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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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unvorsichtige/ so vielmehr wissentlich-fal-
sche zeugen/ vor GOtt ankommet.

Dieses wäre auffs einfältigste ein mu-
ster/ wie wir uns alle/ die wir in einem der o-
bern stände leben/ vor dem HErrn zu prü-
fen haben. Jch bin versichert in meiner see-
len/ alle stücke/ welche hier vorgestellet/ sind
so bewandt/ daß sie uns/ jeglichen in seinem
beruf/ vor Gott obliegen/ und lauter unhin-
dertreibliche folgen sind der gemeinen uns
von dem HErrn vorgeschriebenen regeln;
welches auch der jenige finden wird/ der jeg-
lichem absonderlich nach sinnen/ und alles ei-
genlich nach denselben (aus den augen gese-
tzet/ was die welt/ ihro in allen siänden vor
freyheit zu machen/ und gleichsäm das ge-
gentheil zu authorisiren/ sich unterstehet) zu
examiniren sich befleissen wil. Dahero wir je
schuldig sind/ uns darnach zu untersuchen:
daraus werden wir aber finden/ wieviel ab-
sonderlich jeglicher seines ortsschuld an der
allgemeinen verderbnis/ die doch von den
beyden obern ständen sich ziemlicher massen
in den dritten ergeust/ mit habe/ und also die
allgemeine klagen ihn auch betreffen: damit
er alsdann derselben frucht in bußfertiger
erkäntnis und besserung bringe.

Ach
P 4

unvorſichtige/ ſo vielmehr wiſſentlich-fal-
ſche zeugen/ vor GOtt ankommet.

Dieſes waͤre auffs einfaͤltigſte ein mu-
ſter/ wie wir uns alle/ die wir in einem der o-
bern ſtaͤnde leben/ vor dem HErrn zu prü-
fen haben. Jch bin verſichert in meiner ſee-
len/ alle ſtücke/ welche hier vorgeſtellet/ ſind
ſo bewandt/ daß ſie uns/ jeglichen in ſeinem
beruf/ vor Gott obliegen/ und lauter unhin-
dertreibliche folgen ſind der gemeinen uns
von dem HErrn vorgeſchriebenen regeln;
welches auch der jenige finden wird/ der jeg-
lichem abſonderlich nach ſinnen/ und alles ei-
genlich nach denſelben (aus den augen geſe-
tzet/ was die welt/ ihro in allen ſiänden vor
freyheit zu machen/ und gleichſaͤm das ge-
gentheil zu authoriſiren/ ſich unterſtehet) zu
examiniren ſich befleiſſen wil. Dahero wir je
ſchuldig ſind/ uns darnach zu unterſuchen:
daraus werden wir aber finden/ wieviel ab-
ſonderlich jeglicher ſeines ortsſchuld an der
allgemeinen verderbnis/ die doch von den
beyden obern ſtaͤnden ſich ziemlicher maſſen
in den dritten ergeuſt/ mit habe/ und alſo die
allgemeine klagen ihn auch betreffen: damit
er alsdann derſelben frucht in bußfertiger
erkaͤntnis und beſſerung bringe.

Ach
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[349/0411] unvorſichtige/ ſo vielmehr wiſſentlich-fal- ſche zeugen/ vor GOtt ankommet. Dieſes waͤre auffs einfaͤltigſte ein mu- ſter/ wie wir uns alle/ die wir in einem der o- bern ſtaͤnde leben/ vor dem HErrn zu prü- fen haben. Jch bin verſichert in meiner ſee- len/ alle ſtücke/ welche hier vorgeſtellet/ ſind ſo bewandt/ daß ſie uns/ jeglichen in ſeinem beruf/ vor Gott obliegen/ und lauter unhin- dertreibliche folgen ſind der gemeinen uns von dem HErrn vorgeſchriebenen regeln; welches auch der jenige finden wird/ der jeg- lichem abſonderlich nach ſinnen/ und alles ei- genlich nach denſelben (aus den augen geſe- tzet/ was die welt/ ihro in allen ſiänden vor freyheit zu machen/ und gleichſaͤm das ge- gentheil zu authoriſiren/ ſich unterſtehet) zu examiniren ſich befleiſſen wil. Dahero wir je ſchuldig ſind/ uns darnach zu unterſuchen: daraus werden wir aber finden/ wieviel ab- ſonderlich jeglicher ſeines ortsſchuld an der allgemeinen verderbnis/ die doch von den beyden obern ſtaͤnden ſich ziemlicher maſſen in den dritten ergeuſt/ mit habe/ und alſo die allgemeine klagen ihn auch betreffen: damit er alsdann derſelben frucht in bußfertiger erkaͤntnis und beſſerung bringe. Ach P 4

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/411>, abgerufen am 24.11.2024.