Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.ARTIC. IV. SECTIO XIV. frucht in den geistlichen angefangen/ in eben demselben ferner also lassen gesegnetwerden/ daß die beiderseits viel jahr währende eheliche zusammenwohnung ihnen eine tägliche gelegenheit seye/ mit einander mit zusammen gesetzter andacht ihm dem HERRN HErrn so viel inbrünstiger/ und also so viel gefälliger zu dienen/ und nachdem die liebe zu der evangelischen warheit/ und beständigkeit darinnen/ solche ehe veranlasset/ aus seines H. Geistes kräfftiger wirckung auch die frucht sol- cher heiligen liebe in zunahm des innern menschen und göttlichen wandel reichlich zu bringen/ damit gantze Hochfl. Ehe/ und was sie darinnen vorhaben werden/ ein stäter geheiligter gottesdienst/ ja dero liebe untereinander ein bildnüß und geheim- nüß der liebreichsten vereinigung ihres Heylandes mit ihren seelen werde: Es wol- le auch ferner der GOTT des lebens/ um solches seines geistlichen segens in dem geistlichen desto länger und vergnüglicher zu geniessen/ die jahre dero beyderseits le- bens nach seinem heiligen willen lassen viele/ und mit genugsamer gesundheit und lei- beskräfften zugebracht werden: Er segne auch dero keusches Hochfl. ehebett mit theu- ren und solchen pflantzen/ welche von ihm geschencket sind durch dero elterliche treue vorsorge/ nicht nach dem allgemeinen verderbten gebrauch der welt/ sondern ihm und nach seinem willen/ auferzogen/ seiner göttlichen ehre vortreffliche werckzeuge/ des reichs und hohen hauses zierden/ und der von seiner providenz anvertrauter lande trost/ in allen solchen stücken aber der Hochfl. Eltern/ welche alles solches auch allein verlangen werden/ inniglichste freude werden möge; er lasse durch die- ses wertheste geschenck einer solchen würdigsten gehülffin und dero verständige und freundlichste begehung E. Hochfl. Durchlaucht. schwer obligende regierungs- geschäffts/ welche/ wo sie nach göttlicher intention beobachtet werden/ eine der allerschweresten lasten der gantzen welt sind/ vergnüglich versüsset/ und so offt sie von solchen wichtigsten sorgen ermindert/ solcher von seiner himmlischen güte darzu geschenckter augenlust ansichtig werden/ aufs neue wieder ergötzet werden: er lasse wie er E. Hochfl. Durchl. zu dero geliebten unterthanen vater gemacht/ zu dem sie alle ein kindliches vertrauen haben mögen/ und welcher über dieselbe in allen stücken/ so geistlich als leiblich/ vor ihre wohlfarth so viel/ ja in gewisser maaß mehr/ als vor seine eigene in angelegenlicher regierung sorge/ also auch die- se theuerste Fürstin eine liebreiche mutter des landes werden/ und dieses vielen trost/ liebe/ rath/ vorsorge/ erleichterung und mütterliche hülffe von deroselben in diesen betrübten zeiten u. drangsalen geniessen. Jnsgesamt aber wolle er der HErr durch dessen weisheit die Könige regieren/ die rathsherren das recht setzen/ die für- sten herrschen und alle regenten auf erden/ noch ferner E. Hochfl. Durchl. löbliche regierung segnen/ u. in deroselben glückseligkeit das gröste vergnügen ihrer Hochfl. ehe erfüllet werden lassen: er erfülle sie noch weiter mit seinem Heil. Geist/ dem geist der weisheit und des verstandes/ dem geist des raths und der stärcke/ dem geist der erkäntnüß und der furcht des HErrn/ damit sie nach dessen regel und trieb sol- IV. Theil. l l l
