Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.ARTIC. VI. SECT. VI. kan die göttliche mittheilung der herrlichkeit so gar nicht der unmittelbare grundder gegenwart CHristi im H. Abendmahl seyn, weil aus derselben allein CHri- stus nicht mehr in dem Sacrament als an andern orten ist, jene aber kömmt her aus der einsetzung des HErren. Zu dem scrupel selbs aber zu gleich zu kommen, so nehme 1. gern des herrn bekäntnüß an, daß auch den unwürdigen mit dem essen und trincken, in einer wahrhafftigen, thätlichen und kräfftigen darreichung (ve- ra reali & efficaci oblatione) der leib und das blut CHristi zugegen seye. Wo aber dieses zugegeben wird, sehe ich nicht, wie derselbe verwehren könne, daß nicht folge, daß denn auch jene denselben essen und geniessen: ja es wird fast alles damit hinfallen, was derselbe der niessung der unwürdigen entgegen zu halten sich bemü- het. 2. Bemercke ferner, daß derselbe nicht bemühet ist, gründe gegen diese nies- sung anzuführen, da sich die schwäche bald würde gezeiget haben, sondern er will allein der unsern argumenten vor solche niessung examiniren. Es wäre aber je- ner erweiß sein r seit auch billich gewesen. Was nun 3. solches examiniren an- langet, wird die kraft der beweißthum bey weitem noch nicht unterbrochen, wie nach ein ander sich zeigen wird. 1. betreffend die worte der einsetzung, müssen wir mercken, daß die krafft darinnen stecke, wann der HErr spricht, von demjenigen brod, das er darreicht, das ist mein leib, von dem kelch, das ist das blut des neuen testaments, dabey unter uns ausgemacht seyn wird, es seyen solche nicht zu verstehen von einer transsubstantiation oder verwandelung, noch auch von einer solchen vereinigung des brods und leibes, des weins und blutes, daraus die beyde mit einander genom- men, und im solchem gebrauch nicht von einander getrennet werden können. Wer demnach dieses brod isset, der kan nicht anders als auch den leib CHristi mit essen, indem göttliches wort und ordnung, solche beyde in der sacramentlichen niessung al- so verbunden hat, daß krafft der einsetzung des HErrn, wo seine stifftung gehalten, kein blosses brod gegeben wird, sondern ein mit dem leibe CHristi sacramentlich vereinigtes brod, (welches zwar der Herr scheinet zuzugeben, weil er eine wahr- hafftige, thätige und kräfftige darreichung gestehet) was aber gegeben wird, das- selbe empfänget auch der, dem es gegeben, er seye unwürdig oder würdig. Jn- dem die vereinigung der beyden des irdischen und himmlischen in dem sacrament nicht herkomt von dem empfangenden, noch darff der glaube erst solches zuwe- ge bringen, sondern von der allmacht und wahrheit des einsetzers und obersten dar- reichers. Wann es aber heisset, der HERR habe nicht geredet oder reden wollen zu gottlosen, sondern zu seinen wahrhafftig gläubigen jüngern, wenn er gesagt, nehmet, esset, trincket etc. so widerspricht solches dem zugegebenen, daß CHri- stus den unwürdigen seinen leib auch wahrhafftig darreiche, dann das heißt es ih- nen sagen, nehmet esset, trincket etc. ferner können wir weder sagen, daß Chri- stus solche wort geredet zu gottlosen, noch zu wahrhafftig gläubigen, jedes mit ausschliessung der andern, sondern zu einer gemeinde, die sich zu ihm bekente, dero IV. Theil. y y y y
