Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sperander [i. e. Gladov, Friedrich]: Sorgfältiger Negotiant und Wechßler. Leipzig, 1706.

Bild:
<< vorherige Seite

Müßigkeit oder Ruhe wird durch Arbeit ergötzet/ aber auch die
Arbeit wird durch Ruhe erquicket.

Tugend ist vor Geld nicht feil/ und Wissenschafft muß erler-
net werden durch Fleiß und experiens, solches mit Mäßigkeit Er-
barkeit und Gerechtigkeit hernacher exercirt/ da ist Tugend.

Das Glück stehet nicht zu zwingen/ sondern es stehet auf
Gottes Gnaden Gaben und Segen.

Alles was du thust/ so bedencke das Ende.

Ende gut/ alles gut.

Ende entweder zu GOtt/ oder zum Teuffel/ da ist kein Mit-
tel-Weg.

Nothwendigkeiten so erfodert werden/ ein
vollkommener Handelsman zu werden.

UNter denen theilen der Qualität so ein Handelsman haben solle
seynd folgende die Principalisten.

Erstlich ein guter Rechner/ nnd dann ein guter Schreiber/
wiederum ein guter Gramaticus zu seyn/ der Lateinischen Sprache
kundig/ als dienstlich die Schrifften der Advocaten und Notarien
zuverstehen/ welche gemeiniglich mit Lateinische terminis vermengt/
ist auch behülfflichen andre Europäische Sprachen zubegreiffen und
allerdings die Thür wor durch man zu alle Wissenschafften/ Künst-
und Geschickligkeiten den Eingang machet/ indeme durch selbige al-
lerhand Speculationes, Subtilitäten/ Vorsichtigkeiten etc. eriernet
werden/ zumahlen da man sich bey müßiger Zeit mit Lesung Lat. Au-
thor
en belustiget/ warum Justiniani Institutiones, die statuten oder
Gesetz der Stadt darinne man wohnet/ wiederum der Notarien ob-
servationes
und formularien, daraus Instrumenta publica Contra-
ct
en oder andre Schrifften regulatim zuentwerffen bemerckt wird/ und
da solche von die Notariis auffgesetzt werden/ leicht zu ersehen ob et-
was in den General Clausulin versehen/ da von hernach Schaden er
wachsen könne.

Wann dann nun einer wie obgemeld wohl rechnen und schrei-
ben/ auch ziemlicher maßen das Latein begriffen/ kan er in Gottes
Nahmen um einem vornehmen Handelsman auf seiner Schreib-Stu-

ben

Muͤßigkeit oder Ruhe wird durch Arbeit ergoͤtzet/ aber auch die
Arbeit wird durch Ruhe erquicket.

Tugend iſt vor Geld nicht feil/ und Wiſſenſchafft muß erler-
net werden durch Fleiß und experiens, ſolches mit Maͤßigkeit Er-
barkeit und Gerechtigkeit hernacher exercirt/ da iſt Tugend.

Das Gluͤck ſtehet nicht zu zwingen/ ſondern es ſtehet auf
Gottes Gnaden Gaben und Segen.

Alles was du thuſt/ ſo bedencke das Ende.

Ende gut/ alles gut.

Ende entweder zu GOtt/ oder zum Teuffel/ da iſt kein Mit-
tel-Weg.

Nothwendigkeiten ſo erfodert werden/ ein
vollkommener Handelsman zu werden.

UNter denen theilen der Qualitaͤt ſo ein Handelsman haben ſolle
ſeynd folgende die Principaliſten.