ARTIC. IV. SECTIO XIV. frucht in den geiſtlichen angefangen/ in eben demſelben ferner alſo laſſen geſegnetwerden/ daß die beiderſeits viel jahr waͤhrende eheliche zuſammenwohnung ihnen eine taͤgliche gelegenheit ſeye/ mit einander mit zuſammen geſetzter andacht ihm dem HERRN HErrn ſo viel inbruͤnſtiger/ und alſo ſo viel gefaͤlliger zu dienen/ und nachdem die liebe zu der evangeliſchen warheit/ und beſtaͤndigkeit darinnen/ ſolche ehe veranlaſſet/ aus ſeines H. Geiſtes kraͤfftiger wirckung auch die frucht ſol- cher heiligen liebe in zunahm des innern menſchen und goͤttlichen wandel reichlich zu bringen/ damit gantze Hochfl. Ehe/ und was ſie darinnen vorhaben werden/ ein ſtaͤter geheiligter gottesdienſt/ ja dero liebe untereinander ein bildnuͤß und geheim- nuͤß der liebreichſten vereinigung ihres Heylandes mit ihren ſeelen werde: Es wol- le auch ferner der GOTT des lebens/ um ſolches ſeines geiſtlichen ſegens in dem geiſtlichen deſto laͤnger und vergnuͤglicher zu genieſſen/ die jahre dero beyderſeits le- bens nach ſeinem heiligen willen laſſen viele/ und mit genugſamer geſundheit und lei- beskraͤfften zugebracht werden: Er ſegne auch dero keuſches Hochfl. ehebett mit theu- ren und ſolchen pflantzen/ welche von ihm geſchencket ſind durch dero elterliche treue vorſorge/ nicht nach dem allgemeinen verderbten gebrauch der welt/ ſondern ihm und nach ſeinem willen/ auferzogen/ ſeiner goͤttlichen ehre vortreffliche werckzeuge/ des reichs und hohen hauſes zierden/ und der von ſeiner providenz anvertrauter lande troſt/ in allen ſolchen ſtuͤcken aber der Hochfl. Eltern/ welche alles ſolches auch allein verlangen werden/ inniglichſte freude werden moͤge; er laſſe durch die- ſes wertheſte geſchenck einer ſolchen wuͤrdigſten gehuͤlffin und dero verſtaͤndige und freundlichſte begehung E. Hochfl. Durchlaucht. ſchwer obligende regierungs- geſchaͤffts/ welche/ wo ſie nach goͤttlicher intention beobachtet werden/ eine der allerſchwereſten laſten der gantzen welt ſind/ vergnuͤglich verſuͤſſet/ und ſo offt ſie von ſolchen wichtigſten ſorgen ermindert/ ſolcher von ſeiner himmliſchen guͤte darzu geſchenckter augenluſt anſichtig werden/ aufs neue wieder ergoͤtzet werden: er laſſe wie er E. Hochfl. Durchl. zu dero geliebten unterthanen vater gemacht/ zu dem ſie alle ein kindliches vertrauen haben moͤgen/ und welcher uͤber dieſelbe in allen ſtuͤcken/ ſo geiſtlich als leiblich/ vor ihre wohlfarth ſo viel/ ja in gewiſſer maaß mehr/ als vor ſeine eigene in angelegenlicher regierung ſorge/ alſo auch die- ſe theuerſte Fuͤrſtin eine liebreiche mutter des landes werden/ und dieſes vielen troſt/ liebe/ rath/ vorſorge/ erleichterung und muͤtterliche huͤlffe von deroſelben in dieſen betruͤbten zeiten u. drangſalen genieſſen. Jnsgeſamt aber wolle er der HErr durch deſſen weisheit die Koͤnige regieren/ die rathsherren das recht ſetzen/ die fuͤr- ſten herrſchen und alle regenten auf erden/ noch ferner E. Hochfl. Durchl. loͤbliche regierung ſegnen/ u. in deroſelben gluͤckſeligkeit das groͤſte vergnuͤgen ihrer Hochfl. ehe erfuͤllet werden laſſen: er erfuͤlle ſie noch weiter mit ſeinem Heil. Geiſt/ dem geiſt der weisheit und des verſtandes/ dem geiſt des raths und der ſtaͤrcke/ dem geiſt der erkaͤntnuͤß und der furcht des HErrn/ damit ſie nach deſſen regel und trieb ſol- IV. Theil. l l l
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ARTIC. IV. SECTIO XIV.
