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Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676.

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was er Species empfangen/ sondern geringe
Müntze liffert/ und was der Vortheil mehr
sind/ die mir nicht alle bekannt/ und daher
wieder zu meinem Christlichen Kauffmann
mich wende.

Bey dessen einkauff der Waaren er
ferner beobachten muß/ daß er nicht verle-
gene/ verdorbene/ etc. Waaren in geringem
Preiß erkauffe/ und vor gute dem Nächsten
auffbürde/ sondern wie wir uns alle das
beste wunschen/ so müsse es auch dem neben-
Christen zu verlassen erkaufft werden. So
es nun Kauffmanns Gut ist/ so ist in wahr-
heit unverantwortlich/ wann man es dem
so es feil bietet/ umb ein geringes abschwatzet/
wider besseres wissen und gewissen verach-
tet/ und nicht in dem Preiß bezahlet/ als
es von dir selbst werth erachtet wird.
Endlich ist bey denen Kauffleuten auch in
übung/ daß sie von grossen Herren und
Reichs-Ständen gemüntztes Geld umb
harte Sorten erkauffen/ da dann in warheit
gar genau in acht zu nehmen/ daß ja der
Nächste in Schrot/ Gewicht/ falschem Zu-
satz damit nicht betrogen/ weniger denen
Ständen selbst zur verfälschung anlaß

gegeben

was er Species empfangen/ ſondern geringe
Muͤntze liffert/ und was der Vortheil mehr
ſind/ die mir nicht alle bekannt/ und daher
wieder zu meinem Chriſtlichen Kauffmann
mich wende.

Bey deſſen einkauff der Waaren er
ferner beobachten muß/ daß er nicht verle-
gene/ verdorbene/ ꝛc. Waaren in geringem
Preiß erkauffe/ und vor gute dem Naͤchſten
auffbuͤrde/ ſondern wie wir uns alle das
beſte wůnſchen/ ſo muͤſſe es auch dem neben-
Chriſten zu verlaſſen erkaufft werden. So
es nun Kauffmanns Gut iſt/ ſo iſt in wahr-
heit unverantwortlich/ wann man es dem
ſo es feil bietet/ umb ein geringes abſchwatzet/
wider beſſeres wiſſen und gewiſſen verach-
tet/ und nicht in dem Preiß bezahlet/ als
es von dir ſelbſt werth erachtet wird.
Endlich iſt bey denen Kauffleuten auch in
uͤbung/ daß ſie von groſſen Herren und
Reichs-Staͤnden gemuͤntztes Geld umb
harte Sorten erkauffen/ da dann in warheit
gar genau in acht zu nehmen/ daß ja der
Naͤchſte in Schrot/ Gewicht/ falſchem Zu-
ſatz damit nicht betrogen/ weniger denen
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[196/0222] was er Species empfangen/ ſondern geringe Muͤntze liffert/ und was der Vortheil mehr ſind/ die mir nicht alle bekannt/ und daher wieder zu meinem Chriſtlichen Kauffmann mich wende. Bey deſſen einkauff der Waaren er ferner beobachten muß/ daß er nicht verle- gene/ verdorbene/ ꝛc. Waaren in geringem Preiß erkauffe/ und vor gute dem Naͤchſten auffbuͤrde/ ſondern wie wir uns alle das beſte wůnſchen/ ſo muͤſſe es auch dem neben- Chriſten zu verlaſſen erkaufft werden. So es nun Kauffmanns Gut iſt/ ſo iſt in wahr- heit unverantwortlich/ wann man es dem ſo es feil bietet/ umb ein geringes abſchwatzet/ wider beſſeres wiſſen und gewiſſen verach- tet/ und nicht in dem Preiß bezahlet/ als es von dir ſelbſt werth erachtet wird. Endlich iſt bey denen Kauffleuten auch in uͤbung/ daß ſie von groſſen Herren und Reichs-Staͤnden gemuͤntztes Geld umb harte Sorten erkauffen/ da dann in warheit gar genau in acht zu nehmen/ daß ja der Naͤchſte in Schrot/ Gewicht/ falſchem Zu- ſatz damit nicht betrogen/ weniger denen Staͤnden ſelbſt zur verfaͤlſchung anlaß gegeben

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/222>, abgerufen am 30.11.2024.