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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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he thun will (welche auffsteigende gelüste
auch etwa bey guten seelen sich finden/ die
ihnen aber kräfftig widerstehen/ und mit be-
trübniß und demuth vor GOtt daraus die
unvollkommenheit ihrer erneuerung erken-
nen) sondern solche mißgunst gegen den an-
dern bey uns hegen/ auch daraus thätlich
des nechsten ruhm zu schmälern uns unter-
stehen. Daher was bey solchem hertzen von
uns geschiehet/ uns verdächtig seyn muß/
daß es nicht richtig damit seye/ weil es uns
an der demuth mangelt/ welche allein ein
bequemer acker ist/ darauff etwas GOtt-
gefälliges wachsen kan,/ und darauff sein
Geist arbeitet.

§. 67.

Wie wir an den heiligen männern
Gottes auch dieses zeugnis ihrer demuth in
ihren schrifften antreffen/ daß sie ihre fehler
selbs auffgezeichnet/ und dero gedächtnis/
so gleichwol ihren ruhm etlicher massen ver-
dunckeln könte/ auf die nach-welt fort ge-
pflantzet haben/ da sie darinnen den preiß der
ihnen wiederfahrnen barmhertzigkeit Got-
tes und die erbauung anderer zu finden hoff-
ten/ so mag auch 4. die wahre Göttliche de-
muth daran erkant werden/ wo wir unsere
fehler gern bey andern/ auch wol gar öffent-

lich/
J 5

he thun will (welche auffſteigende gelüſte
auch etwa bey guten ſeelen ſich finden/ die
ihnen aber kraͤfftig widerſtehen/ und mit be-
trübniß und demuth vor GOtt daraus die
unvollkommenheit ihrer erneuerung erken-
nen) ſondern ſolche mißgunſt gegen den an-
dern bey uns hegen/ auch daraus thaͤtlich
des nechſten ruhm zu ſchmaͤlern uns unter-
ſtehen. Daher was bey ſolchem hertzen von
uns geſchiehet/ uns verdaͤchtig ſeyn muß/
daß es nicht richtig damit ſeye/ weil es uns
an der demuth mangelt/ welche allein ein
bequemer acker iſt/ darauff etwas GOtt-
gefaͤlliges wachſen kan,/ und darauff ſein
Geiſt arbeitet.

§. 67.

Wie wir an den heiligen maͤnnern
Gottes auch dieſes zeugnis ihrer demuth in
ihren ſchrifften antreffen/ daß ſie ihre fehler
ſelbs auffgezeichnet/ und dero gedaͤchtnis/
ſo gleichwol ihren ruhm etlicher maſſen ver-
dunckeln koͤnte/ auf die nach-welt fort ge-
pflantzet haben/ da ſie darinnen den preiß der
ihnen wiederfahrnen barmhertzigkeit Got-
tes und die erbauung andereꝛ zu finden hoff-
ten/ ſo mag auch 4. die wahre Goͤttliche de-
muth daran erkant werden/ wo wir unſere
fehler gern bey andern/ auch wol gar oͤffent-

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J 5
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[201/0263] he thun will (welche auffſteigende gelüſte auch etwa bey guten ſeelen ſich finden/ die ihnen aber kraͤfftig widerſtehen/ und mit be- trübniß und demuth vor GOtt daraus die unvollkommenheit ihrer erneuerung erken- nen) ſondern ſolche mißgunſt gegen den an- dern bey uns hegen/ auch daraus thaͤtlich des nechſten ruhm zu ſchmaͤlern uns unter- ſtehen. Daher was bey ſolchem hertzen von uns geſchiehet/ uns verdaͤchtig ſeyn muß/ daß es nicht richtig damit ſeye/ weil es uns an der demuth mangelt/ welche allein ein bequemer acker iſt/ darauff etwas GOtt- gefaͤlliges wachſen kan,/ und darauff ſein Geiſt arbeitet. §. 67. Wie wir an den heiligen maͤnnern Gottes auch dieſes zeugnis ihrer demuth in ihren ſchrifften antreffen/ daß ſie ihre fehler ſelbs auffgezeichnet/ und dero gedaͤchtnis/ ſo gleichwol ihren ruhm etlicher maſſen ver- dunckeln koͤnte/ auf die nach-welt fort ge- pflantzet haben/ da ſie darinnen den preiß der ihnen wiederfahrnen barmhertzigkeit Got- tes und die erbauung andereꝛ zu finden hoff- ten/ ſo mag auch 4. die wahre Goͤttliche de- muth daran erkant werden/ wo wir unſere fehler gern bey andern/ auch wol gar oͤffent- lich/ J 5

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/263>, abgerufen am 24.11.2024.