Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676.

Bild:
<< vorherige Seite

seyn/ auch andere leute von hertzen
lieben/ denen mildiglich helffen/
in aller gefährlichkeit in unserm le-
ben/ ja auch im todt selbsten mit
vestem vertrauen auffdie in Christo
uns erworbene gnade ruhen/ und er-
warten/ daß wir mit Gott ewiglich
leben mögen.

Wie sehnlich klaget auch der Wolver-
diente Sel. D. Nic. Selneccerus, in der
Vorred über die Psalmen/ da er sagt: Man
finde allewege mehr bücher/ die voll
disputirens und zanckens und schel-
tens/ und lästerens/ und voll streit-
tiger händel sind/ die doch zu nichts
als zu deschulgezänck allein dienen/
dann daß man feine lehr und trost-
bücher finden und kauffen könnte/
die fein schlecht und recht das wort
Gottes außlegeten/ und rechte reine
lehre führeten? Noch soll es alles
köstlich ding seyn/ besser als kein
heiligthum/ so es doch gemeiniglich
voll
privat affect und heimlicher rach-
gierigkeit und verwirrung der war-
heit stecket. Man thue hinweg

men-
B 2

ſeyn/ auch andere leute von hertzen
lieben/ denen mildiglich helffen/
in aller gefaͤhrlichkeit in unſerm le-
ben/ ja auch im todt ſelbſten mit
veſtem vertrauen auffdie in Chriſto
uns erworbene gnade ruhen/ und er-
warten/ daß wir mit Gott ewiglich
leben moͤgen.

Wie ſehnlich klaget auch der Wolver-
diente Sel. D. Nic. Selneccerus, in der
Vorred uͤber die Pſalmen/ da er ſagt: Man
finde allewege mehr buͤcher/ die voll
diſputirens und zanckens und ſchel-
tens/ und laͤſterens/ und voll ſtreit-
tiger haͤndel ſind/ die doch zu nichts
als zu dēſchulgezaͤnck allein dienen/
dann daß man feine lehr und troſt-
buͤcher finden und kauffen koͤnnte/
die fein ſchlecht und recht das wort
Gottes außlegeten/ und rechte reine
lehre fuͤhreten? Noch ſoll es alles
koͤſtlich ding ſeyn/ beſſer als kein
heiligthum/ ſo es doch gemeiniglich
voll
privat affect und heimlicher rach-
gierigkeit und verwirrung der war-
heit ſtecket. Man thue hinweg

men-
B 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p>
          <pb facs="#f0053" n="27"/> <hi rendition="#fr">&#x017F;eyn/ auch andere leute von hertzen<lb/>
lieben/ denen mildiglich helffen/<lb/>
in aller gefa&#x0364;hrlichkeit in un&#x017F;erm le-<lb/>
ben/ ja auch im todt &#x017F;elb&#x017F;ten mit<lb/>
ve&#x017F;tem vertrauen auffdie in Chri&#x017F;to<lb/>
uns erworbene gnade ruhen/ und er-<lb/>
warten/ daß wir mit Gott ewiglich<lb/>
leben mo&#x0364;gen.</hi> </p><lb/>
        <p>Wie &#x017F;ehnlich klaget auch der Wolver-<lb/>
diente Sel. <hi rendition="#aq">D. Nic. Selneccerus,</hi> in der<lb/>
Vorred u&#x0364;ber die P&#x017F;almen/ da er &#x017F;agt: <hi rendition="#fr">Man<lb/>
finde allewege mehr bu&#x0364;cher/ die voll<lb/>
di&#x017F;putirens und zanckens und &#x017F;chel-<lb/>
tens/ und la&#x0364;&#x017F;terens/ und voll &#x017F;treit-<lb/>
tiger ha&#x0364;ndel &#x017F;ind/ die doch zu nichts<lb/>
als zu d&#x0113;&#x017F;chulgeza&#x0364;nck allein dienen/<lb/>
dann daß man feine lehr und tro&#x017F;t-<lb/>
bu&#x0364;cher finden und kauffen ko&#x0364;nnte/<lb/>
die fein &#x017F;chlecht und recht das wort<lb/>
Gottes außlegeten/ und rechte reine<lb/>
lehre fu&#x0364;hreten? Noch &#x017F;oll es alles<lb/>
ko&#x0364;&#x017F;tlich ding &#x017F;eyn/ be&#x017F;&#x017F;er als kein<lb/>
heiligthum/ &#x017F;o es doch gemeiniglich<lb/>
voll</hi> <hi rendition="#aq">privat affect</hi> <hi rendition="#fr">und heimlicher rach-<lb/>
gierigkeit und verwirrung der war-<lb/>
heit &#x017F;tecket. Man thue hinweg</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">B</hi> 2</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">men-</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0053] ſeyn/ auch andere leute von hertzen lieben/ denen mildiglich helffen/ in aller gefaͤhrlichkeit in unſerm le- ben/ ja auch im todt ſelbſten mit veſtem vertrauen auffdie in Chriſto uns erworbene gnade ruhen/ und er- warten/ daß wir mit Gott ewiglich leben moͤgen. Wie ſehnlich klaget auch der Wolver- diente Sel. D. Nic. Selneccerus, in der Vorred uͤber die Pſalmen/ da er ſagt: Man finde allewege mehr buͤcher/ die voll diſputirens und zanckens und ſchel- tens/ und laͤſterens/ und voll ſtreit- tiger haͤndel ſind/ die doch zu nichts als zu dēſchulgezaͤnck allein dienen/ dann daß man feine lehr und troſt- buͤcher finden und kauffen koͤnnte/ die fein ſchlecht und recht das wort Gottes außlegeten/ und rechte reine lehre fuͤhreten? Noch ſoll es alles koͤſtlich ding ſeyn/ beſſer als kein heiligthum/ ſo es doch gemeiniglich voll privat affect und heimlicher rach- gierigkeit und verwirrung der war- heit ſtecket. Man thue hinweg men- B 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/53
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/53>, abgerufen am 22.11.2024.