Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

Bild:
<< vorherige Seite

also auch in dem geistlichen wohl seyn möge/
sondern hauptsächlich um das jenige/ daran
GOtt und unserm nechsten am meisten ge-
legen ist. Sonsten in dem gebet allein vor
uns selbs kan viel eigene gröbere und subti-
lere liebe sich finden/ und uns dasselbe ver-
dächtig seyn/ wie viel die natur theil daran
habe: was aber das gebet anlangt/ wo uns
unser hertz zeugniß gibet/ daß es aus dessel-
ben grund gehe/ wo wir beten/ daß Göttli-
cher nahme nicht nur an uns/ bey uns und
zu unsrer zeit (wo wir allemal vor uns eini-
ges davon hoffen mögen) sondern ins ge-
mein an allen orten und zu allen zeiten ge-
heiliget/ daher seine ehre zum nachtheil aller
anderer/ auch unserer eigenen ehre allein er-
höhet werde: daß sein reich komme/ nicht
nur zu uns/ und damit wir/ als dessen genos-
sen/ seine güter geniessen/ sondern ins ge-
samt/ damit seine herrschafft über alle mehr
und mehr kund/ und sonderlich in aller her-
tzen gegründet werde: daß sein wille/ nicht
nur davon wir nutzen haben/ sondern ins ge-
mein/ und also auch/ welcher uns ziemlicher
maassen möchte beschwerlich seyn/ dannoch
geschehe/ und unserm und allem übrigen
menschlichen willen vortringe: ferner/ wo

wir

alſo auch in dem geiſtlichen wohl ſeyn moͤge/
ſondern hauptſaͤchlich um das jenige/ daran
GOtt und unſerm nechſten am meiſten ge-
legen iſt. Sonſten in dem gebet allein vor
uns ſelbs kan viel eigene groͤbere und ſubti-
lere liebe ſich finden/ und uns daſſelbe ver-
daͤchtig ſeyn/ wie viel die natur theil daran
habe: was aber das gebet anlangt/ wo uns
unſer hertz zeugniß gibet/ daß es aus deſſel-
ben grund gehe/ wo wir beten/ daß Goͤttli-
cher nahme nicht nur an uns/ bey uns und
zu unſrer zeit (wo wir allemal vor uns eini-
ges davon hoffen moͤgen) ſondern ins ge-
mein an allen orten und zu allen zeiten ge-
heiliget/ daher ſeine ehre zum nachtheil aller
anderer/ auch unſerer eigenen ehre allein er-
hoͤhet werde: daß ſein reich komme/ nicht
nur zu uns/ und damit wir/ als deſſen genoſ-
ſen/ ſeine güter genieſſen/ ſondern ins ge-
ſamt/ damit ſeine herrſchafft über alle mehr
und mehr kund/ und ſonderlich in aller her-
tzen gegründet werde: daß ſein wille/ nicht
nur davon wir nutzen haben/ ſondern ins ge-
mein/ und alſo auch/ welcher uns ziemlicher
maaſſen moͤchte beſchwerlich ſeyn/ dannoch
geſchehe/ und unſerm und allem übrigen
menſchlichen willen vortringe: ferner/ wo

wir
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0330" n="268"/>
al&#x017F;o auch in dem gei&#x017F;tlichen wohl &#x017F;eyn mo&#x0364;ge/<lb/>
&#x017F;ondern haupt&#x017F;a&#x0364;chlich um das jenige/ daran<lb/>
GOtt und un&#x017F;erm nech&#x017F;ten am mei&#x017F;ten ge-<lb/>
legen i&#x017F;t. Son&#x017F;ten in dem gebet allein vor<lb/>
uns &#x017F;elbs kan viel eigene gro&#x0364;bere und &#x017F;ubti-<lb/>
lere liebe &#x017F;ich finden/ und uns da&#x017F;&#x017F;elbe ver-<lb/>
da&#x0364;chtig &#x017F;eyn/ wie viel die natur theil daran<lb/>
habe: was aber das gebet anlangt/ wo uns<lb/>
un&#x017F;er hertz zeugniß gibet/ daß es aus de&#x017F;&#x017F;el-<lb/>
ben grund gehe/ wo wir beten/ daß Go&#x0364;ttli-<lb/>
cher nahme nicht nur an uns/ bey uns und<lb/>
zu un&#x017F;rer zeit (wo wir allemal vor uns eini-<lb/>
ges davon hoffen mo&#x0364;gen) &#x017F;ondern ins ge-<lb/>
mein an allen orten und zu allen zeiten ge-<lb/>
heiliget/ daher &#x017F;eine ehre zum nachtheil aller<lb/>
anderer/ auch un&#x017F;erer eigenen ehre allein er-<lb/>
ho&#x0364;het werde: daß &#x017F;ein reich komme/ nicht<lb/>
nur zu uns/ und damit wir/ als de&#x017F;&#x017F;en geno&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ &#x017F;eine güter genie&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ondern ins ge-<lb/>
&#x017F;amt/ damit &#x017F;eine herr&#x017F;chafft über alle mehr<lb/>
und mehr kund/ und &#x017F;onderlich in aller her-<lb/>
tzen gegründet werde: daß &#x017F;ein wille/ nicht<lb/>
nur davon wir nutzen haben/ &#x017F;ondern ins ge-<lb/>
mein/ und al&#x017F;o auch/ welcher uns ziemlicher<lb/>
maa&#x017F;&#x017F;en mo&#x0364;chte be&#x017F;chwerlich &#x017F;eyn/ dannoch<lb/>
ge&#x017F;chehe/ und un&#x017F;erm und allem übrigen<lb/>
men&#x017F;chlichen willen vortringe: ferner/ wo<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wir</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[268/0330] alſo auch in dem geiſtlichen wohl ſeyn moͤge/ ſondern hauptſaͤchlich um das jenige/ daran GOtt und unſerm nechſten am meiſten ge- legen iſt. Sonſten in dem gebet allein vor uns ſelbs kan viel eigene groͤbere und ſubti- lere liebe ſich finden/ und uns daſſelbe ver- daͤchtig ſeyn/ wie viel die natur theil daran habe: was aber das gebet anlangt/ wo uns unſer hertz zeugniß gibet/ daß es aus deſſel- ben grund gehe/ wo wir beten/ daß Goͤttli- cher nahme nicht nur an uns/ bey uns und zu unſrer zeit (wo wir allemal vor uns eini- ges davon hoffen moͤgen) ſondern ins ge- mein an allen orten und zu allen zeiten ge- heiliget/ daher ſeine ehre zum nachtheil aller anderer/ auch unſerer eigenen ehre allein er- hoͤhet werde: daß ſein reich komme/ nicht nur zu uns/ und damit wir/ als deſſen genoſ- ſen/ ſeine güter genieſſen/ ſondern ins ge- ſamt/ damit ſeine herrſchafft über alle mehr und mehr kund/ und ſonderlich in aller her- tzen gegründet werde: daß ſein wille/ nicht nur davon wir nutzen haben/ ſondern ins ge- mein/ und alſo auch/ welcher uns ziemlicher maaſſen moͤchte beſchwerlich ſeyn/ dannoch geſchehe/ und unſerm und allem übrigen menſchlichen willen vortringe: ferner/ wo wir

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/330
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/330>, abgerufen am 16.07.2024.