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Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676.

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mehr er in Göttlicher Schrifft finden wird/
wie das Reich GOttes nicht in äusserlichem
gepräng/ weltlicher Herrschafft/ grossem ver-
mögen/ sondern in der krafft deß Geistes be-
stehe/ welche sich bey der demuht/ gedult und
hunger am mächtigsten äussert. So lang
man sich dahin nicht entschliesset/ und auff
solche weise nach deß Heiligen Geistes sodeut-
lichem befehl auß Babel gehet/ kan Jch
dergleichen leute nicht entschuldigen vor
GOttes Gericht/ ja nicht einmahl glauben/
daß ihre klagen von hertzen gehen.

Wir haben freylich/ wie schon mit vielen
seufftzen erwehnet worden/ deß Babyloni-
schen misch masches/ sünden und ärgernüß in
unserer der Lehr nach reinesten Evangelischen
Kirchen unermäßlich viel; Aber GOtt lob/
es finden sich auch in derselben nicht wenig
gottselige Hertzen/ die solch betrübtes wesen
mit viel tausend Thränen bejammern/ und
nicht nur trachten wie sie ihre Seele zur
beut darvon bringen/ sondern auch mög-
lichsten fleisses sich bemühen/ daß die so viel
befindliche mängel dermahl eins in GOttes
Segen mögen gebessert werden; Suchen
auch dieselbe/ weil sie ja der gantzen Welt

vor
K 4

mehr er in Goͤttlicher Schrifft finden wird/
wie das Reich GOttes nicht in aͤuſſerlichem
gepraͤng/ weltlicher Herꝛſchafft/ groſſem ver-
moͤgen/ ſondern in der krafft deß Geiſtes be-
ſtehe/ welche ſich bey der demuht/ gedult und
hunger am maͤchtigſten aͤuſſert. So lang
man ſich dahin nicht entſchlieſſet/ und auff
ſolche weiſe nach deß Heiligen Geiſtes ſodeut-
lichem befehl auß Babel gehet/ kan Jch
dergleichen leute nicht entſchuldigen vor
GOttes Gericht/ ja nicht einmahl glauben/
daß ihre klagen von hertzen gehen.

Wir haben freylich/ wie ſchon mit vielen
ſeufftzen erwehnet worden/ deß Babyloni-
ſchen miſch maſches/ ſuͤnden und aͤrgernuͤß in
unſerer der Lehr nach reineſten Evangeliſchen
Kirchen unermaͤßlich viel; Aber GOtt lob/
es finden ſich auch in derſelben nicht wenig
gottſelige Hertzen/ die ſolch betruͤbtes weſen
mit viel tauſend Thraͤnen bejammern/ und
nicht nur trachten wie ſie ihre Seele zur
beut darvon bringen/ ſondern auch moͤg-
lichſten fleiſſes ſich bemuͤhen/ daß die ſo viel
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vor
K 4
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[223/0249] mehr er in Goͤttlicher Schrifft finden wird/ wie das Reich GOttes nicht in aͤuſſerlichem gepraͤng/ weltlicher Herꝛſchafft/ groſſem ver- moͤgen/ ſondern in der krafft deß Geiſtes be- ſtehe/ welche ſich bey der demuht/ gedult und hunger am maͤchtigſten aͤuſſert. So lang man ſich dahin nicht entſchlieſſet/ und auff ſolche weiſe nach deß Heiligen Geiſtes ſodeut- lichem befehl auß Babel gehet/ kan Jch dergleichen leute nicht entſchuldigen vor GOttes Gericht/ ja nicht einmahl glauben/ daß ihre klagen von hertzen gehen. Wir haben freylich/ wie ſchon mit vielen ſeufftzen erwehnet worden/ deß Babyloni- ſchen miſch maſches/ ſuͤnden und aͤrgernuͤß in unſerer der Lehr nach reineſten Evangeliſchen Kirchen unermaͤßlich viel; Aber GOtt lob/ es finden ſich auch in derſelben nicht wenig gottſelige Hertzen/ die ſolch betruͤbtes weſen mit viel tauſend Thraͤnen bejammern/ und nicht nur trachten wie ſie ihre Seele zur beut darvon bringen/ ſondern auch moͤg- lichſten fleiſſes ſich bemuͤhen/ daß die ſo viel befindliche maͤngel dermahl eins in GOttes Segen moͤgen gebeſſert werden; Suchen auch dieſelbe/ weil ſie ja der gantzen Welt vor K 4

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/249>, abgerufen am 27.11.2024.