ARTIC. VI. SECT. VI. kan die goͤttliche mittheilung der herrlichkeit ſo gar nicht der unmittelbare grundder gegenwart CHriſti im H. Abendmahl ſeyn, weil aus derſelben allein CHri- ſtus nicht mehr in dem Sacrament als an andern orten iſt, jene aber koͤmmt her aus der einſetzung des HErren. Zu dem ſcrupel ſelbs aber zu gleich zu kommen, ſo nehme 1. gern des herrn bekaͤntnuͤß an, daß auch den unwuͤrdigen mit dem eſſen und trincken, in einer wahrhafftigen, thaͤtlichen und kraͤfftigen darreichung (ve- ra reali & efficaci oblatione) der leib und das blut CHriſti zugegen ſeye. Wo aber dieſes zugegeben wird, ſehe ich nicht, wie derſelbe verwehren koͤnne, daß nicht folge, daß denn auch jene denſelben eſſen und genieſſen: ja es wird faſt alles damit hinfallen, was derſelbe der nieſſung der unwuͤrdigen entgegen zu halten ſich bemuͤ- het. 2. Bemercke ferner, daß derſelbe nicht bemuͤhet iſt, gruͤnde gegen dieſe nieſ- ſung anzufuͤhren, da ſich die ſchwaͤche bald wuͤrde gezeiget haben, ſondern er will allein der unſern argumenten vor ſolche nieſſung examiniren. Es waͤre aber je- ner erweiß ſein r ſeit auch billich geweſen. Was nun 3. ſolches examiniren an- langet, wird die kraft der beweißthum bey weitem noch nicht unterbrochen, wie nach ein ander ſich zeigen wird. 1. betreffend die worte der einſetzung, muͤſſen wir mercken, daß die krafft darinnen ſtecke, wann der HErr ſpricht, von demjenigen brod, das er darreicht, das iſt mein leib, von dem kelch, das iſt das blut des neuen teſtaments, dabey unter uns ausgemacht ſeyn wird, es ſeyen ſolche nicht zu verſtehen von einer transſubſtantiation oder verwandelung, noch auch von einer ſolchen vereinigung des brods und leibes, des weins und blutes, daraus die beyde mit einander genom- men, und im ſolchem gebrauch nicht von einander getrennet werden koͤnnen. Wer demnach dieſes brod iſſet, der kan nicht anders als auch den leib CHriſti mit eſſen, indem goͤttliches wort und ordnung, ſolche beyde in der ſacramentlichen nieſſung al- ſo verbunden hat, daß krafft der einſetzung des HErrn, wo ſeine ſtifftung gehalten, kein bloſſes brod gegeben wird, ſondern ein mit dem leibe CHriſti ſacramentlich vereinigtes brod, (welches zwar der Herr ſcheinet zuzugeben, weil er eine wahr- hafftige, thaͤtige und kraͤfftige darreichung geſtehet) was aber gegeben wird, daſ- ſelbe empfaͤnget auch der, dem es gegeben, er ſeye unwuͤrdig oder wuͤrdig. Jn- dem die vereinigung der beyden des irdiſchen und himmliſchen in dem ſacrament nicht herkomt von dem empfangenden, noch darff der glaube erſt ſolches zuwe- ge bringen, ſondern von der allmacht und wahrheit des einſetzers und oberſten dar- reichers. Wann es aber heiſſet, der HERR habe nicht geredet oder reden wollen zu gottloſen, ſondern zu ſeinen wahrhafftig glaͤubigen juͤngern, wenn er geſagt, nehmet, eſſet, trincket ꝛc. ſo widerſpricht ſolches dem zugegebenen, daß CHri- ſtus den unwuͤrdigen ſeinen leib auch wahrhafftig darreiche, dann das heißt es ih- nen ſagen, nehmet eſſet, trincket ꝛc. ferner koͤnnen wir weder ſagen, daß Chri- ſtus ſolche wort geredet zu gottloſen, noch zu wahrhafftig glaͤubigen, jedes mit ausſchlieſſung der andern, ſondern zu einer gemeinde, die ſich zu ihm bekente, dero IV. Theil. y y y y
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ARTIC. VI. SECT. VI.
