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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.

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ARTIC. V. SECT. XXIX.
tirens mit einem adversario auch eine ziemliche und unausgesetzte übung nöthig
seyn will, welche aber ob sie auf der Universität etwas zu wegen gebracht worden,
in dem amt bey der unterlassung in wenig jahren sehr geschwächet wird, und solte
es manchem grundgelehrten theologo, dem es die academici in dem hauptwerck
der erudition nichts zuvor thun, schwer fallen, mündlich mit einem scharffen gege-
ner es aufzunehmen, nachdem er aus der übung gekommen: wiewol ich auch nicht
weiß, was der mann an itzigem ort vor gelegenheit gehabt, solche übung fortzusetzen
oder nicht, ohne, daß aus seinen briefen wahrgenommen, daß die liebe des disputi-
rens in dem amt, und da er zu wichtigern dingen geschritten, mehr ab-als zugenom-
men haben mag: also auch von dem andern requisito antiquitatis ecclesiasticae,
trage ich keine sorge, daß er nicht in demselben so viel als vitae & muneri, nicht aber
scholae, nöthig, bereits zeit seiner studien praestiret habe: aber eine solche erfahrung
in derselben, jeglichen daraus vorkommenden scrupeln stracks ihre abhelffliche
maß zu geben, ist eine sache, die ordentlich von keinem andern als einem professore,
ja auch nicht von jeglichem professore, wie denn auch viele, so theologiam mit
stattlichen nutzen lehren, sich auf jenes neben-studium nicht geleget haben, zu for-
dern seyn mag, und ich mich, wie er sich da hinein gelassen, nie erkundigt habe. Jm
übrigen siehet E. Hochfl. Durchl. hieraus, was von demselben aus eigner känt-
nüß sagen kan oder nicht: daß er aber zeit seines amts, in demjenigen, was von ihm
mit wahrheit gerühmet, nicht werde zurück gegangen seyn, meine ich daraus mit
recht zu schliessen, weil er bey seiner Herrschafft sehr angenehm ist, daß als dieselbe
vor dritthalb jahren vernahm, ob solte N N. ein absicht auf ihn haben, sie solches mit
mißvergnügen gehöret, auch seither proprio motu ihm die inspection über die ü-
brige etzliche prediger aufgetragen, und ihme sonderliche gnade versichert hat. Hie-
mit überlasse nun das gantze werck nochmalen, wie göttlicher weisesten direction,
also auch E. Hochfl. Durchl. reiflicher gottsförchtiger überlegung, was dieselbe
schlüßig werde werden. Solte nun einiges des obengemeldeten dero gnädigster
erwartung kein gnüge leisten, und also in bedencken stehen, so werde auf gnädigsten
winck, das so lang bey mir verwahrlich haltende vocations-schreiben wiederum ge-
horsamst zurück senden. Dafern sie aber mit angedeutetem wol zufrieden zu seyn
gedencken, und also mit GOtt die erste intention bewerckstelligen wollen, so bitte
unterthänigst allein durch jemand mir dessen versicherung thun zu lassen, da ich als-
dann nicht ermangle, das gnädigste schreiben so wol gehörigen orts zu bestellen, als
meiner seits hinzu zu thun, was des christlichen mannes gemüth zu erkäntnüß gött-
lichen willens neigen möchte, diesem alsdenn demüthigst überlassend, dasselbe zuü-
berzeugen und seinen rath auszuführen: indem mir, weil ich wol in jahr und tag
von ihm keinen brief gehabt, sonst nicht eben bekant, wie er vor dismal und in die-
ser sache von selbsten gesinnet seyn mag. Jndessen unterlasse ich nicht den himm-
lischen Vater inbrünstig anzuruffen, der alles dieses werck also von statten gehen o-
der nicht lassen wolle, wie er, der in die hertzen und in das künfftige sihet,
am besten erkennet, zu seinen ehren und E. Hochfürstl. Durchl. seelen erbau-

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ARTIC. V. SECT. XXIX.
