Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.Das siebende Capitel. lich geprüffet werden, wie man dem nachgekommen, und allzeit demüthigabgebeten werden, wo es gemangelt, hingegen, wo wir durch die gnade GOttes etwas gutes gethan zu haben befinden, müssen wir dafür hertzlich dancken, und eyffriger solchen vorsatz fortsetzen. (2.) Das Abendmahl, so wohl wegen unsers dabey jedesmal thu- enden verspruchs, als auch der heiligen mittelkrafft: Dann wir in demselben unsern vorsatz aufs neue machen, und in GOttes bund treten und darinn zu bleiben stärcke und krafft erlangen, an dem theuren leib und blut Christi, das alles todte in uns lebendig macht, und uns ferner loß macht von den todten wercken, zu dienen dem lebendigen GOtt. 3. Das Gebet, daß uns GOTT seinen heiligen Geist je mehr und mehr schencke, welcher ohne gebet nicht mag erlangt werden, der doch alles gute wircken und anrichten muß, ohn dessen beystand wir nichts vermögen, der uns lehre, die übrige mittel recht zu gebrauchen, der, als der kindliche geist, um hülff, von dem bösen entledigt zu werden, ruffe; hieher gehört, daß wir auch anderer fürbitte für uns begehren, welches gebet indem es aus glauben und liebe geschicht, auch von GOtt erhört wird; wie wir sehen, daß deswegen Paulus selbst von andern die fürbitte verlanget, Rom. 15, 39. Ephes. 6, 19. Also auch, daß wir eben so wohl nach diesem exempel Pauli für andere beten. Siehe Col. 1, 9. 10. 11. Phil. 1, 9. 10. 11. welches gebet abermal nicht nur der jenigen wachsthum, für die es geschi- het, dafern sie es nicht selbs hindern, befördert, sondern uns eben so wohl einige göttliche gnaden erlanget; dazu gehöret auch das dancken: daß man so wohl für die andern mitbrüdern (siehe Rom. 1, 8. 1. Cor. 1, 4. Phil. 1, 3. 5. Col. 1, 3. u. f.) als uns selbs erzeigte gnade hertzlich GOTT dem HErrn dancke. Wer danck opffert, der preiset mich, und das ist der weg, daß ich ihm zeige das heil GOttes. Ps. 50, 23. Gratiarum a- ctio est ad plus dandum invitatio. Es soll aber der danck geschehn mit mund und hertzen, auch erfolgendem danckbaren leben, daß man alles was uns GOtt gegeben, hinwieder zu seinen ehren anwende. II. Hierzu helffen auch nachfolgende mittel, als 1. Wachsamkeit, welche auch sehr von unserm Heylande nechst dem gebet recommendirt wird, ohne welche die übrige mittel keinen nutzen erreichen würden. Solche ist aber, daß man nicht nur allein insgemein auf sich acht gebe, in was stand man stehe, ob man zu- oder abnehme, son- dern daß man absonderlich jederzeit auf sein hertz achtung gebe in allen be- wegungen: und zwar, was die böse lüste anlangt, daß man wohl mercke, welcheriey art sie seyen, sonderlich am fleißigsten auf die jenige acht ge be,
Das ſiebende Capitel. lich gepruͤffet werden, wie man dem nachgekommen, und allzeit demuͤthigabgebeten werden, wo es gemangelt, hingegen, wo wir durch die gnade GOttes etwas gutes gethan zu haben befinden, muͤſſen wir dafuͤr hertzlich dancken, und eyffriger ſolchen vorſatz fortſetzen. (2.) Das Abendmahl, ſo wohl wegen unſers dabey jedesmal thu- enden verſpruchs, als auch der heiligen mittelkrafft: Dann wir in demſelben unſern vorſatz aufs neue machen, und in GOttes bund treten und darinn zu bleiben ſtaͤrcke und krafft erlangen, an dem theuren leib und blut Chriſti, das alles todte in uns lebendig macht, und uns ferner loß macht von den todten wercken, zu dienen dem lebendigen GOtt. 3. Das Gebet, daß uns GOTT ſeinen heiligen Geiſt je mehr und mehr ſchencke, welcher ohne gebet nicht mag erlangt werden, der doch alles gute wircken und anrichten muß, ohn deſſen beyſtand wir nichts vermoͤgen, der uns lehre, die uͤbrige mittel recht zu gebrauchen, der, als der kindliche geiſt, um huͤlff, von dem boͤſen entledigt zu werden, ruffe; hieher gehoͤrt, daß wir auch anderer fuͤrbitte fuͤr uns begehren, welches gebet indem es aus glauben und liebe geſchicht, auch von GOtt erhoͤrt wird; wie wir ſehen, daß deswegen Paulus ſelbſt von andern die fuͤrbitte verlanget, Rom. 15, 39. Epheſ. 