kan die goͤttliche mittheilung der herrlichkeit ſo gar nicht der unmittelbare grund
der gegenwart CHriſti im H. Abendmahl ſeyn, weil aus derſelben allein CHri-
ſtus nicht mehr in dem Sacrament als an andern orten iſt, jene aber koͤmmt her
aus der einſetzung des HErren. Zu dem ſcrupel ſelbs aber zu gleich zu kommen,
ſo nehme 1. gern des herrn bekaͤntnuͤß an, daß auch den unwuͤrdigen mit dem eſſen
und trincken, in einer wahrhafftigen, thaͤtlichen und kraͤfftigen darreichung (ve-
ra reali & efficaci oblatione) der leib und das blut CHriſti zugegen ſeye. Wo
aber dieſes zugegeben wird, ſehe ich nicht, wie derſelbe verwehren koͤnne, daß nicht
folge, daß denn auch jene denſelben eſſen und genieſſen: ja es wird faſt alles damit
hinfallen, was derſelbe der nieſſung der unwuͤrdigen entgegen zu halten ſich bemuͤ-
het. 2. Bemercke ferner, daß derſelbe nicht bemuͤhet iſt, gruͤnde gegen dieſe nieſ-
ſung anzufuͤhren, da ſich die ſchwaͤche bald wuͤrde gezeiget haben, ſondern er will
allein der unſern argumenten vor ſolche nieſſung examiniren. Es waͤre aber je-
ner erweiß ſein r ſeit auch billich geweſen. Was nun 3. ſolches examiniren an-
langet, wird die kraft der beweißthum bey weitem noch nicht unterbrochen, wie nach
ein ander ſich zeigen wird. 1. betreffend die worte der einſetzung, muͤſſen wir mercken,
daß die krafft darinnen ſtecke, wann der HErr ſpricht, von demjenigen brod, das er
darreicht, das iſt mein leib, von dem kelch, das iſt das blut des neuen teſtaments,
dabey unter uns ausgemacht ſeyn wird, es ſeyen ſolche nicht zu verſtehen von einer
transſubſtantiation oder verwandelung, noch auch von einer ſolchen vereinigung
des brods und leibes, des weins und blutes, daraus die beyde mit einander genom-
men, und im ſolchem gebrauch nicht von einander getrennet werden koͤnnen. Wer
demnach dieſes brod iſſet, der kan nicht anders als auch den leib CHriſti mit eſſen,
indem goͤttliches wort und ordnung, ſolche beyde in der ſacramentlichen nieſſung al-
ſo verbunden hat, daß krafft der einſetzung des HErrn, wo ſeine ſtifftung gehalten,
kein bloſſes brod gegeben wird, ſondern ein mit dem leibe CHriſti ſacramentlich
vereinigtes brod, (welches zwar der Herr ſcheinet zuzugeben, weil er eine wahr-
hafftige, thaͤtige und kraͤfftige darreichung geſtehet) was aber gegeben wird, daſ-
ſelbe empfaͤnget auch der, dem es gegeben, er ſeye unwuͤrdig oder wuͤrdig. Jn-
dem die vereinigung der beyden des irdiſchen und himmliſchen in dem ſacrament
nicht herkomt von dem empfangenden, noch darff der glaube erſt ſolches zuwe-
ge bringen, ſondern von der allmacht und wahrheit des einſetzers und oberſten dar-
reichers. Wann es aber heiſſet, der HERR habe nicht geredet oder reden wollen
zu gottloſen, ſondern zu ſeinen wahrhafftig glaͤubigen juͤngern, wenn er geſagt,
nehmet, eſſet, trincket ꝛc. ſo widerſpricht ſolches dem zugegebenen, daß CHri-
ſtus den unwuͤrdigen ſeinen leib auch wahrhafftig darreiche, dann das heißt es ih-
nen ſagen, nehmet eſſet, trincket ꝛc. ferner koͤnnen wir weder ſagen, daß Chri-
ſtus ſolche wort geredet zu gottloſen, noch zu wahrhafftig glaͤubigen, jedes
mit ausſchlieſſung der andern, ſondern zu einer gemeinde, die ſich zu ihm bekente,
dero
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