und erweisung eigener liebe sich mehr und mehr zuwege bringe. Dieses hoffe die art zu seyn, dadurch meines hochgeehrten Hn. Superint. amt stäts so viel fruchtbarer, das gemüth so viel ruhiger gemacht, und so viel mehr segen von dem HErrn erlanget werden wird, da in dem gegenfall etwan selbs bereits bekant, wie alles widrige hin- gegen erfolge, wenn es zu offenbarlichem bruch zwischen hirt und heerde kommet, und man vor dem richter theidigen muß: da ich denn versichere, daß endlich eine schwere- re hand dazu kommen, und der ausgang einer solchen sache, die sich in dem anfang leicht heben läst, nicht nach wunsch seyn möchte. Den HErrn HErrn ruffe hertzli- chen an, daß er geliebten Bruder mit seinem H. Geist kräfftig regieren, auch in die- ser sachen seinen willen an sich und die gemeinde zu erkennen geben, mit weißheit und sanfftmuth erfüllen, zu seinem amt stäts unzähligen segen verleihen, in dem zeitlichen, was zu genüglichen auskommen zulänglich, hinzu werffen, und ihm auch die hertzen seiner zuhörer zur liebe ja ihre seelen zu ihrem ewigen heyl schencken wolle.
16. Febr. 1689.
SECTIO XXXII. Um anderer übel aufnehmens/ verdacht und daher besorgenden leidens willen werde von der warheit nicht weichen.
DAß einige meiner dinge von andern ungleich aufgenommen, und ich dadurch bey mehrern unverschuldet in verdacht gezogen worden, ist zwar nicht ohn, doch habe ich mich deßwegen weder gegen GOTT, der es zugelassen noch gegen sie selbs zu beschweren: nicht gegen sie, indem sie mir damit nicht, vielmehr a- ber sich selbs, geschadet, und mir durch solche übung genutzet haben; noch weniger a- ber gegen Gott, welcher in solcher zulassung noch gar gelinde gegen mich verfahren, und nicht zugegeben hat, daß der widersacher haß weiter als nur in einige wort und ungleich urtheil gegen mich, die mir dannoch wenig nachtheil bringen, ausbrechen hätte dörffen: daher mein leiden über die warheit bey weitem dasjenige maaß nicht erreichet, was andere deroselben bekenner vor mir betroffen hat, und der himmlische Vater mich zu schwererern proben (massen die meinige bisher nicht viel andere als kinder-proben gewesen sind) annoch zu schwach mag befunden, und deßwegen mei- ner vor andern geschonet haben: ob ich wol nicht weiß, ob er mich vielleicht zu schwe- rerm kampfkünftig bestimmet haben möchte, mich aber darüber nicht vorher äng- stigen wil, als versichert, daß wo er mich dazu beruffen, er auch das nöthige maaß der gnade dazu verleihen werde. Jn solchem vertrauen giebet mir auch der HErr die gna- de, daß ich mich das ansehen, wie die warheit, so in keinerley art iederman gefäl- let, von andern aufgenommen werde werden, nicht abschrecken lasse, sondern die- selbe mündlich und schrifftlich nach dem liecht, als mir der HErr verleihet, bekenne und GOtt dem HErrn dabey überlasse, wie es mir darüber gehen solle, als gewiß/ der HErr werde mich so wenig, als jem and der übrigen seinigen über vermögen je-
mal
Das ſiebende Capitel.
und erweiſung eigener liebe ſich mehr und mehr zuwege bringe. Dieſes hoffe die art zu ſeyn, dadurch meines hochgeehrten Hn. Superint. amt ſtaͤts ſo viel fruchtbarer, das gemuͤth ſo viel ruhiger gemacht, und ſo viel mehr ſegen von dem HErrn erlanget werden wird, da in dem gegenfall etwan ſelbs bereits bekant, wie alles widrige hin- gegen erfolge, wenn es zu offenbarlichem bruch zwiſchen hirt und heerde kom̃et, und man vor dem richter theidigen muß: da ich denn verſichere, daß endlich eine ſchwere- re hand dazu kommen, und der ausgang einer ſolchen ſache, die ſich in dem anfang leicht heben laͤſt, nicht nach wunſch ſeyn moͤchte. Den HErrn HErrn ruffe hertzli- chen an, daß er geliebten Bruder mit ſeinem H. Geiſt kraͤfftig regieren, auch in die- ſer ſachen ſeinen willen an ſich und die gemeinde zu erkennen geben, mit weißheit und ſanfftmuth erfuͤllen, zu ſeinem amt ſtaͤts unzaͤhligen ſegen verleihen, in dem zeitlichen, was zu genuͤglichen auskommen zulaͤnglich, hinzu werffen, und ihm auch die hertzen ſeiner zuhoͤrer zur liebe ja ihre ſeelen zu ihrem ewigen heyl ſchencken wolle.
16. Febr. 1689.
SECTIO XXXII. Um anderer uͤbel aufnehmens/ verdacht und daher beſorgenden leidens willen werde von der warheit nicht weichen.
