Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.türliche liebe einander so gleich sind/ wie Jtem pag. 198. Wer einen ve[rä]chtlichen habit und klei- gewinst/
türliche liebe einander ſo gleich ſind/ wie Jtem pag. 198. Wer einen ve[rä]chtlichen habit und klei- gewinſt/
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türliche liebe einander ſo gleich ſind/ wie
zwey haar auff einem kopff/ was nemlich
die aͤuſſerliche wercke anlanget; Aber nach
dem innerlichen ſinn und meynung ſind ſie
gantz ungleich. Denn die Goͤttliche lie-
be/ ſo der Heil. Geiſt in das hertz gepflan-
tzet hat/ erhebt ſich allzeit über ſich zu Gott/
ſucht auch und begehret beydes heimlich
und oͤffentlich allein die ehre GOttes in al-
len dingen; Aber die natürliche liebe ſucht
und meynet ſich ſelbſt in allen dingen: Und
wenn ſie im menſchen die oberhand und das
regiment hat/ ſo ſtürtzet ſie ihn in vier todt-
ſünden/ nemlich in geiſtliche hoffart/
in geitz/ in füllerey und in unkeuſch-
heit: Jn welche ſünde auch Adam im Pa-
radieß gefallen iſt/ und folgends in und mit
ihm das gantze menſchliche geſchlecht.
Jtem pag. 198.
Wer einen verächtlichen habit und klei-
der annimmet/ und führt ein ſtrenges leben
in mancherley übungen der buſſe/ ſagt ab
ſeinen freunden und verwandten/ ſeinen
leiblichen gütern und allem/ davon er in der
welt troſt und freude haben koͤnte/ und ſu-
chet doch hierinnen mehr ſich ſelbſt/ auch
mehr ſeinen eigenen nutzen/ vortheil und
gewinſt/
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Zitationshilfe: | Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/418>, abgerufen am 16.07.2024. |