Erſtlich ein guter Rechner/ nnd dann ein guter Schreiber/
wiederum ein guter Gramaticus zu ſeyn/ der Lateiniſchen Sprache
kundig/ als dienſtlich die Schrifften der Advocaten und Notarien
zuverſtehen/ welche gemeiniglich mit Lateiniſche terminis vermengt/
iſt auch behuͤlfflichen andre Europaͤiſche Sprachen zubegreiffen und
allerdings die Thuͤr wor durch man zu alle Wiſſenſchafften/ Kuͤnſt-
und Geſchickligkeiten den Eingang machet/ indeme durch ſelbige al-
lerhand Speculationes, Subtilitaͤten/ Vorſichtigkeiten ꝛc. eriernet
werden/ zumahlen da man ſich bey muͤßiger Zeit mit Leſung Lat. Au-
thor
en beluſtiget/ warum Juſtiniani Inſtitutiones, die ſtatuten oder
Geſetz der Stadt darinne man wohnet/ wiederum der Notarien ob-
ſervationes
und formularien, daraus Inſtrumenta publica Contra-
ct
en oder andre Schrifften regulatim zuentwerffen bemerckt wird/ und
da ſolche von die Notariis auffgeſetzt werden/ leicht zu erſehen ob et-
was in den General Clauſulin verſehen/ da von hernach Schaden er
wachſen koͤnne.

Wann dann nun einer wie obgemeld wohl rechnen und ſchrei-
ben/ auch ziemlicher maßen das Latein begriffen/ kan er in Gottes
Nahmen um einem vornehmen Handelsman auf ſeiner Schreib-Stu-