tirens mit einem adverſario auch eine ziemliche und unausgeſetzte uͤbung noͤthig
ſeyn will, welche aber ob ſie auf der Univerſitaͤt etwas zu wegen gebracht worden,
in dem amt bey der unterlaſſung in wenig jahren ſehr geſchwaͤchet wird, und ſolte
es manchem grundgelehrten theologo, dem es die academici in dem hauptwerck
der erudition nichts zuvor thun, ſchwer fallen, muͤndlich mit einem ſcharffen gege-
ner es aufzunehmen, nachdem er aus der uͤbung gekommen: wiewol ich auch nicht
weiß, was der mann an itzigem ort vor gelegenheit gehabt, ſolche uͤbung fortzuſetzen
oder nicht, ohne, daß aus ſeinen briefen wahrgenommen, daß die liebe des diſputi-
rens in dem amt, und da er zu wichtigern dingen geſchritten, mehr ab-als zugenom-
men haben mag: alſo auch von dem andern requiſito antiquitatis eccleſiaſticæ,
trage ich keine ſorge, daß er nicht in demſelben ſo viel als vitæ & muneri, nicht aber
ſcholæ, noͤthig, bereits zeit ſeiner ſtudien præſtiret habe: aber eine ſolche erfahrung
in derſelben, jeglichen daraus vorkommenden ſcrupeln ſtracks ihre abhelffliche
maß zu geben, iſt eine ſache, die ordentlich von keinem andern als einem profeſſore,
ja auch nicht von jeglichem profeſſore, wie denn auch viele, ſo theologiam mit
ſtattlichen nutzen lehren, ſich auf jenes neben-ſtudium nicht geleget haben, zu for-
dern ſeyn mag, und ich mich, wie er ſich da hinein gelaſſen, nie erkundigt habe. Jm
uͤbrigen ſiehet E. Hochfl. Durchl. hieraus, was von demſelben aus eigner kaͤnt-
nuͤß ſagen kan oder nicht: daß er aber zeit ſeines amts, in demjenigen, was von ihm
mit wahrheit geruͤhmet, nicht werde zuruͤck gegangen ſeyn, meine ich daraus mit
recht zu ſchlieſſen, weil er bey ſeiner Herrſchafft ſehr angenehm iſt, daß als dieſelbe
vor dritthalb jahren vernahm, ob ſolte N N. ein abſicht auf ihn haben, ſie ſolches mit
mißvergnuͤgen gehoͤret, auch ſeither proprio motu ihm die inſpection uͤber die uͤ-
brige etzliche prediger aufgetragen, und ihme ſonderliche gnade verſichert hat. Hie-
mit uͤberlaſſe nun das gantze werck nochmalen, wie goͤttlicher weiſeſten direction,
alſo auch E. Hochfl. Durchl. reiflicher gottsfoͤrchtiger uͤberlegung, was dieſelbe
ſchluͤßig werde werden. Solte nun einiges des obengemeldeten dero gnaͤdigſter
erwartung kein gnuͤge leiſten, und alſo in bedencken ſtehen, ſo werde auf gnaͤdigſten
winck, das ſo lang bey mir verwahrlich haltende vocations-ſchreiben wiederum ge-
horſamſt zuruͤck ſenden. Dafern ſie aber mit angedeutetem wol zufrieden zu ſeyn
gedencken, und alſo mit GOtt die erſte intention bewerckſtelligen wollen, ſo bitte
unterthaͤnigſt allein durch jemand mir deſſen verſicherung thun zu laſſen, da ich als-
dann nicht ermangle, das gnaͤdigſte ſchreiben ſo wol gehoͤrigen orts zu beſtellen, als
meiner ſeits hinzu zu thun, was des chriſtlichen mannes gemuͤth zu erkaͤntnuͤß goͤtt-
lichen willens neigen moͤchte, dieſem alsdenn demuͤthigſt uͤberlaſſend, daſſelbe zuuͤ-
berzeugen und ſeinen rath auszufuͤhren: indem mir, weil ich wol in jahr und tag
von ihm keinen brief gehabt, ſonſt nicht eben bekant, wie er vor dismal und in die-
ſer ſache von ſelbſten geſinnet ſeyn mag. Jndeſſen unterlaſſe ich nicht den himm-
liſchen Vater inbruͤnſtig anzuruffen, der alles dieſes werck alſo von ſtatten gehen o-
der nicht laſſen wolle, wie er, der in die hertzen und in das kuͤnfftige ſihet,
am beſten erkennet, zu ſeinen ehren und E. Hochfuͤrſtl. Durchl. ſeelen erbau-