DAß einige meiner dinge von andeꝛn ungleich aufgenommen, und ich dadurch bey mehrern unverſchuldet in verdacht gezogen worden, iſt zwar nicht ohn, doch habe ich mich deßwegen weder gegen GOTT, der es zugelaſſen noch gegen ſie ſelbs zu beſchweren: nicht gegen ſie, indem ſie mir damit nicht, vielmehr a- ber ſich ſelbs, geſchadet, und mir durch ſolche uͤbung genutzet haben; noch weniger a- ber gegen Gott, welcher in ſolcher zulaſſung noch gar gelinde gegen mich verfahren, und nicht zugegeben hat, daß der widerſacher haß weiter als nur in einige wort und ungleich urtheil gegen mich, die mir dannoch wenig nachtheil bringen, ausbrechen haͤtte doͤrffen: daher mein leiden uͤber die warheit bey weitem dasjenige maaß nicht erreichet, was andere deroſelben bekenner vor mir betroffen hat, und der himmliſche Vater mich zu ſchwererern proben (maſſen die meinige bisher nicht viel andere als kinder-proben geweſen ſind) annoch zu ſchwach mag befunden, und deßwegen mei- ner vor andern geſchonet haben: ob ich wol nicht weiß, ob er mich vielleicht zu ſchwe- rerm kampfkuͤnftig beſtimmet haben moͤchte, mich aber daruͤber nicht vorher aͤng- ſtigen wil, als veꝛſichert, daß wo er mich dazu beꝛuffen, er auch das noͤthige maaß der gnade dazu verleihen werde. Jn ſolchem vertrauẽ giebet mir auch der HEꝛr die gna- de, daß ich mich das anſehen, wie die warheit, ſo in keinerley art iederman gefaͤl- let, von andern aufgenommen werde werden, nicht abſchrecken laſſe, ſondern die- ſelbe muͤndlich und ſchrifftlich nach dem liecht, als mir der HErr verleihet, bekenne und GOtt dem HErrn dabey uͤberlaſſe, wie es mir daruͤber gehen ſolle, als gewiß/ der HErr werde mich ſo wenig, als jem and der uͤbrigen ſeinigen uͤber vermoͤgen je-
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Das ſiebende Capitel.
und erweiſung eigener liebe ſich mehr und mehr zuwege bringe. Dieſes hoffe die art
zu ſeyn, dadurch meines hochgeehrten Hn. Superint. amt ſtaͤts ſo viel fruchtbarer,
das gemuͤth ſo viel ruhiger gemacht, und ſo viel mehr ſegen von dem HErrn erlanget
werden wird, da in dem gegenfall etwan ſelbs bereits bekant, wie alles widrige hin-
gegen erfolge, wenn es zu offenbarlichem bruch zwiſchen hirt und heerde kom̃et, und
man vor dem richter theidigen muß: da ich denn verſichere, daß endlich eine ſchwere-
re hand dazu kommen, und der ausgang einer ſolchen ſache, die ſich in dem anfang
leicht heben laͤſt, nicht nach wunſch ſeyn moͤchte. Den HErrn HErrn ruffe hertzli-
chen an, daß er geliebten Bruder mit ſeinem H. Geiſt kraͤfftig regieren, auch in die-
ſer ſachen ſeinen willen an ſich und die gemeinde zu erkennen geben, mit weißheit und
ſanfftmuth erfuͤllen, zu ſeinem amt ſtaͤts unzaͤhligen ſegen verleihen, in dem zeitlichen,
was zu genuͤglichen auskommen zulaͤnglich, hinzu werffen, und ihm auch die hertzen
ſeiner zuhoͤrer zur liebe ja ihre ſeelen zu ihrem ewigen heyl ſchencken wolle.
16. Febr. 1689.
SECTIO XXXII.
Um anderer uͤbel aufnehmens/ verdacht und daher
beſorgenden leidens willen werde von der warheit nicht
weichen.
DAß einige meiner dinge von andeꝛn ungleich aufgenommen, und ich dadurch
bey mehrern unverſchuldet in verdacht gezogen worden, iſt zwar nicht ohn,
doch habe ich mich deßwegen weder gegen GOTT, der es zugelaſſen noch
gegen ſie ſelbs zu beſchweren: nicht gegen ſie, indem ſie mir damit nicht, vielmehr a-
ber ſich ſelbs, geſchadet, und mir durch ſolche uͤbung genutzet haben; noch weniger a-
ber gegen Gott, welcher in ſolcher zulaſſung noch gar gelinde gegen mich verfahren,
und nicht zugegeben hat, daß der widerſacher haß weiter als nur in einige wort und
ungleich urtheil gegen mich, die mir dannoch wenig nachtheil bringen, ausbrechen
haͤtte doͤrffen: daher mein leiden uͤber die warheit bey weitem dasjenige maaß nicht
erreichet, was andere deroſelben bekenner vor mir betroffen hat, und der himmliſche
Vater mich zu ſchwererern proben (maſſen die meinige bisher nicht viel andere als
kinder-proben geweſen ſind) annoch zu ſchwach mag befunden, und deßwegen mei-
ner vor andern geſchonet haben: ob ich wol nicht weiß, ob er mich vielleicht zu ſchwe-
rerm kampfkuͤnftig beſtimmet haben moͤchte, mich aber daruͤber nicht vorher aͤng-
ſtigen wil, als veꝛſichert, daß wo er mich dazu beꝛuffen, er auch das noͤthige maaß der
gnade dazu verleihen werde. Jn ſolchem vertrauẽ giebet mir auch der HEꝛr die gna-
de, daß ich mich das anſehen, wie die warheit, ſo in keinerley art iederman gefaͤl-
let, von andern aufgenommen werde werden, nicht abſchrecken laſſe, ſondern die-
ſelbe muͤndlich und ſchrifftlich nach dem liecht, als mir der HErr verleihet, bekenne
und GOtt dem HErrn dabey uͤberlaſſe, wie es mir daruͤber gehen ſolle, als gewiß/
der HErr werde mich ſo wenig, als jem and der uͤbrigen ſeinigen uͤber vermoͤgen je-
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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 618. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/630>, abgerufen am 25.11.2024.
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