ben
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0146" n="134"/>
        <p>Mu&#x0364;ßigkeit oder Ruhe wird durch Arbeit ergo&#x0364;tzet/ aber auch die<lb/>
Arbeit wird durch Ruhe erquicket.</p><lb/>
        <p>Tugend i&#x017F;t vor Geld nicht feil/ und Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft muß erler-<lb/>
net werden durch Fleiß und <hi rendition="#aq">experiens,</hi> &#x017F;olches mit Ma&#x0364;ßigkeit Er-<lb/>
barkeit und Gerechtigkeit hernacher <hi rendition="#aq">exerci</hi>rt/ da i&#x017F;t Tugend.</p><lb/>
        <p>Das Glu&#x0364;ck &#x017F;tehet nicht zu zwingen/ &#x017F;ondern es &#x017F;tehet auf<lb/>
Gottes Gnaden Gaben und Segen.</p><lb/>
        <p>Alles was du thu&#x017F;t/ &#x017F;o bedencke das Ende.</p><lb/>
        <p>Ende gut/ alles gut.</p><lb/>
        <p>Ende entweder zu GOtt/ oder zum Teuffel/ da i&#x017F;t kein Mit-<lb/>
tel-Weg.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Nothwendigkeiten &#x017F;o erfodert werden/ ein<lb/>
vollkommener Handelsman zu werden.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">U</hi>Nter denen theilen der Qualita&#x0364;t &#x017F;o ein Handelsman haben &#x017F;olle<lb/>
&#x017F;eynd folgende die <hi rendition="#aq">Princi</hi>pali&#x017F;ten.</p><lb/>
        <p>Er&#x017F;tlich ein guter Rechner/ nnd dann ein guter Schreiber/<lb/>
wiederum ein guter <hi rendition="#aq">Gramaticus</hi> zu &#x017F;eyn/ der Lateini&#x017F;chen Sprache<lb/>
kundig/ als dien&#x017F;tlich die Schrifften der <hi rendition="#aq">Advoca</hi>ten und <hi rendition="#aq">Notari</hi>en<lb/>
zuver&#x017F;tehen/ welche gemeiniglich mit Lateini&#x017F;che <hi rendition="#aq">terminis</hi> vermengt/<lb/>
i&#x017F;t auch behu&#x0364;lfflichen andre Europa&#x0364;i&#x017F;che Sprachen zubegreiffen und<lb/>
allerdings die Thu&#x0364;r wor durch man zu alle Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafften/ Ku&#x0364;n&#x017F;t-<lb/>
und Ge&#x017F;chickligkeiten den Eingang machet/ indeme durch &#x017F;elbige al-<lb/>
lerhand <hi rendition="#aq">Speculationes, Subtili</hi>ta&#x0364;ten/ Vor&#x017F;ichtigkeiten &#xA75B;c. eriernet<lb/>
werden/ zumahlen da man &#x017F;ich bey mu&#x0364;ßiger Zeit mit Le&#x017F;ung <hi rendition="#aq">Lat. Au-<lb/>
thor</hi>en belu&#x017F;tiget/ warum <hi rendition="#aq">Ju&#x017F;tiniani In&#x017F;titutiones,</hi> die <hi rendition="#aq">&#x017F;tatuten</hi> oder<lb/>
Ge&#x017F;etz der Stadt darinne man wohnet/ wiederum der <hi rendition="#aq">Notarien ob-<lb/>
&#x017F;ervationes</hi> und <hi rendition="#aq">formularien,</hi> daraus <hi rendition="#aq">In&#x017F;trumenta publica Contra-<lb/>
ct</hi>en oder andre Schrifften <hi rendition="#aq">regulatim</hi> zuentwerffen bemerckt wird/ und<lb/>
da &#x017F;olche von die <hi rendition="#aq">Notariis</hi> auffge&#x017F;etzt werden/ leicht zu er&#x017F;ehen ob et-<lb/>
was in den <hi rendition="#aq">General Clau&#x017F;ulin</hi> ver&#x017F;ehen/ da von hernach Schaden er<lb/>
wach&#x017F;en ko&#x0364;nne.</p><lb/>
        <p>Wann dann nun einer wie obgemeld wohl rechnen und &#x017F;chrei-<lb/>
ben/ auch ziemlicher maßen das Latein begriffen/ kan er in Gottes<lb/>
Nahmen um einem vornehmen Handelsman auf &#x017F;einer Schreib-Stu-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ben</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[134/0146] Muͤßigkeit oder Ruhe wird durch Arbeit ergoͤtzet/ aber auch die Arbeit wird durch Ruhe erquicket. Tugend iſt vor Geld nicht feil/ und Wiſſenſchafft muß erler- net werden durch Fleiß und experiens, ſolches mit Maͤßigkeit Er- barkeit und Gerechtigkeit hernacher exercirt/ da iſt Tugend. Das Gluͤck ſtehet nicht zu zwingen/ ſondern es ſtehet auf Gottes Gnaden Gaben und Segen. Alles was du thuſt/ ſo bedencke das Ende. Ende gut/ alles gut. Ende entweder zu GOtt/ oder zum Teuffel/ da iſt kein Mit- tel-Weg. Nothwendigkeiten ſo erfodert werden/ ein vollkommener Handelsman zu werden. UNter denen theilen der Qualitaͤt ſo ein Handelsman haben ſolle ſeynd folgende die Principaliſten. Erſtlich ein guter Rechner/ nnd dann ein guter Schreiber/ wiederum ein guter Gramaticus zu ſeyn/ der Lateiniſchen Sprache kundig/ als dienſtlich die Schrifften der Advocaten und Notarien zuverſtehen/ welche gemeiniglich mit Lateiniſche terminis vermengt/ iſt auch behuͤlfflichen andre Europaͤiſche Sprachen zubegreiffen und allerdings die Thuͤr wor durch man zu alle Wiſſenſchafften/ Kuͤnſt- und Geſchickligkeiten den Eingang machet/ indeme durch ſelbige al- lerhand Speculationes, Subtilitaͤten/ Vorſichtigkeiten ꝛc. eriernet werden/ zumahlen da man ſich bey muͤßiger Zeit mit Leſung Lat. Au- thoren beluſtiget/ warum Juſtiniani Inſtitutiones, die ſtatuten oder Geſetz der Stadt darinne man wohnet/ wiederum der Notarien ob- ſervationes und formularien, daraus Inſtrumenta publica Contra- cten oder andre Schrifften regulatim zuentwerffen bemerckt wird/ und da ſolche von die Notariis auffgeſetzt werden/ leicht zu erſehen ob et- was in den General Clauſulin verſehen/ da von hernach Schaden er wachſen koͤnne. Wann dann nun einer wie obgemeld wohl rechnen und ſchrei- ben/ auch ziemlicher maßen das Latein begriffen/ kan er in Gottes Nahmen um einem vornehmen Handelsman auf ſeiner Schreib-Stu- ben

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sperander_negotiant_1706
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sperander_negotiant_1706/146
Zitationshilfe: Sperander [i. e. Gladov, Friedrich]: Sorgfältiger Negotiant und Wechßler. Leipzig, 1706, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sperander_negotiant_1706/146>, abgerufen am 03.12.2024.