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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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Anspruch.
ohne bedacht aus den ermeln heraus zu
schütteln/ wo bey ich wenig segen zu seyn bil-
lich sorge. Lasset uns das Wort GOttes
selbs unser vornehmstes buch seyn/ aus de-
me/ und nicht so viel oder allein aus mensch-
lichen büchern/ das jenige zu lernen/ was wir
den gemeinden vortragen sollen/ dann da ist
die qvelle des lebendigen wassers ohne einige
vermischung/ und die es daraus unmittel-
bar schöpffen/ richten gewiß mehr aus/ als
die es erst aus den weit hergeleiteten men-
schen canalen, wo es offt bereits vieles seiner
rechten krafft verlohren/ und gleichsam
matt/ oder doch ziemlich trübe worden/ her
zu holen sich gewehnen. Lasset uns beflissen
seyn/ mit einem heiligen vorsatz an die arbeit
des meditirens/ concipirens und predigens
zu gehen/ daß wir den willen des HErrn un-
sern anvertrauten nach dem besten vermö-
gen/ wie wir es vor GOtt jedesmal zu ihrer
selgen aufferbauung am nützlichsten erken-
nen/ und uns allemal der text dazu anlaß gi-
bet/ ohne änderung vorzutragen. Lasset uns
das straff-amt führen in heiligem eiffer vor
GOttes ehre/ in brünstiger liebe zu der men-
schen seligkeit/ und in sanfftmütiger erbar-
mung gegen die jenige/ welche wir straffen

müssen:

Anſpruch.
ohne bedacht aus den ermeln heraus zu
ſchütteln/ wo bey ich wenig ſegen zu ſeyn bil-
lich ſorge. Laſſet uns das Wort GOttes
ſelbs unſer vornehmſtes buch ſeyn/ aus de-
me/ und nicht ſo viel oder allein aus menſch-
lichen büchern/ das jenige zu lernen/ was wir
den gemeinden vortragen ſollen/ dann da iſt
die qvelle des lebendigen waſſers ohne einige
vermiſchung/ und die es daraus unmittel-
bar ſchoͤpffen/ richten gewiß mehr aus/ als
die es erſt aus den weit hergeleiteten men-
ſchen canalen, wo es offt bereits vieles ſeiner
rechten krafft verlohren/ und gleichſam
matt/ oder doch ziemlich trübe worden/ her
zu holen ſich gewehnen. Laſſet uns befliſſen
ſeyn/ mit einem heiligen vorſatz an die arbeit
des meditirens/ concipirens und predigens
zu gehen/ daß wir den willen des HErrn un-
ſern anvertrauten nach dem beſten vermoͤ-
gen/ wie wir es vor GOtt jedesmal zu ihrer
ſelgen aufferbauung am nützlichſten erken-
nen/ und uns allemal der text dazu anlaß gi-
bet/ ohne aͤnderung vorzutragen. Laſſet uns
das ſtraff-amt führen in heiligem eiffer vor
GOttes ehre/ in brünſtiger liebe zu der men-
ſchen ſeligkeit/ und in ſanfftmütiger erbar-
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[0030] Anſpruch. ohne bedacht aus den ermeln heraus zu ſchütteln/ wo bey ich wenig ſegen zu ſeyn bil- lich ſorge. Laſſet uns das Wort GOttes ſelbs unſer vornehmſtes buch ſeyn/ aus de- me/ und nicht ſo viel oder allein aus menſch- lichen büchern/ das jenige zu lernen/ was wir den gemeinden vortragen ſollen/ dann da iſt die qvelle des lebendigen waſſers ohne einige vermiſchung/ und die es daraus unmittel- bar ſchoͤpffen/ richten gewiß mehr aus/ als die es erſt aus den weit hergeleiteten men- ſchen canalen, wo es offt bereits vieles ſeiner rechten krafft verlohren/ und gleichſam matt/ oder doch ziemlich trübe worden/ her zu holen ſich gewehnen. Laſſet uns befliſſen ſeyn/ mit einem heiligen vorſatz an die arbeit des meditirens/ concipirens und predigens zu gehen/ daß wir den willen des HErrn un- ſern anvertrauten nach dem beſten vermoͤ- gen/ wie wir es vor GOtt jedesmal zu ihrer ſelgen aufferbauung am nützlichſten erken- nen/ und uns allemal der text dazu anlaß gi- bet/ ohne aͤnderung vorzutragen. Laſſet uns das ſtraff-amt führen in heiligem eiffer vor GOttes ehre/ in brünſtiger liebe zu der men- ſchen ſeligkeit/ und in ſanfftmütiger erbar- mung gegen die jenige/ welche wir ſtraffen müſſen:

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/30>, abgerufen am 21.11.2024.