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[613/0625] ARTIC. V. SECT. XXIX. tirens mit einem adverſario auch eine ziemliche und unausgeſetzte uͤbung noͤthig ſeyn will, welche aber ob ſie auf der Univerſitaͤt etwas zu wegen gebracht worden, in dem amt bey der unterlaſſung in wenig jahren ſehr geſchwaͤchet wird, und ſolte es manchem grundgelehrten theologo, dem es die academici in dem hauptwerck der erudition nichts zuvor thun, ſchwer fallen, muͤndlich mit einem ſcharffen gege- ner es aufzunehmen, nachdem er aus der uͤbung gekommen: wiewol ich auch nicht weiß, was der mann an itzigem ort vor gelegenheit gehabt, ſolche uͤbung fortzuſetzen oder nicht, ohne, daß aus ſeinen briefen wahrgenommen, daß die liebe des diſputi- rens in dem amt, und da er zu wichtigern dingen geſchritten, mehr ab-als zugenom- men haben mag: alſo auch von dem andern requiſito antiquitatis eccleſiaſticæ, trage ich keine ſorge, daß er nicht in demſelben ſo viel als vitæ & muneri, nicht aber ſcholæ, noͤthig, bereits zeit ſeiner ſtudien præſtiret habe: aber eine ſolche erfahrung in derſelben, jeglichen daraus vorkommenden ſcrupeln ſtracks ihre abhelffliche maß zu geben, iſt eine ſache, die ordentlich von keinem andern als einem profeſſore, ja auch nicht von jeglichem profeſſore, wie denn auch viele, ſo theologiam mit ſtattlichen nutzen lehren, ſich auf jenes neben-ſtudium nicht geleget haben, zu for- dern ſeyn mag, und ich mich, wie er ſich da hinein gelaſſen, nie erkundigt habe. Jm uͤbrigen ſiehet E. Hochfl. Durchl. hieraus, was von demſelben aus eigner kaͤnt- nuͤß ſagen kan oder nicht: daß er aber zeit ſeines amts, in demjenigen, was von ihm mit wahrheit geruͤhmet, nicht werde zuruͤck gegangen ſeyn, meine ich daraus mit recht zu ſchlieſſen, weil er bey ſeiner Herrſchafft ſehr angenehm iſt, daß als dieſelbe vor dritthalb jahren vernahm, ob ſolte N N. ein abſicht auf ihn haben, ſie ſolches mit mißvergnuͤgen gehoͤret, auch ſeither proprio motu ihm die inſpection uͤber die uͤ- brige etzliche prediger aufgetragen, und ihme ſonderliche gnade verſichert hat. Hie- mit uͤberlaſſe nun das gantze werck nochmalen, wie goͤttlicher weiſeſten direction, alſo auch E. Hochfl. Durchl. reiflicher gottsfoͤrchtiger uͤberlegung, was dieſelbe ſchluͤßig werde werden. Solte nun einiges des obengemeldeten dero gnaͤdigſter erwartung kein gnuͤge leiſten, und alſo in bedencken ſtehen, ſo werde auf gnaͤdigſten winck, das ſo lang bey mir verwahrlich haltende vocations-ſchreiben wiederum ge- horſamſt zuruͤck ſenden. Dafern ſie aber mit angedeutetem wol zufrieden zu ſeyn gedencken, und alſo mit GOtt die erſte intention bewerckſtelligen wollen, ſo bitte unterthaͤnigſt allein durch jemand mir deſſen verſicherung thun zu laſſen, da ich als- dann nicht ermangle, das gnaͤdigſte ſchreiben ſo wol gehoͤrigen orts zu beſtellen, als meiner ſeits hinzu zu thun, was des chriſtlichen mannes gemuͤth zu erkaͤntnuͤß goͤtt- lichen willens neigen moͤchte, dieſem alsdenn demuͤthigſt uͤberlaſſend, daſſelbe zuuͤ- berzeugen und ſeinen rath auszufuͤhren: indem mir, weil ich wol in jahr und tag von ihm keinen brief gehabt, ſonſt nicht eben bekant, wie er vor dismal und in die- ſer ſache von ſelbſten geſinnet ſeyn mag. Jndeſſen unterlaſſe ich nicht den himm- liſchen Vater inbruͤnſtig anzuruffen, der alles dieſes werck alſo von ſtatten gehen o- der nicht laſſen wolle, wie er, der in die hertzen und in das kuͤnfftige ſihet, am beſten erkennet, zu ſeinen ehren und E. Hochfuͤrſtl. Durchl. ſeelen erbau- ung h h h h 3

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/625>, abgerufen am 25.11.2024.