frucht in den geiſtlichen angefangen/ in eben demſelben ferner alſo laſſen geſegnet
werden/ daß die beiderſeits viel jahr waͤhrende eheliche zuſammenwohnung ihnen
eine taͤgliche gelegenheit ſeye/ mit einander mit zuſammen geſetzter andacht ihm
dem HERRN HErrn ſo viel inbruͤnſtiger/ und alſo ſo viel gefaͤlliger zu dienen/
und nachdem die liebe zu der evangeliſchen warheit/ und beſtaͤndigkeit darinnen/
ſolche ehe veranlaſſet/ aus ſeines H. Geiſtes kraͤfftiger wirckung auch die frucht ſol-
cher heiligen liebe in zunahm des innern menſchen und goͤttlichen wandel reichlich zu
bringen/ damit gantze Hochfl. Ehe/ und was ſie darinnen vorhaben werden/ ein
ſtaͤter geheiligter gottesdienſt/ ja dero liebe untereinander ein bildnuͤß und geheim-
nuͤß der liebreichſten vereinigung ihres Heylandes mit ihren ſeelen werde: Es wol-
le auch ferner der GOTT des lebens/ um ſolches ſeines geiſtlichen ſegens in dem
geiſtlichen deſto laͤnger und vergnuͤglicher zu genieſſen/ die jahre dero beyderſeits le-
bens nach ſeinem heiligen willen laſſen viele/ und mit genugſamer geſundheit und lei-
beskraͤfften zugebracht werden: Er ſegne auch dero keuſches Hochfl. ehebett mit theu-
ren und ſolchen pflantzen/ welche von ihm geſchencket ſind durch dero elterliche treue
vorſorge/ nicht nach dem allgemeinen verderbten gebrauch der welt/ ſondern ihm
und nach ſeinem willen/ auferzogen/ ſeiner goͤttlichen ehre vortreffliche werckzeuge/
des reichs und hohen hauſes zierden/ und der von ſeiner providenz anvertrauter
lande troſt/ in allen ſolchen ſtuͤcken aber der Hochfl. Eltern/ welche alles ſolches
auch allein verlangen werden/ inniglichſte freude werden moͤge; er laſſe durch die-
ſes wertheſte geſchenck einer ſolchen wuͤrdigſten gehuͤlffin und dero verſtaͤndige und
freundlichſte begehung E. Hochfl. Durchlaucht. ſchwer obligende regierungs-
geſchaͤffts/ welche/ wo ſie nach goͤttlicher intention beobachtet werden/ eine der
allerſchwereſten laſten der gantzen welt ſind/ vergnuͤglich verſuͤſſet/ und ſo offt ſie
von ſolchen wichtigſten ſorgen ermindert/ ſolcher von ſeiner himmliſchen guͤte
darzu geſchenckter augenluſt anſichtig werden/ aufs neue wieder ergoͤtzet werden:
er laſſe wie er E. Hochfl. Durchl. zu dero geliebten unterthanen vater gemacht/
zu dem ſie alle ein kindliches vertrauen haben moͤgen/ und welcher uͤber dieſelbe in
allen ſtuͤcken/ ſo geiſtlich als leiblich/ vor ihre wohlfarth ſo viel/ ja in gewiſſer
maaß mehr/ als vor ſeine eigene in angelegenlicher regierung ſorge/ alſo auch die-
ſe theuerſte Fuͤrſtin eine liebreiche mutter des landes werden/ und dieſes vielen
troſt/ liebe/ rath/ vorſorge/ erleichterung und muͤtterliche huͤlffe von deroſelben
in dieſen betruͤbten zeiten u. drangſalen genieſſen. Jnsgeſamt aber wolle er der HErr
durch deſſen weisheit die Koͤnige regieren/ die rathsherren das recht ſetzen/ die fuͤr-
ſten herrſchen und alle regenten auf erden/ noch ferner E. Hochfl. Durchl. loͤbliche
regierung ſegnen/ u. in deroſelben gluͤckſeligkeit das groͤſte vergnuͤgen ihrer Hochfl.
ehe erfuͤllet werden laſſen: er erfuͤlle ſie noch weiter mit ſeinem Heil. Geiſt/ dem
geiſt der weisheit und des verſtandes/ dem geiſt des raths und der ſtaͤrcke/ dem
geiſt der erkaͤntnuͤß und der furcht des HErrn/ damit ſie nach deſſen regel und trieb
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Zitationshilfe: | Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/461>, abgerufen am 28.07.2024. |