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Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676.

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soll/ als leider! biß daher geschehen. Dann
weil JEsus der Oberhirt seiner Kirche die
Göttliche Predigt nicht mit hohen worten
und vernünfftigen Reden menschlicher
weißheit wil vorgetragen haben/ sondern
seine krafft alsdann erweiset/ wann der Pre-
diger alle seine kunst und wissenschafft/ so
nach dem welt-geist schmäcket/ beyseit setzet/
und nur wort brauchet die der Heilige Geist
lehret; Ach! so fleissige sich ja ein jeglicher der
geistlichen Gaben/ daß er möge weissagen/
das ist/ durch solche erklärung der Schrifft
die Gemeine Gottes erbauen/ welche einfäl-
tig und verständlich ist/ und am wenigsten
nach eigener ehr schmäcket.

Solte aber die hohe Obrigkeit noch zur
zeit bedencken tragen/ dergleichen offentliche
Collegia pietatis ihren Professoribus zu
erlauben oder zu befehlen/ so bitte Jch in
GOttes Namen die/ welchen der Höchste
die augen geöffnet/ und erkennen wie man
würdiglich wandelen soll/ dem Herren
zu allem gefallen/ daß sie das Werck deß
lieben GOttes so viel an ihnen ist/ privatim
treiben/ und gleich wie vormal der gottselige
Gerhardus gethan/ in denen ordentlichen

Lectio-

ſoll/ als leider! biß daher geſchehen. Dann
weil JEſus der Oberhirt ſeiner Kirche die
Goͤttliche Predigt nicht mit hohen worten
und vernuͤnfftigen Reden menſchlicher
weißheit wil vorgetragen haben/ ſondern
ſeine krafft alsdann erweiſet/ wann der Pre-
diger alle ſeine kunſt und wiſſenſchafft/ ſo
nach dem welt-geiſt ſchmaͤcket/ beyſeit ſetzet/
und nur wort brauchet die der Heilige Geiſt
lehret; Ach! ſo fleiſſige ſich ja ein jeglicher der
geiſtlichen Gaben/ daß er moͤge weiſſagen/
das iſt/ durch ſolche erklaͤrung der Schrifft
die Gemeine Gottes erbauen/ welche einfaͤl-
tig und verſtaͤndlich iſt/ und am wenigſten
nach eigener ehr ſchmaͤcket.

Solte aber die hohe Obrigkeit noch zur
zeit bedencken tragen/ dergleichen offentliche
Collegia pietatis ihren Profeſſoribus zu
erlauben oder zu befehlen/ ſo bitte Jch in
GOttes Namen die/ welchen der Hoͤchſte
die augen geoͤffnet/ und erkennen wie man
wuͤrdiglich wandelen ſoll/ dem Herren
zu allem gefallen/ daß ſie das Werck deß
lieben GOttes ſo viel an ihnen iſt/ privatim
treiben/ und gleich wie vormal der gottſelige
Gerhardus gethan/ in denen ordentlichen

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[262/0288] ſoll/ als leider! biß daher geſchehen. Dann weil JEſus der Oberhirt ſeiner Kirche die Goͤttliche Predigt nicht mit hohen worten und vernuͤnfftigen Reden menſchlicher weißheit wil vorgetragen haben/ ſondern ſeine krafft alsdann erweiſet/ wann der Pre- diger alle ſeine kunſt und wiſſenſchafft/ ſo nach dem welt-geiſt ſchmaͤcket/ beyſeit ſetzet/ und nur wort brauchet die der Heilige Geiſt lehret; Ach! ſo fleiſſige ſich ja ein jeglicher der geiſtlichen Gaben/ daß er moͤge weiſſagen/ das iſt/ durch ſolche erklaͤrung der Schrifft die Gemeine Gottes erbauen/ welche einfaͤl- tig und verſtaͤndlich iſt/ und am wenigſten nach eigener ehr ſchmaͤcket. Solte aber die hohe Obrigkeit noch zur zeit bedencken tragen/ dergleichen offentliche Collegia pietatis ihren Profeſſoribus zu erlauben oder zu befehlen/ ſo bitte Jch in GOttes Namen die/ welchen der Hoͤchſte die augen geoͤffnet/ und erkennen wie man wuͤrdiglich wandelen ſoll/ dem Herren zu allem gefallen/ daß ſie das Werck deß lieben GOttes ſo viel an ihnen iſt/ privatim treiben/ und gleich wie vormal der gottſelige Gerhardus gethan/ in denen ordentlichen Lectio-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/288>, abgerufen am 25.11.2024.