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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.

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Das siebende Capitel.
jenigen scripto, so das hauptwerck wider das pabstthum ist/ und so viel ande-
re/ welche auch dieses anzugreiffen sich unterstanden/ vielfältigst mit seinem
kalb gepflüget haben/ solchen ritum selbs approbiret. Jedoch will ich nicht
weniger alle/ die noch daran zweifeln/ gewiesen haben/ an des nicht weni-
ger wohlverdienten Theologi Doct. Jac. Heilbronneri uncatholisches
pabstthum/
da er wie die übrige/ der papisten irrthüme und mißbräuche/
also auch das vermeinte sacrament der firmung art. 19. q. 1. von p. 720.
examinir
et/ und sonderlich c. 2 zeiget/ was an solchem von uns gestrafft
werde/ nemlich daß sie ratione materiae & formae eine lautere menschen-
satzung seye/ habe der praetendirten krafft und wirckung nach keine ver-
heissung/ senye voller aberglauben/ zauberey und abgötterey. Dieser stücke
aber findet sich keines bey unserer Evangelischen confirmation: aber denn
wol/ nachmal c. 4. der christlichen alt-catholischen bey uns gebräuchlichen
confirmation anders gedencket/ als dieser ritus eingeführet ist/ kommt es
daher/ weil derselbe als eine freye sache/ nicht eben in der gantzen Evange-
lischen kirchen in gebrauch ist. Jndessen ist gnug/ daß nichts dessen/ was er
gegen die papistische einführet/ sich auf die unsrige appliciren lässet.
2. Haben wir die Lutherische confirmation nicht vor ein sacrament aus-
zugeben/ noch derselben an sich selbs eine sonderbare wirckung zuzuschreiben/
als welches allein den göttlichen einsetzungen zukommt; Deßwegen sie auch
nicht allen kirchen wider dero willen aufzudringen; sondern sie allein als ei-
ne nützliche und erbauliche ceremonie anzusehen/ dero man sich in christ-
licher freyheit gebrauche.
3. Die ursach und billigkeit solcher ceremonie kommet daher/ weil wir
insgemein alle in unserer kindheit getaufft werden/ daß also der verspruch
vor den täuffling nicht in eigener person von ihm/ sondern von andern/ ver-
richtet wird. Weswegen so wol um des confirmandi selbs als der kirchen
willen nicht undienlich ist/ daß eine offenliche declaration geschehe.
4. Also hat die gemeinde/ nechst der gelegenheit solche personen/ die nun
zu dem andern sacrament/ und also der völligen gemeinschafft aller güter der
kirchen bald gelassen werden sollen/ in gebet dem himmlischen vater vorzu-
tragen/ und durch ihr offentlich thuendes bekäntnüß/ daß sie sich zu dem
christlichen glauben/ auf welchen sie getaufft sind/ bekennen/ und die lehre der
gemeine/ darinnen sie unterrichtet sind/ und aus welcher sie antworten/ offen-
lich billigen/ zur liebe und sie nun ferner als völlige mit-glieder in die voll-
kommene gemeinschafft aufzunehmen/ bewogen zu werden/ die erinnerung ihrer
eigenen tauff-pflicht/ dero offtere wiederholung niemal ohne erbauung ist.
5. Hingegen was die confirmandos anlanget/ dienets ihnen dazu/
daß
Das ſiebende Capitel.
jenigẽ ſcripto, ſo das hauptwerck wider das pabſtthum iſt/ und ſo viel ande-
re/ welche auch dieſes anzugreiffen ſich unterſtanden/ vielfaͤltigſt mit ſeinem
kalb gepfluͤget haben/ ſolchen ritum ſelbs approbiret. Jedoch will ich nicht
weniger alle/ die noch daran zweifeln/ gewieſen haben/ an des nicht weni-
ger wohlverdienten Theologi Doct. Jac. Heilbronneri uncatholiſches
pabſtthum/
da er wie die uͤbrige/ der papiſten irrthuͤme und mißbraͤuche/
alſo auch das vermeinte ſacrament der firmung art. 19. q. 1. von p. 720.
examinir
et/ und ſonderlich c. 2 zeiget/ was an ſolchem von uns geſtrafft
werde/ nemlich daß ſie ratione materiæ & formæ eine lautere menſchen-
ſatzung ſeye/ habe der prætendirten krafft und wirckung nach keine ver-
heiſſung/ ſẽye voller aberglauben/ zauberey und abgoͤtterey. Dieſer ſtuͤcke
aber findet ſich keines bey unſerer Evangeliſchen confirmation: aber denn
wol/ nachmal c. 4. der chriſtlichen alt-catholiſchen bey uns gebraͤuchlichen
confirmation anders gedencket/ als dieſer ritus eingefuͤhret iſt/ kommt es
daher/ weil derſelbe als eine freye ſache/ nicht eben in der gantzen Evange-
liſchen kirchen in gebrauch iſt. Jndeſſen iſt gnug/ daß nichts deſſen/ was er
gegen die papiſtiſche einfuͤhret/ ſich auf die unſrige appliciren laͤſſet.
2. Haben wir die Lutheriſche confirmation nicht vor ein ſacramẽt aus-
zugeben/ noch derſelben an ſich ſelbs eine ſonderbare wirckung zuzuſchreibẽ/
als welches allein den goͤttlichen einſetzungen zukommt; Deßwegen ſie auch
nicht allen kirchen wider dero willen aufzudringen; ſondern ſie allein als ei-
ne nuͤtzliche und erbauliche ceremonie anzuſehen/ dero man ſich in chriſt-
licher freyheit gebrauche.
