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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.

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ARTIC. VI. SECT. VI.
proprietates naturales, to personaliter ad beneficium unionis personalis.
Wiederum contra Martinium p. 37. Christus ut homo est in caelo per praesen-
tiam carnis, i. e. per naturam carnis, per modum veri corporis, ratione loci s.

pou~. Christus vt homo est in ecclesia, in S. coena per praesentiam maiestatis, id
est, hujus praesentiae fundamentum, causa & modus est, non aliqua ma-
gnitudo corporis, sed maiest is illa diuina carni per unionem personalem &
sessionem ad dextram Dei communicata.
Wiederum da er redet von des leibes
Christi gegenwart in dem himmel, macht er diese propositiones. Corpus Chri-
sti est finitum & cir cumscriptum.
(Das er nachmal erkläret de circumscriptio-
ne non exteriori sed interiori.) corpus Christi existens in coelo in loco pro-
prie dicto non est, sed in
pou~ coe[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]esti. Jch bin versichert, ob man auch andere unsre
Theologos aufschlüge, werden sie allezeit den unterscheid unter der natürlichen und
persönlichen gegenwart machen, und die nicht leiblich, corporalem oder somati-
ken nennen. Die unterschiedliche arten fasset D. Joh. Olearius im geistlichen
hand-buch T. I. art. 49. p. 766. Da er die allgegenwart Christi also beschreibet: ei-
ne solche herrlichkeit, die Christo als einem wahren menschen wahrhaftig
ist mitgetheilet worden, also daß er über die im stande der erniedrigung
ihm zustehende art und weise, wo er mit seinem leib räumlich an einem
gewissen ort gewesen, und nunmehr nach art des verklärten leibes im
himmel den seligen seelen und engeln gegenwärtig ist, auch kan und will
sowol im heiligen abendmahl und bey seiner kirchen, als bey allen creatu-
ren in der gantzen welt im himmel und auf erden gegenwärtig seyn.

Wol erwogen dieses alles sehe ich nicht, worinnen desselben scrupel in diesem
punct bestehe, sondern vielmehr, wie er sich erkläret, ists die rechte eigenliche lehr
unserer kirchen, wo sie recht gefasset wird: und müssen wir weder um der natürli-
chen gegenwart, nach dero der leib Christi jetzt allein im himmel ist, die persönliche
allgegenwart, noch um dieser willen, die andere aufheben, sondern sie stehen bey
einander, wie die auffarth und sitzung zur rechten, deren jene der natürlichen gegen-
wart, diese der allgegenwart grund ist.

Was einige aus der F. C angeführte stellen anlangt, wo man sie recht ansi-
het, seynd so schwer nicht zu fassen: daß Christi menschheit nicht raumlich (locali-
ter)
ausgespannet seye, ist offenbar, und beschweren wir uns allezeit wo man uns
unter dem namen der ubiquitaet eine solche expansion andichten will, daß man
uns darinnen zuviel thue. Wann aber Lutherus spricht, er traue nicht zu sagen,
daß göttliche macht nicht verschaffen könte, daß ein leib zugleich in viel orten auch
gar leiblich und begreifflich seyn könte, redet er nicht von der art, wie Christi leib zuge-
gen seye, sondern von der göttlichen allmacht, dero nichts unmüglich wäre. Dann ob
es wol nicht begreifflich, wie solches ohne extension geschehen könte, so ist doch un-
sere vernunfft nicht die regel dessen, was göttlicher macht müglich seye oder nicht, in-

dem

ARTIC. VI. SECT. VI.
proprietates naturales, τὸ perſonaliter ad beneficium unionis perſonalis.
Wiederum contra Martinium p. 37. Chriſtus ut homo eſt in cælo per præſen-
tiam carnis, i. e. per naturam carnis, per modum veri corporis, ratione loci ſ.

που῀. Chriſtus vt homo eſt in eccleſia, in S. cœna per præſentiam maieſtatis, id
eſt, hujus praeſentiae fundamentum, cauſa & modus eſt, non aliqua ma-
gnìtudo corporis, ſed maieſt is illa diuina carni per unionem perſonalem &
ſeſſionem ad dextram Dei communicata.
Wiederum da er redet von des leibes
Chriſti gegenwart in dem himmel, macht er dieſe propoſitiones. Corpus Chri-
ſti eſt finitum & cir cumſcriptum.
(Das er nachmal erklaͤret de circumſcriptio-
ne non exteriori ſed interiori.) corpus Chriſti exiſtens in cœlo in loco pro-
prie dicto non eſt, ſed in
που῀ [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]eſti. Jch bin verſichert, ob man auch andere unſre
Theologos aufſchluͤge, werden ſie allezeit den unteꝛſcheid unter der natuͤrlichen und
perſoͤnlichen gegenwart machen, und die nicht leiblich, corporalem oder σωματι-
κὴν nennen. Die unterſchiedliche arten faſſet D. Joh. Olearius im geiſtlichen
hand-buch T. I. art. 49. p. 766. Da er die allgegenwart Chriſti alſo beſchreibet: ei-
ne ſolche herrlichkeit, die Chriſto als einem wahren menſchen wahrhaftig
iſt mitgetheilet worden, alſo daß er uͤber die im ſtande der erniedrigung
ihm zuſtehende art und weiſe, wo er mit ſeinem leib raͤumlich an einem
gewiſſen ort geweſen, und nunmehr nach art des verklaͤrten leibes im
himmel den ſeligen ſeelen und engeln gegenwaͤrtig iſt, auch kan und will
ſowol im heiligen abendmahl und bey ſeiner kirchen, als bey allen creatu-
ren in der gantzen welt im himmel und auf erden gegenwaͤrtig ſeyn.

