬<lb/> ſchämen mich durch Ihr freigebiges Lob. Aber, ſeien<lb/> Sie ehrlich, finden Sie nicht, daß, wenigſtens für den<lb/> modernen Geſchmack, das Ganze doch ein wenig zu<lb/> ideal gehalten iſt?“</p><lb/> <p>„Vielleicht für unſere Realiſten, die allerdings in<lb/> ihren Anforderungen etwas weit gehen, und in ihrem<lb/> Beſtreben, Alles recht natürlich zu machen, im Fauſt<lb/> nächſtens den Pudel auf die Bühne bringen und durch<lb/> Kneifen in den Schwanz zum Bellen und Heulen ver¬<lb/> anlaſſen werden. Aber ich bin überzeugt, daß, wenn<lb/> Sie nur wollen, Sie auch dieſen Herren gerecht werden<lb/> können.“</p><lb/> <p>„Was halten Sie von dieſem Gedichte?“ fragte<lb/> die Dichterin: „<hi rendition="#g">An meinen Haushahn</hi>.“ Os¬<lb/> wald lehnte ſich wieder in ſeine Ecke.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [125/0135]
klängen an Heine beginnen, in der Mitte einige Le¬
nau'ſche Accorde anſchlagen und mit einer Freiligrath'¬
ſchen Fanfare ſchließen. Welch' ein wahres, inniges
Gefühl erwärmt dieſe Verſe; und dabei dieſe kernige
Kraft der Sprache: Ein dunkler Ehrenmann! das iſt
einfach, aber ſchön; das haben Sie Ihrem Göthe ab¬
gelauſcht.“
„Sie ſind wahrlich zu gütig, lieber Gaſtfreund!“
ſagte Primula hocherfreut. „In der That, Sie be¬
ſchämen mich durch Ihr freigebiges Lob. Aber, ſeien
Sie ehrlich, finden Sie nicht, daß, wenigſtens für den
modernen Geſchmack, das Ganze doch ein wenig zu
ideal gehalten iſt?“
„Vielleicht für unſere Realiſten, die allerdings in
ihren Anforderungen etwas weit gehen, und in ihrem
Beſtreben, Alles recht natürlich zu machen, im Fauſt
nächſtens den Pudel auf die Bühne bringen und durch
Kneifen in den Schwanz zum Bellen und Heulen ver¬
anlaſſen werden. Aber ich bin überzeugt, daß, wenn
Sie nur wollen, Sie auch dieſen Herren gerecht werden
können.“
„Was halten Sie von dieſem Gedichte?“ fragte
die Dichterin: „An meinen Haushahn.“ Os¬
wald lehnte ſich wieder in ſeine Ecke.
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