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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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telbar gegen uns begangen werden/ wo dann
nichts leichter ist/ als daß unter dem vor-
wand eines Göttlichen sich der fleischliche
eiffer verberge. Daher rechtschaffene
Christen in solchem fall/ wo wider sie gesun-
diget worden/ als ihres betrüglichen her-
tzens wohl bewust/ sich in dem eifer so zurück
zu halten pflegen/ daß man gedencken solte/
sie hätten ursach vor GOtt wider sothanes
übel mehr zu eiffern/ aber sie trauen theils
selbs ihrem eigenen hertzen nicht/ damit es
sie nicht überliste/ und sich das fleisch eines
ihm bequemen vortheils bediene/ theils hü-
ten sie sich/ damit nicht andere/ so die sache
nicht gnug zu untersuchen vermögen/ sich
an ihrem ob wol Göttlichem eiffer ärgern/
und denselben vor privat affecten achten-
de/ zur nachfolge reitzen und verführen las-
sen. Daher überlassen sie es lieber/ daß
vielmehr andere/ die weniger partheyisch/
oder dergleichen von denselben gesorget
werden kan/ gegen solche sünden eiffern/
sonderlich wo es zu einer würcklichen be-
straffung kommen solle.

§. 33.

Zu den vorigen kömmt 3. noch
dieser unterscheid/ daß der Göttliche eiffer
dem Göttlichen exempel auch folget. GOtt

eiffert

telbar gegen uns begangen werden/ wo dañ
nichts leichter iſt/ als daß unter dem vor-
wand eines Goͤttlichen ſich der fleiſchliche
eiffer verberge. Daher rechtſchaffene
Chriſten in ſolchem fall/ wo wider ſie geſun-
diget worden/ als ihres betrüglichen her-
tzens wohl bewuſt/ ſich in dem eifer ſo zurück
zu halten pflegen/ daß man gedencken ſolte/
ſie haͤtten urſach vor GOtt wider ſothanes
übel mehr zu eiffern/ aber ſie trauen theils
ſelbs ihrem eigenen hertzen nicht/ damit es
ſie nicht überliſte/ und ſich das fleiſch eines
ihm bequemen vortheils bediene/ theils hü-
ten ſie ſich/ damit nicht andere/ ſo die ſache
nicht gnug zu unterſuchen vermoͤgen/ ſich
an ihrem ob wol Goͤttlichem eiffer aͤrgern/
und denſelben vor privat affecten achten-
de/ zur nachfolge reitzen und verführen laſ-
ſen. Daher überlaſſen ſie es lieber/ daß
vielmehr andere/ die weniger partheyiſch/
oder dergleichen von denſelben geſorget
werden kan/ gegen ſolche ſünden eiffern/
ſonderlich wo es zu einer würcklichen be-
ſtraffung kommen ſolle.

§. 33.

Zu den vorigen koͤmmt 3. noch
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dem Goͤttlichen exempel auch folget. GOtt

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[94/0156] telbar gegen uns begangen werden/ wo dañ nichts leichter iſt/ als daß unter dem vor- wand eines Goͤttlichen ſich der fleiſchliche eiffer verberge. Daher rechtſchaffene Chriſten in ſolchem fall/ wo wider ſie geſun- diget worden/ als ihres betrüglichen her- tzens wohl bewuſt/ ſich in dem eifer ſo zurück zu halten pflegen/ daß man gedencken ſolte/ ſie haͤtten urſach vor GOtt wider ſothanes übel mehr zu eiffern/ aber ſie trauen theils ſelbs ihrem eigenen hertzen nicht/ damit es ſie nicht überliſte/ und ſich das fleiſch eines ihm bequemen vortheils bediene/ theils hü- ten ſie ſich/ damit nicht andere/ ſo die ſache nicht gnug zu unterſuchen vermoͤgen/ ſich an ihrem ob wol Goͤttlichem eiffer aͤrgern/ und denſelben vor privat affecten achten- de/ zur nachfolge reitzen und verführen laſ- ſen. Daher überlaſſen ſie es lieber/ daß vielmehr andere/ die weniger partheyiſch/ oder dergleichen von denſelben geſorget werden kan/ gegen ſolche ſünden eiffern/ ſonderlich wo es zu einer würcklichen be- ſtraffung kommen ſolle. §. 33. Zu den vorigen koͤmmt 3. noch dieſer unterſcheid/ daß der Goͤttliche eiffer dem Goͤttlichen exempel auch folget. GOtt eiffert

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/156>, abgerufen am 25.11.2024.