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Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676.

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denselben durch das wort bey den zuhörern
zu erwecken/ nicht dermassen zu thun ver-
mögen/ wie es sich gehörete/ sondern nechst
dem/ daß sie zu erhörlichem gebet/ dardurch
ein gottseliger prediger vielen segen erlan-
get/ untüchtig sind/ die geziemende weißheit
nicht haben können/ welche von dem jenigen
erfordert wird/ welcher andere mit allem
erforderenden nachdruck lehren und auff
den weg deß Heils fuhren solte. Wie dann
mir kein zweiffel ist/ daß wir bald eine gantz
andere kirche haben würden/ wo wir lehrer
derselben grösten theils die jenige wären/
daß wir mit Paulo ohnerröthet unsern ge-
meinden zuruffen dörfften: 1. Cor. 11. v. 1.
Seyd meine nachfolger gleich wie
ich Christi.

Hingegen finden wir der jenigen eine
nicht geringe zahl/ die selbst nicht vonnöthen
zu seyn halten/ was wiederumb der Apostel
Ephes. 4. v. 21. seinen Ephesern/ als längft
gelernet/ vorhält/ daß in JESU ein
rechtschaffen wesen seye:
Und also/
daß die gemeine art selig zu werden/ wie
der gröste hauffe sich einbildet/ Göttlicher
ordnung nicht gemäß seye. Wo dann

der

denſelben durch das wort bey den zuhoͤrern
zu erwecken/ nicht dermaſſen zu thun ver-
moͤgen/ wie es ſich gehoͤrete/ ſondern nechſt
dem/ daß ſie zu erhoͤrlichem gebet/ dardurch
ein gottſeliger prediger vielen ſegen erlan-
get/ untuͤchtig ſind/ die geziemende weißheit
nicht haben koͤnnen/ welche von dem jenigen
erfordert wird/ welcher andere mit allem
erforderenden nachdruck lehren und auff
den weg deß Heils fůhren ſolte. Wie dann
mir kein zweiffel iſt/ daß wir bald eine gantz
andere kirche haben wuͤrden/ wo wir lehrer
derſelben groͤſten theils die jenige waͤren/
daß wir mit Paulo ohnerroͤthet unſern ge-
meinden zuruffen doͤrfften: 1. Cor. 11. v. 1.
Seyd meine nachfolger gleich wie
ich Chriſti.

Hingegen finden wir der jenigen eine
nicht geringe zahl/ die ſelbſt nicht vonnoͤthen
zu ſeyn halten/ was wiederumb der Apoſtel
Epheſ. 4. v. 21. ſeinen Epheſern/ als laͤngft
gelernet/ vorhaͤlt/ daß in JESU ein
rechtſchaffen weſen ſeye:
Und alſo/
daß die gemeine art ſelig zu werden/ wie
der groͤſte hauffe ſich einbildet/ Goͤttlicher
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[16/0042] denſelben durch das wort bey den zuhoͤrern zu erwecken/ nicht dermaſſen zu thun ver- moͤgen/ wie es ſich gehoͤrete/ ſondern nechſt dem/ daß ſie zu erhoͤrlichem gebet/ dardurch ein gottſeliger prediger vielen ſegen erlan- get/ untuͤchtig ſind/ die geziemende weißheit nicht haben koͤnnen/ welche von dem jenigen erfordert wird/ welcher andere mit allem erforderenden nachdruck lehren und auff den weg deß Heils fůhren ſolte. Wie dann mir kein zweiffel iſt/ daß wir bald eine gantz andere kirche haben wuͤrden/ wo wir lehrer derſelben groͤſten theils die jenige waͤren/ daß wir mit Paulo ohnerroͤthet unſern ge- meinden zuruffen doͤrfften: 1. Cor. 11. v. 1. Seyd meine nachfolger gleich wie ich Chriſti. Hingegen finden wir der jenigen eine nicht geringe zahl/ die ſelbſt nicht vonnoͤthen zu ſeyn halten/ was wiederumb der Apoſtel Epheſ. 4. v. 21. ſeinen Epheſern/ als laͤngft gelernet/ vorhaͤlt/ daß in JESU ein rechtſchaffen weſen ſeye: Und alſo/ daß die gemeine art ſelig zu werden/ wie der groͤſte hauffe ſich einbildet/ Goͤttlicher ordnung nicht gemaͤß ſeye. Wo dann der

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/42>, abgerufen am 28.11.2024.