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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.

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Das siebende Capitel.
darauf beziehen könne/ daß nach eussersten vermögen alles/ was zur erkundigung
dienlich gewesen/ versuchet worden/ und wo denn endlich die person sich nicht
länger wolte aufhalten lassen/ dero zwar das warten bis zur erkündigung der
wahren gewißheit zu rathen wäre/ so möchte derjenige/ welcher sich nirgends
mehr findet/ als todt angesehen/ und durch die bekräfftigung des anderwärt-
lichen verspruchs andern ärgernüß/ welches etwa zu sorgen/ vorgebeuget wer-
den. Dieses wären meine unvorgreiffliche gedancken/ wo ich bekenne/ daß
ich in solcherley sachen mehr sorglich seye/ aber auch dasselbe fast nöthig erach-
te. Der HErr gebe auch hierinnen und in allen andern die nöthige weisheit/
und zeige selbs durch fleißigere nachforschung/ wie am besten alles ärgernüß zu ver-
meiden.

SECTIO XXVII.
An einen candidatum, dessen promotion von an-
dern starck widerstanden. Lutheri methodus theologiae.
Tentatio
auch nöthig. Jn der predigt stecken bleiben. Ob
wir Christo in der gerechtigkeit gleich seyn. Statius. Steph.
Praetorius
Eine stelle dieses/ die nicht gantz richtig. Lehr
von dem bereits geschenckten heyl. Regeln eines/ der
promotion erwartet.

JCh habe dessen geliebtes wol erhalten/ bin aber etliche wochen durch
andere nöthige verrichtungen von der antwort abgehalten worden. Es
hat in demselben einiger entschuldigung des späten schreibens nicht be-
dorfft/ indeme dessen liebe versichert lebe/ ob schon ort und zeit nicht allemal
das schreiben zulässet/ und wie ich von andern guten freunden erfordere/ daß
sie mit meiner langsamkeit zu frieden seyn/ also habe mich nicht anders auch
gegen dieselbe zu bezeugen. Damit aber so bald selbs zu dem innhalt des briefs
schreite/ bekenne/ daß in durchlesung/ ob wol sonsten mit guter freunde wider-
wärtigkeit billiges mitleiden habe/ auch dasselbige dißmal gefühlet, dannoch
nicht sonderlich darüber mich betrüben können/ was demselbigen begegnet zu
seyn verstanden. Dann ob wol darinne wahrnehme/ was menschliche
widerige affecten auch bey denen/ welche in dero mäßigung andern sol-
ten mit guten exempeln vorgehen/ vermögen/ so dann wie schwer es uns wer-
de/ dergleichen prüffung mit freudigkeit zu übernehmen/ auch wie der satan

auf

Das ſiebende Capitel.
darauf beziehen koͤnne/ daß nach euſſerſten vermoͤgen alles/ was zur erkundigung
dienlich geweſen/ verſuchet worden/ und wo denn endlich die perſon ſich nicht
laͤnger wolte aufhalten laſſen/ dero zwar das warten bis zur erkuͤndigung der
wahren gewißheit zu rathen waͤre/ ſo moͤchte derjenige/ welcher ſich nirgends
mehr findet/ als todt angeſehen/ und durch die bekraͤfftigung des anderwaͤrt-
lichen verſpruchs andern aͤrgernuͤß/ welches etwa zu ſorgen/ vorgebeuget wer-
den. Dieſes waͤren meine unvorgreiffliche gedancken/ wo ich bekenne/ daß
ich in ſolcherley ſachen mehr ſorglich ſeye/ aber auch daſſelbe faſt noͤthig erach-
te. Der HErr gebe auch hierinnen und in allen andern die noͤthige weisheit/
und zeige ſelbs durch fleißigere nachforſchung/ wie am beſten alles aͤrgernuͤß zu ver-
meiden.

SECTIO XXVII.
An einen candidatum, deſſen promotion von an-
dern ſtarck widerſtanden. Lutheri methodus theologiæ.
Tentatio
auch noͤthig. Jn der predigt ſtecken bleiben. Ob
wir Chriſto in der gerechtigkeit gleich ſeyn. Statius. Steph.
Prætorius
Eine ſtelle dieſes/ die nicht gantz richtig. Lehr
von dem bereits geſchenckten heyl. Regeln eines/ der
promotion erwartet.

