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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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sonderlich nach dem solche gebete gemeinig-
lich in dem hertzen geschehen/ und niemand/
als GOtt/ zu zeugen haben/ daher nichts
von anderem gesuch darunter verborgen
seyn mag.

§. 57.

Nun alle die gedachte stücke sind
kennzeichen der liebe/ und zwar wo sie richtig
sind/ zeugnüssen einer Göttlich-gear-
teten liebe: es gehöret aber auch dazu/
daß man sich der liebe und sanfftmuth be-
fleißige/ nicht aus deme eigenlich/ damit wir
unsere seelen in einer ruhe behalten/ sondern
aus liebe zu GOttes gebot und dessen exem-
pel. Sonsten weil sie bey aller liebe an sich
selbs viel mehrere beruhigung eines ge-
müths/ und demselben also wol dabey ist/
sonderlich in der sanfftmuth/ da mans mit
den jenigen zu thun hat/ die uns zu wider-
willen reitzen/ da hingegen der zorn und heff-
tigkeit den jenigen/ den er einnimmet/ zu erst
und oft mehr verletzet und verunruhiget/ als
den jenigen/ der davon leyden muß/ so be-
greifft der natürliche verstand solchen nutzen
auch wol/ und wird ein kluger/ ob wol un-
widergebohrner mann/ sich manchmahl vor
zorn hüten/ und der sanfftmuth befleißigen/
bey dem dannoch die wahre liebe des nechsten

nicht
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ſonderlich nach dem ſolche gebete gemeinig-
lich in dem hertzen geſchehen/ und niemand/
als GOtt/ zu zeugen haben/ daher nichts
von anderem geſuch darunter verborgen
ſeyn mag.

§. 57.

Nun alle die gedachte ſtücke ſind
kennzeichen der liebe/ und zwar wo ſie richtig
ſind/ zeugnüſſen einer Goͤttlich-gear-
teten liebe: es gehoͤret aber auch dazu/
daß man ſich der liebe und ſanfftmuth be-
fleißige/ nicht aus deme eigenlich/ damit wir
unſere ſeelen in einer ruhe behalten/ ſondern
aus liebe zu GOttes gebot und deſſen exem-
pel. Sonſten weil ſie bey aller liebe an ſich
ſelbs viel mehrere beruhigung eines ge-
müths/ und demſelben alſo wol dabey iſt/
ſonderlich in der ſanfftmuth/ da mans mit
den jenigen zu thun hat/ die uns zu wider-
willen reitzen/ da hingegen der zorn und heff-
tigkeit den jenigen/ den er einnimmet/ zu erſt
und oft mehr verletzet und verunruhiget/ als
den jenigen/ der davon leyden muß/ ſo be-
greifft der natürliche veꝛſtand ſolchen nutzen
auch wol/ und wird ein kluger/ ob wol un-
widergebohrner mann/ ſich manchmahl vor
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[171/0233] ſonderlich nach dem ſolche gebete gemeinig- lich in dem hertzen geſchehen/ und niemand/ als GOtt/ zu zeugen haben/ daher nichts von anderem geſuch darunter verborgen ſeyn mag. §. 57. Nun alle die gedachte ſtücke ſind kennzeichen der liebe/ und zwar wo ſie richtig ſind/ zeugnüſſen einer Goͤttlich-gear- teten liebe: es gehoͤret aber auch dazu/ daß man ſich der liebe und ſanfftmuth be- fleißige/ nicht aus deme eigenlich/ damit wir unſere ſeelen in einer ruhe behalten/ ſondern aus liebe zu GOttes gebot und deſſen exem- pel. Sonſten weil ſie bey aller liebe an ſich ſelbs viel mehrere beruhigung eines ge- müths/ und demſelben alſo wol dabey iſt/ ſonderlich in der ſanfftmuth/ da mans mit den jenigen zu thun hat/ die uns zu wider- willen reitzen/ da hingegen der zorn und heff- tigkeit den jenigen/ den er einnimmet/ zu erſt und oft mehr verletzet und verunruhiget/ als den jenigen/ der davon leyden muß/ ſo be- greifft der natürliche veꝛſtand ſolchen nutzen auch wol/ und wird ein kluger/ ob wol un- widergebohrner mann/ ſich manchmahl vor zorn hüten/ und der ſanfftmuth befleißigen/ bey dem dañoch die wahre liebe des nechſten nicht H 2

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/233>, abgerufen am 28.11.2024.