Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.Das siebende Capitel. die gemeine solches bekäntnüß höre/ und daraus vernehme/ daß mit gu-ten gewissen/ was die erkäntnüß anlangt/ zu dem heiligen abendmahl/ und der völligen gemeinschafft/ gelassen werden könne. 4. Daß er sich damit ab- sondere von allen falsch- und irrgläubigen. Dieses aber zu thun/ hat man auch die gelegenheit gern offt zu nehmen/ und also so viel lieber/ um die je- nige zeit nicht zu versäumen/ da der mensch nunmehr durch das heilige abend- mahl/ bald das letzte dessen empfangen solle/ was er von den kirchen-gü- tern zu genissen hat/ bis dahin aber noch nicht dessen theilhafftig worden war. Ob denn nun zwar das hinzugehen zu dem abendmahl selbst ei- ne thätliche bekäntnüß ist/ daß man diejenige gemeinde/ bey dero man sich einfindet/ vor eine der wahren lehr zugethane gemeine halte/ und also derselben lehr billige; so ist es doch so viel erbaulicher/ daß aufs wenigste das erste mal solches auch mit mündlicher und ausdrücklicher bekäntnüß ge- schehe/ wohin die confirmation gemeinet ist. 5. Daß an ihn eine ernstliche vermahnung in dem tauff-bunde und gnaden-stand beständig zu bleiben geschehe. Dieses ist wiederum eine sache/ welche da sie ja so offt in predigten insgemein zu geschehen pfleget/ nicht mag fremd gehalten werden/ da sie auf einige person bey gewisser gelegenheit absonderlich gerichtet wird. Noch auch 6. wenn ein gebet der gemeine vor die kinder geschiehet/ indem ja der- gleichen absonderliche vorbitten auch noch um solcher ursachen willen ge- schehen/ die etwa nicht so wichtig als diese ist/ oder doch nicht wichtiger. Also könten diejenige/ welche der ceremonie zuwider seyn wolten/ nichts dagegen finden/ das sie nicht selbs auch bey anderer gelegenheit/ oder ein je- des eintzeln approbirten. Nun möchte 7. die ceremonie des hand-aufle- gens in zweiffel gezogen werden. Nachdem mans aber als eine blosse cere- monie gebraucht/ und ihm an sich selbs keine krafft zuschreibet/ sihe ich doch auch nicht/ daß dasselbige mit fug jemand irren könte/ massen wir nicht al- lein an vielen orten/ (denn an vielen orten ists auch nicht) bey der absolu- tion die hände auflegen/ dessen wir eben so wol keinen göttlichen befehl aufweisen können/ sondern auch sonsten in der schrifft finden/ daß von alters her bey dem segen das handauflegen üblich gewesen seye. Daher es auch in diesem actu keine andere absicht hat/ als daß damit das gebeth und der segen/ welche man über die confirmandos spricht/ gleichsam auf sie applici- ret/ und ihnen gemeinet zu seyn bezeuget wird. 7. Letzlich sihe ich auch diese ceremonie an/ als eine die zwar unsere kirche nicht allgemein introduciret/ aber gleichwol nicht allein nicht impro- biret/ sondern sie an vielen orten beliebet habe/ also ist dergleichen confir- mation in dem Collegio zu Regenspurg 1541. von den unsrigen vorgeschla- gen/ aber von den papisten nicht angenommen worden/ als welche demjeni- gen/
Das ſiebende Capitel. die gemeine ſolches bekaͤntnuͤß hoͤre/ und daraus vernehme/ daß mit gu-ten gewiſſen/ was die erkaͤntnuͤß anlangt/ zu dem heiligen abendmahl/ und der voͤlligen gemeinſchafft/ gelaſſen werden koͤnne. 4. Daß er ſich damit ab- ſondere von allen falſch- und irrglaͤubigen. Dieſes aber zu thun/ hat man auch die gelegenheit gern offt zu nehmen/ und alſo ſo viel lieber/ um die je- nige zeit nicht zu verſaͤumen/ da der menſch nunmehr durch das heilige abend- mahl/ bald das letzte deſſen empfangen ſolle/ was er von den kirchen-guͤ- tern zu geniſſen hat/ bis dahin aber noch nicht deſſen theilhafftig worden war. Ob denn nun zwar das hinzugehen zu dem abendmahl ſelbſt ei- ne thaͤtliche bekaͤntnuͤß iſt/ daß man diejenige gemeinde/ bey dero man ſich einfindet/ vor eine der wahren lehr zugethane gemeine halte/ und alſo derſelben lehr billige; ſo iſt es doch ſo viel erbaulicher/ daß aufs wenigſte das erſte mal ſolches auch mit muͤndlicher und ausdruͤcklicher bekaͤntnuͤß ge- ſchehe/ wohin die confirmation gemeinet iſt. 5. Daß an ihn eine ernſtliche vermahnung in dem tauff-bunde und gnaden-ſtand beſtaͤndig zu bleiben geſchehe. Dieſes iſt wiederum eine ſache/ welche da ſie ja ſo offt in predigten insgemein zu geſchehen pfleget/ nicht mag fremd gehalten werden/ da ſie auf einige perſon bey gewiſſer gelegenheit abſonderlich gerichtet wird. Noch auch 6. wenn ein gebet der gemeine vor die kinder geſchiehet/ indem ja der- gleichen abſonderliche vorbitten auch noch um ſolcher urſachen willen ge- ſchehen/ die etwa nicht ſo wichtig als dieſe iſt/ oder doch nicht wichtiger. Alſo koͤnten diejenige/ welche der ceremonie zuwider ſeyn wolten/ nichts dagegen finden/ das ſie nicht ſelbs auch bey anderer gelegenheit/ oder ein je- des eintzeln approbirten. Nun moͤchte 7. die ceremonie des hand-aufle- gens in zweiffel gezogen werden. Nachdem mans aber als eine bloſſe cere- monie gebraucht/ und ihm an ſich ſelbs keine krafft zuſchreibet/ ſihe ich doch auch nicht/ daß daſſelbige mit fug jemand irren koͤnte/ maſſen wir nicht al- lein an vielen orten/ (denn an vielen orten iſts auch nicht) bey der abſolu- tion die haͤnde auflegen/ deſſen wir eben ſo wol keinen goͤttlichen befehl aufweiſen koͤnnen/ ſondern auch ſonſten in der ſchrifft finden/ daß von alters her bey dem ſegen das handauflegen uͤblich geweſen ſeye. Daher es auch in dieſem actu keine andere abſicht hat/ als daß damit das gebeth und der ſegen/ welche man uͤber die confirmandos ſpricht/ gleichſam auf ſie applici- ret/ und ihnen gemeinet zu ſeyn bezeuget wird. 7. Letzlich ſihe ich auch dieſe ceremonie an/ als eine die zwar unſere kirche nicht allgemein introduciret/ aber gleichwol nicht allein nicht impro- biret/ ſondern ſie an vielen orten beliebet habe/ alſo iſt dergleichen confir- mation in dem Collegio zu Regenſpurg 1541. von den unſrigen vorgeſchla- gen/ aber von den papiſten nicht angenommen worden/ als welche demjeni- gen/
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Das ſiebende Capitel.