JCh habe deſſen geliebtes wol erhalten/ bin aber etliche wochen durch
andere noͤthige verrichtungen von der antwort abgehalten worden. Es
hat in demſelben einiger entſchuldigung des ſpaͤten ſchreibens nicht be-
dorfft/ indeme deſſen liebe verſichert lebe/ ob ſchon ort und zeit nicht allemal
das ſchreiben zulaͤſſet/ und wie ich von andern guten freunden erfordere/ daß
ſie mit meiner langſamkeit zu frieden ſeyn/ alſo habe mich nicht anders auch
gegen dieſelbe zu bezeugen. Damit aber ſo bald ſelbs zu dem innhalt des briefs
ſchreite/ bekenne/ daß in durchleſung/ ob wol ſonſten mit guter freunde wider-
waͤrtigkeit billiges mitleiden habe/ auch daſſelbige dißmal gefuͤhlet, dannoch
nicht ſonderlich daruͤber mich betruͤben koͤnnen/ was demſelbigen begegnet zu
ſeyn verſtanden. Dann ob wol darinne wahrnehme/ was menſchliche
widerige affecten auch bey denen/ welche in dero maͤßigung andern ſol-
ten mit guten exempeln vorgehen/ vermoͤgen/ ſo dann wie ſchwer es uns wer-
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[478/0490] Das ſiebende Capitel. darauf beziehen koͤnne/ daß nach euſſerſten vermoͤgen alles/ was zur erkundigung dienlich geweſen/ verſuchet worden/ und wo denn endlich die perſon ſich nicht laͤnger wolte aufhalten laſſen/ dero zwar das warten bis zur erkuͤndigung der wahren gewißheit zu rathen waͤre/ ſo moͤchte derjenige/ welcher ſich nirgends mehr findet/ als todt angeſehen/ und durch die bekraͤfftigung des anderwaͤrt- lichen verſpruchs andern aͤrgernuͤß/ welches etwa zu ſorgen/ vorgebeuget wer- den. Dieſes waͤren meine unvorgreiffliche gedancken/ wo ich bekenne/ daß ich in ſolcherley ſachen mehr ſorglich ſeye/ aber auch daſſelbe faſt noͤthig erach- te. Der HErr gebe auch hierinnen und in allen andern die noͤthige weisheit/ und zeige ſelbs durch fleißigere nachforſchung/ wie am beſten alles aͤrgernuͤß zu ver- meiden. 21. Decembr. 1684. SECTIO XXVII. An einen candidatum, deſſen promotion von an- dern ſtarck widerſtanden. Lutheri methodus theologiæ. Tentatio auch noͤthig. Jn der predigt ſtecken bleiben. Ob wir Chriſto in der gerechtigkeit gleich ſeyn. Statius. Steph. Prætorius Eine ſtelle dieſes/ die nicht gantz richtig. Lehr von dem bereits geſchenckten heyl. Regeln eines/ der promotion erwartet. JCh habe deſſen geliebtes wol erhalten/ bin aber etliche wochen durch andere noͤthige verrichtungen von der antwort abgehalten worden. Es hat in demſelben einiger entſchuldigung des ſpaͤten ſchreibens nicht be- dorfft/ indeme deſſen liebe verſichert lebe/ ob ſchon ort und zeit nicht allemal das ſchreiben zulaͤſſet/ und wie ich von andern guten freunden erfordere/ daß ſie mit meiner langſamkeit zu frieden ſeyn/ alſo habe mich nicht anders auch gegen dieſelbe zu bezeugen. Damit aber ſo bald ſelbs zu dem innhalt des briefs ſchreite/ bekenne/ daß in durchleſung/ ob wol ſonſten mit guter freunde wider- waͤrtigkeit billiges mitleiden habe/ auch daſſelbige dißmal gefuͤhlet, dannoch nicht ſonderlich daruͤber mich betruͤben koͤnnen/ was demſelbigen begegnet zu ſeyn verſtanden. Dann ob wol darinne wahrnehme/ was menſchliche widerige affecten auch bey denen/ welche in dero maͤßigung andern ſol- ten mit guten exempeln vorgehen/ vermoͤgen/ ſo dann wie ſchwer es uns wer- de/ dergleichen pruͤffung mit freudigkeit zu uͤbernehmen/ auch wie der ſatan auf

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/490>, abgerufen am 22.11.2024.