3. Die urſach und billigkeit ſolcher ceremonie kommet daher/ weil wir
insgemein alle in unſerer kindheit getaufft werden/ daß alſo der verſpruch
vor den taͤuffling nicht in eigener perſon von ihm/ ſondern von andern/ ver-
richtet wird. Weswegen ſo wol um des confirmandi ſelbs als der kirchen
willen nicht undienlich iſt/ daß eine offenliche declaration geſchehe.
4. Alſo hat die gemeinde/ nechſt der gelegenheit ſolche perſonen/ die nun
zu dem andern ſacramẽt/ und alſo der voͤlligen gemeinſchafft aller guͤter der
kirchen bald gelaſſen werden ſollen/ in gebet dem himmliſchen vater vorzu-
tragen/ und durch ihr offentlich thuendes bekaͤntnuͤß/ daß ſie ſich zu dem
chriſtlichẽ glauben/ auf welchen ſie getaufft ſind/ bekeñen/ und die lehre der
gemeine/ dariñen ſie unterrichtet ſind/ und aus welcher ſie antworten/ offen-
lich billigen/ zur liebe und ſie nun ferner als voͤllige mit-glieder in die voll-
kom̃ene gemeinſchafft aufzunehmẽ/ bewogẽ zu werden/ die eriñerung ihrer
eigenen tauff-pflicht/ dero offtere wiederholung niemal ohne erbauung iſt.
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[256/0268] Das ſiebende Capitel. jenigẽ ſcripto, ſo das hauptwerck wider das pabſtthum iſt/ und ſo viel ande- re/ welche auch dieſes anzugreiffen ſich unterſtanden/ vielfaͤltigſt mit ſeinem kalb gepfluͤget haben/ ſolchen ritum ſelbs approbiret. Jedoch will ich nicht weniger alle/ die noch daran zweifeln/ gewieſen haben/ an des nicht weni- ger wohlverdienten Theologi Doct. Jac. Heilbronneri uncatholiſches pabſtthum/ da er wie die uͤbrige/ der papiſten irrthuͤme und mißbraͤuche/ alſo auch das vermeinte ſacrament der firmung art. 19. q. 1. von p. 720. examiniret/ und ſonderlich c. 2 zeiget/ was an ſolchem von uns geſtrafft werde/ nemlich daß ſie ratione materiæ & formæ eine lautere menſchen- ſatzung ſeye/ habe der prætendirten krafft und wirckung nach keine ver- heiſſung/ ſẽye voller aberglauben/ zauberey und abgoͤtterey. Dieſer ſtuͤcke aber findet ſich keines bey unſerer Evangeliſchen confirmation: aber denn wol/ nachmal c. 4. der chriſtlichen alt-catholiſchen bey uns gebraͤuchlichen confirmation anders gedencket/ als dieſer ritus eingefuͤhret iſt/ kommt es daher/ weil derſelbe als eine freye ſache/ nicht eben in der gantzen Evange- liſchen kirchen in gebrauch iſt. Jndeſſen iſt gnug/ daß nichts deſſen/ was er gegen die papiſtiſche einfuͤhret/ ſich auf die unſrige appliciren laͤſſet. 2. Haben wir die Lutheriſche confirmation nicht vor ein ſacramẽt aus- zugeben/ noch derſelben an ſich ſelbs eine ſonderbare wirckung zuzuſchreibẽ/ als welches allein den goͤttlichen einſetzungen zukommt; Deßwegen ſie auch nicht allen kirchen wider dero willen aufzudringen; ſondern ſie allein als ei- ne nuͤtzliche und erbauliche ceremonie anzuſehen/ dero man ſich in chriſt- licher freyheit gebrauche. 3. Die urſach und billigkeit ſolcher ceremonie kommet daher/ weil wir insgemein alle in unſerer kindheit getaufft werden/ daß alſo der verſpruch vor den taͤuffling nicht in eigener perſon von ihm/ ſondern von andern/ ver- richtet wird. Weswegen ſo wol um des confirmandi ſelbs als der kirchen willen nicht undienlich iſt/ daß eine offenliche declaration geſchehe. 4. Alſo hat die gemeinde/ nechſt der gelegenheit ſolche perſonen/ die nun zu dem andern ſacramẽt/ und alſo der voͤlligen gemeinſchafft aller guͤter der kirchen bald gelaſſen werden ſollen/ in gebet dem himmliſchen vater vorzu- tragen/ und durch ihr offentlich thuendes bekaͤntnuͤß/ daß ſie ſich zu dem chriſtlichẽ glauben/ auf welchen ſie getaufft ſind/ bekeñen/ und die lehre der gemeine/ dariñen ſie unterrichtet ſind/ und aus welcher ſie antworten/ offen- lich billigen/ zur liebe und ſie nun ferner als voͤllige mit-glieder in die voll- kom̃ene gemeinſchafft aufzunehmẽ/ bewogẽ zu werden/ die eriñerung ihrer eigenen tauff-pflicht/ dero offtere wiederholung niemal ohne erbauung iſt. 5. Hingegen was die confirmandos anlanget/ dienets ihnen dazu/ daß

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/268>, abgerufen am 25.11.2024.