die gemeine ſolches bekaͤntnuͤß hoͤre/ und daraus vernehme/ daß mit gu-
ten gewiſſen/ was die erkaͤntnuͤß anlangt/ zu dem heiligen abendmahl/ und
der voͤlligen gemeinſchafft/ gelaſſen werden koͤnne. 4. Daß er ſich damit ab-
ſondere von allen falſch- und irrglaͤubigen. Dieſes aber zu thun/ hat man
auch die gelegenheit gern offt zu nehmen/ und alſo ſo viel lieber/ um die je-
nige zeit nicht zu verſaͤumen/ da der menſch nunmehr durch das heilige abend-
mahl/ bald das letzte deſſen empfangen ſolle/ was er von den kirchen-guͤ-
tern zu geniſſen hat/ bis dahin aber noch nicht deſſen theilhafftig worden
war. Ob denn nun zwar das hinzugehen zu dem abendmahl ſelbſt ei-
ne thaͤtliche bekaͤntnuͤß iſt/ daß man diejenige gemeinde/ bey dero man ſich
einfindet/ vor eine der wahren lehr zugethane gemeine halte/ und alſo
derſelben lehr billige; ſo iſt es doch ſo viel erbaulicher/ daß aufs wenigſte
das erſte mal ſolches auch mit muͤndlicher und ausdruͤcklicher bekaͤntnuͤß ge-
ſchehe/ wohin die confirmation gemeinet iſt. 5. Daß an ihn eine ernſtliche
vermahnung in dem tauff-bunde und gnaden-ſtand beſtaͤndig zu bleiben
geſchehe. Dieſes iſt wiederum eine ſache/ welche da ſie ja ſo offt in predigten
insgemein zu geſchehen pfleget/ nicht mag fremd gehalten werden/ da ſie auf
einige perſon bey gewiſſer gelegenheit abſonderlich gerichtet wird. Noch
auch 6. wenn ein gebet der gemeine vor die kinder geſchiehet/ indem ja der-
gleichen abſonderliche vorbitten auch noch um ſolcher urſachen willen ge-
ſchehen/ die etwa nicht ſo wichtig als dieſe iſt/ oder doch nicht wichtiger.
Alſo koͤnten diejenige/ welche der ceremonie zuwider ſeyn wolten/ nichts
dagegen finden/ das ſie nicht ſelbs auch bey anderer gelegenheit/ oder ein je-
des eintzeln approbirten. Nun moͤchte 7. die ceremonie des hand-aufle-
gens in zweiffel gezogen werden. Nachdem mans aber als eine bloſſe cere-
monie gebraucht/ und ihm an ſich ſelbs keine krafft zuſchreibet/ ſihe ich doch
auch nicht/ daß daſſelbige mit fug jemand irren koͤnte/ maſſen wir nicht al-
lein an vielen orten/ (denn an vielen orten iſts auch nicht) bey der abſolu-
tion die haͤnde auflegen/ deſſen wir eben ſo wol keinen goͤttlichen befehl
aufweiſen koͤnnen/ ſondern auch ſonſten in der ſchrifft finden/ daß von alters
her bey dem ſegen das handauflegen uͤblich geweſen ſeye. Daher es auch
in dieſem actu keine andere abſicht hat/ als daß damit das gebeth und der
ſegen/ welche man uͤber die confirmandos ſpricht/ gleichſam auf ſie applici-
ret/ und ihnen gemeinet zu ſeyn bezeuget wird.
7. Letzlich ſihe ich auch dieſe ceremonie an/ als eine die zwar unſere
kirche nicht allgemein introduciret/ aber gleichwol nicht allein nicht impro-
biret/ ſondern ſie an vielen orten beliebet habe/ alſo iſt dergleichen confir-
mation in dem Collegio zu Regenſpurg 1541. von den unſrigen vorgeſchla-
gen/ aber von den papiſten nicht angenommen worden/ als welche demjeni-
gen/
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