Wol erwogen dieſes alles ſehe ich nicht, worinnen deſſelben ſcrupel in dieſem
punct beſtehe, ſondern vielmehr, wie er ſich erklaͤret, iſts die rechte eigenliche lehr
unſerer kirchen, wo ſie recht gefaſſet wird: und muͤſſen wir weder um der natuͤrli-
chen gegenwart, nach dero der leib Chriſti jetzt allein im himmel iſt, die perſoͤnliche
allgegenwart, noch um dieſer willen, die andere aufheben, ſondern ſie ſtehen bey
einander, wie die auffarth und ſitzung zur rechten, deren jene der natuͤrlichen gegen-
wart, dieſe der allgegenwart grund iſt.

Was einige aus der F. C angefuͤhrte ſtellen anlangt, wo man ſie recht anſi-
het, ſeynd ſo ſchwer nicht zu faſſen: daß Chriſti menſchheit nicht raumlich (locali-
ter)
ausgeſpannet ſeye, iſt offenbar, und beſchweren wir uns allezeit wo man uns
unter dem namen der ubiquitæt eine ſolche expanſion andichten will, daß man
uns darinnen zuviel thue. Wann aber Lutherus ſpricht, er traue nicht zu ſagen,
daß goͤttliche macht nicht verſchaffen koͤnte, daß ein leib zugleich in viel orten auch
gar leiblich und begreifflich ſeyn koͤnte, redet er nicht von der art, wie Chriſti leib zuge-
gen ſeye, ſondern von der goͤttlichen allmacht, dero nichts unmuͤglich waͤre. Dann ob
es wol nicht begreifflich, wie ſolches ohne extenſion geſchehen koͤnte, ſo iſt doch un-
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dem
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[719/0731] ARTIC. VI. SECT. VI. proprietates naturales, τὸ perſonaliter ad beneficium unionis perſonalis. Wiederum contra Martinium p. 37. Chriſtus ut homo eſt in cælo per præſen- tiam carnis, i. e. per naturam carnis, per modum veri corporis, ratione loci ſ. που῀. Chriſtus vt homo eſt in eccleſia, in S. cœna per præſentiam maieſtatis, id eſt, hujus praeſentiae fundamentum, cauſa & modus eſt, non aliqua ma- gnìtudo corporis, ſed maieſt is illa diuina carni per unionem perſonalem & ſeſſionem ad dextram Dei communicata. Wiederum da er redet von des leibes Chriſti gegenwart in dem himmel, macht er dieſe propoſitiones. Corpus Chri- ſti eſt finitum & cir cumſcriptum. (Das er nachmal erklaͤret de circumſcriptio- ne non exteriori ſed interiori.) corpus Chriſti exiſtens in cœlo in loco pro- prie dicto non eſt, ſed in που῀ cœ_eſti. Jch bin verſichert, ob man auch andere unſre Theologos aufſchluͤge, werden ſie allezeit den unteꝛſcheid unter der natuͤrlichen und perſoͤnlichen gegenwart machen, und die nicht leiblich, corporalem oder σωματι- κὴν nennen. Die unterſchiedliche arten faſſet D. Joh. Olearius im geiſtlichen hand-buch T. I. art. 49. p. 766. Da er die allgegenwart Chriſti alſo beſchreibet: ei- ne ſolche herrlichkeit, die Chriſto als einem wahren menſchen wahrhaftig iſt mitgetheilet worden, alſo daß er uͤber die im ſtande der erniedrigung ihm zuſtehende art und weiſe, wo er mit ſeinem leib raͤumlich an einem gewiſſen ort geweſen, und nunmehr nach art des verklaͤrten leibes im himmel den ſeligen ſeelen und engeln gegenwaͤrtig iſt, auch kan und will ſowol im heiligen abendmahl und bey ſeiner kirchen, als bey allen creatu- ren in der gantzen welt im himmel und auf erden gegenwaͤrtig ſeyn. Wol erwogen dieſes alles ſehe ich nicht, worinnen deſſelben ſcrupel in dieſem punct beſtehe, ſondern vielmehr, wie er ſich erklaͤret, iſts die rechte eigenliche lehr unſerer kirchen, wo ſie recht gefaſſet wird: und muͤſſen wir weder um der natuͤrli- chen gegenwart, nach dero der leib Chriſti jetzt allein im himmel iſt, die perſoͤnliche allgegenwart, noch um dieſer willen, die andere aufheben, ſondern ſie ſtehen bey einander, wie die auffarth und ſitzung zur rechten, deren jene der natuͤrlichen gegen- wart, dieſe der allgegenwart grund iſt. Was einige aus der F. C angefuͤhrte ſtellen anlangt, wo man ſie recht anſi- het, ſeynd ſo ſchwer nicht zu faſſen: daß Chriſti menſchheit nicht raumlich (locali- ter) ausgeſpannet ſeye, iſt offenbar, und beſchweren wir uns allezeit wo man uns unter dem namen der ubiquitæt eine ſolche expanſion andichten will, daß man uns darinnen zuviel thue. Wann aber Lutherus ſpricht, er traue nicht zu ſagen, daß goͤttliche macht nicht verſchaffen koͤnte, daß ein leib zugleich in viel orten auch gar leiblich und begreifflich ſeyn koͤnte, redet er nicht von der art, wie Chriſti leib zuge- gen ſeye, ſondern von der goͤttlichen allmacht, dero nichts unmuͤglich waͤre. Dann ob es wol nicht begreifflich, wie ſolches ohne extenſion geſchehen koͤnte, ſo iſt doch un- ſere vernunfft nicht die regel deſſen, was goͤttlicher macht muͤglich ſeye oder nicht, in- dem

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 719. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/731>, abgerufen am 22.11.2024.