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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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türliche freude nur folget/ wo die/ sache
wol gerathen/ oder das geschäffte der
massen gewesen/ daß wir von selbs lust
darzu gehabt haben/ gründet sich auch nicht
eigenlich darauff/ daß wir Gott gehorsamet/
sondern auff das jenige/ was wir ausgerich-
tet/ was wir davon vorehre oder vortheil ha-
ben/ oder noch hoffen können/ und hatimmer
eine eigne liebe mit in sich/ entweder auff eine
gröbere oder subtilere art. Dergleichen aber
sich nicht bey der göttlichen freude findet.
Von den höhern graden der freude aber/
davon Paulus redet/ Hebr. 6/ 4. 5. die in
dem geschmack der himmlischen gaben/
auch des gütigen Wortes GOttes/ und der
kräfften der zukünfftigen welt bestehet/ läs-
set sich nicht hier viel handeln oder reden/ als
die uns meistens zu hoch ist.

§. 83.

Wir setzen endlich noch hinzu 8.
das gebet/ so auch eine gnaden-wirckung/
und eine übung des glaubens/ der liebe und
der demuth ist. Daher bey demselben das
meiste wiedrum platz hat/ was bey diesen be-
reits erinnert worden. So ist nun so wol das
gebet an sich selbs/ wo dasselbe rechtschaf-
fen ist/ (dann ja niemand Christum ei-
nen HErrn nennen kan/ ohn durch den

Hei-

türliche freude nur folget/ wo die/ ſache
wol gerathen/ oder das geſchaͤffte der
maſſen geweſen/ daß wir von ſelbs luſt
darzu gehabt haben/ gründet ſich auch nicht
eigenlich darauff/ daß wir Gott gehorſamet/
ſondern auff das jenige/ was wir ausgerich-
tet/ was wir davon voꝛehre odeꝛ vortheil ha-
ben/ odeꝛ noch hoffen koͤnnen/ und hatimmeꝛ
eine eigne liebe mit in ſich/ entweder auff eine
groͤbere oder ſubtilere art. Dergleichen aber
ſich nicht bey der goͤttlichen freude findet.
Von den hoͤhern graden der freude aber/
davon Paulus redet/ Hebr. 6/ 4. 5. die in
dem geſchmack der himmliſchen gaben/
auch des gütigen Wortes GOttes/ und der
kraͤfften der zukünfftigen welt beſtehet/ laͤſ-
ſet ſich nicht hier viel handeln oder reden/ als
die uns meiſtens zu hoch iſt.

§. 83.

Wir ſetzen endlich noch hinzu 8.
das gebet/ ſo auch eine gnaden-wirckung/
und eine übung des glaubens/ der liebe und
der demuth iſt. Daher bey demſelben das
meiſte wiedrum platz hat/ was bey dieſen be-
reits erinneꝛt worden. So iſt nun ſo wol das
gebet an ſich ſelbs/ wo daſſelbe rechtſchaf-
fen iſt/ (dann ja niemand Chriſtum ei-
nen HErrn nennen kan/ ohn durch den

Hei-
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[261/0323] türliche freude nur folget/ wo die/ ſache wol gerathen/ oder das geſchaͤffte der maſſen geweſen/ daß wir von ſelbs luſt darzu gehabt haben/ gründet ſich auch nicht eigenlich darauff/ daß wir Gott gehorſamet/ ſondern auff das jenige/ was wir ausgerich- tet/ was wir davon voꝛehre odeꝛ vortheil ha- ben/ odeꝛ noch hoffen koͤnnen/ und hatimmeꝛ eine eigne liebe mit in ſich/ entweder auff eine groͤbere oder ſubtilere art. Dergleichen aber ſich nicht bey der goͤttlichen freude findet. Von den hoͤhern graden der freude aber/ davon Paulus redet/ Hebr. 6/ 4. 5. die in dem geſchmack der himmliſchen gaben/ auch des gütigen Wortes GOttes/ und der kraͤfften der zukünfftigen welt beſtehet/ laͤſ- ſet ſich nicht hier viel handeln oder reden/ als die uns meiſtens zu hoch iſt. §. 83. Wir ſetzen endlich noch hinzu 8. das gebet/ ſo auch eine gnaden-wirckung/ und eine übung des glaubens/ der liebe und der demuth iſt. Daher bey demſelben das meiſte wiedrum platz hat/ was bey dieſen be- reits erinneꝛt worden. So iſt nun ſo wol das gebet an ſich ſelbs/ wo daſſelbe rechtſchaf- fen iſt/ (dann ja niemand Chriſtum ei- nen HErrn nennen kan/ ohn durch den Hei-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/323>, abgerufen am 24.11.2024.