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Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676.

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zu schädlichem ärgernüß anlaß geben solten.
Dann/ wie kan das zur verzweiffelung trei-
ben/ wann Jch lehre/ daß JESUS in
dem Menschen die herrlichste Früchten
der Gerechtigkeit würcke/ und du sie nur
mit deiner Glaubens-hand/ die Er noch
darzu/ so sie schwach ist/ stärcken und kräff-
tigen wil biß auff den lieben Erlösungs-
Tag/ abbrechen sollest. Wäre das nicht
vielmehr eine verzweiffelte boßheit/ wann
du zu deiner ewigen Wolfahrt nicht hand
anlegen/ und dich dero theilhafftig machen
woltest? Ja/ wolte GOTT du verzweif-
feltest an deiner bißberigen lässigkeit/ und
sicherheit/ da du dir eingebildet/ die früch-
ten werden dir in das maul fallen/ gnug
sey es/ daß du die hand deß Glaubens ha-
best/ du mögest sie nun brauchen oder nicht.
Was hilfft dich das blosse anschauen der
Früchten/ die Wissenschafft/ daß die Ge-
rechtigkeit JESU CHRISTI auch
eine Gerechtigkeit eines gottseligen Wan-
dels sey/ ein Baum der gute Frucht trage/
so du sie nicht geniessest? Wirst du nicht
endlich hungers sterben müssen? Dar-

umb

zu ſchaͤdlichem aͤrgernuͤß anlaß geben ſolten.
Dann/ wie kan das zur verzweiffelung trei-
ben/ wann Jch lehre/ daß JESUS in
dem Menſchen die herꝛlichſte Fruͤchten
der Gerechtigkeit wuͤrcke/ und du ſie nur
mit deiner Glaubens-hand/ die Er noch
darzu/ ſo ſie ſchwach iſt/ ſtaͤrcken und kraͤff-
tigen wil biß auff den lieben Erloͤſungs-
Tag/ abbrechen ſolleſt. Waͤre das nicht
vielmehr eine verzweiffelte boßheit/ wann
du zu deiner ewigen Wolfahrt nicht hand
anlegen/ und dich dero theilhafftig machen
wolteſt? Ja/ wolte GOTT du verzweif-
felteſt an deiner bißberigen laͤſſigkeit/ und
ſicherheit/ da du dir eingebildet/ die fruͤch-
ten werden dir in das maul fallen/ gnug
ſey es/ daß du die hand deß Glaubens ha-
beſt/ du moͤgeſt ſie nun brauchen oder nicht.
Was hilfft dich das bloſſe anſchauen der
Fruͤchten/ die Wiſſenſchafft/ daß die Ge-
rechtigkeit JESU CHRISTI auch
eine Gerechtigkeit eines gottſeligen Wan-
dels ſey/ ein Baum der gute Frucht trage/
ſo du ſie nicht genieſſeſt? Wirſt du nicht
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[234/0260] zu ſchaͤdlichem aͤrgernuͤß anlaß geben ſolten. Dann/ wie kan das zur verzweiffelung trei- ben/ wann Jch lehre/ daß JESUS in dem Menſchen die herꝛlichſte Fruͤchten der Gerechtigkeit wuͤrcke/ und du ſie nur mit deiner Glaubens-hand/ die Er noch darzu/ ſo ſie ſchwach iſt/ ſtaͤrcken und kraͤff- tigen wil biß auff den lieben Erloͤſungs- Tag/ abbrechen ſolleſt. Waͤre das nicht vielmehr eine verzweiffelte boßheit/ wann du zu deiner ewigen Wolfahrt nicht hand anlegen/ und dich dero theilhafftig machen wolteſt? Ja/ wolte GOTT du verzweif- felteſt an deiner bißberigen laͤſſigkeit/ und ſicherheit/ da du dir eingebildet/ die fruͤch- ten werden dir in das maul fallen/ gnug ſey es/ daß du die hand deß Glaubens ha- beſt/ du moͤgeſt ſie nun brauchen oder nicht. Was hilfft dich das bloſſe anſchauen der Fruͤchten/ die Wiſſenſchafft/ daß die Ge- rechtigkeit JESU CHRISTI auch eine Gerechtigkeit eines gottſeligen Wan- dels ſey/ ein Baum der gute Frucht trage/ ſo du ſie nicht genieſſeſt? Wirſt du nicht endlich hungers ſterben muͤſſen? Dar- umb

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/260>, abgerufen am 27.11.2024.