6, 19. Alſo auch, daß wir eben ſo wohl nach dieſem exempel Pauli fuͤr andere beten. Siehe Col. 1, 9. 10. 11. Phil. 1, 9. 10. 11. welches gebet abermal nicht nur der jenigen wachsthum, fuͤr die es geſchi- het, dafern ſie es nicht ſelbs hindern, befoͤrdert, ſondern uns eben ſo wohl einige goͤttliche gnaden erlanget; dazu gehoͤret auch das dancken: daß man ſo wohl fuͤr die andern mitbruͤdern (ſiehe Rom. 1, 8. 1. Cor. 1, 4. Phil. 1, 3. 5. Col. 1, 3. u. f.) als uns ſelbs erzeigte gnade hertzlich GOTT dem HErrn dancke. Wer danck opffert, der preiſet mich, und das iſt der weg, daß ich ihm zeige das heil GOttes. Pſ. 50, 23. Gratiarum a- ctio eſt ad plus dandum invitatio. Es ſoll aber der danck geſchehn mit mund und hertzen, auch erfolgendem danckbaren leben, daß man alles was uns GOtt gegeben, hinwieder zu ſeinen ehren anwende. II. Hierzu helffen auch nachfolgende mittel, als 1. Wachſamkeit, welche auch ſehr von unſerm Heylande nechſt dem gebet recommendirt wird, ohne welche die uͤbrige mittel keinen nutzen erreichen wuͤrden. Solche iſt aber, daß man nicht nur allein insgemein auf ſich acht gebe, in was ſtand man ſtehe, ob man zu- oder abnehme, ſon- dern daß man abſonderlich jederzeit auf ſein hertz achtung gebe in allen be- wegungen: und zwar, was die boͤſe luͤſte anlangt, daß man wohl mercke, welcheriey art ſie ſeyen, ſonderlich am fleißigſten auf die jenige acht ge be,
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Das ſiebende Capitel.
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abgebeten werden, wo es gemangelt, hingegen, wo wir durch die gnade
GOttes etwas gutes gethan zu haben befinden, muͤſſen wir dafuͤr hertzlich
dancken, und eyffriger ſolchen vorſatz fortſetzen.
(2.) Das Abendmahl, ſo wohl wegen unſers dabey jedesmal thu-
enden verſpruchs, als auch der heiligen mittelkrafft: Dann wir in demſelben
unſern vorſatz aufs neue machen, und in GOttes bund treten und darinn
zu bleiben ſtaͤrcke und krafft erlangen, an dem theuren leib und blut Chriſti,
das alles todte in uns lebendig macht, und uns ferner loß macht von den
todten wercken, zu dienen dem lebendigen GOtt.
3. Das Gebet, daß uns GOTT ſeinen heiligen Geiſt je mehr und
mehr ſchencke, welcher ohne gebet nicht mag erlangt werden, der doch alles
gute wircken und anrichten muß, ohn deſſen beyſtand wir nichts vermoͤgen,
der uns lehre, die uͤbrige mittel recht zu gebrauchen, der, als der kindliche
geiſt, um huͤlff, von dem boͤſen entledigt zu werden, ruffe; hieher gehoͤrt,
daß wir auch anderer fuͤrbitte fuͤr uns begehren, welches gebet indem es
aus glauben und liebe geſchicht, auch von GOtt erhoͤrt wird; wie wir ſehen,
daß deswegen Paulus ſelbſt von andern die fuͤrbitte verlanget, Rom. 15,
39. Epheſ. 6, 19. Alſo auch, daß wir eben ſo wohl nach dieſem exempel
Pauli fuͤr andere beten. Siehe Col. 1, 9. 10. 11. Phil. 1, 9. 10. 11.
welches gebet abermal nicht nur der jenigen wachsthum, fuͤr die es geſchi-
het, dafern ſie es nicht ſelbs hindern, befoͤrdert, ſondern uns eben ſo wohl
einige goͤttliche gnaden erlanget; dazu gehoͤret auch das dancken: daß
man ſo wohl fuͤr die andern mitbruͤdern (ſiehe Rom. 1, 8. 1. Cor. 1, 4. Phil.
1, 3. 5. Col. 1, 3. u. f.) als uns ſelbs erzeigte gnade hertzlich GOTT dem
HErrn dancke. Wer danck opffert, der preiſet mich, und das iſt der
weg, daß ich ihm zeige das heil GOttes. Pſ. 50, 23. Gratiarum a-
ctio eſt ad plus dandum invitatio. Es ſoll aber der danck geſchehn mit
mund und hertzen, auch erfolgendem danckbaren leben, daß man alles was
uns GOtt gegeben, hinwieder zu ſeinen ehren anwende.
II. Hierzu helffen auch nachfolgende mittel, als
1. Wachſamkeit, welche auch ſehr von unſerm Heylande nechſt
dem gebet recommendirt wird, ohne welche die uͤbrige mittel keinen nutzen
erreichen wuͤrden. Solche iſt aber, daß man nicht nur allein insgemein
auf ſich acht gebe, in was ſtand man ſtehe, ob man zu- oder abnehme, ſon-
dern daß man abſonderlich jederzeit auf ſein hertz achtung gebe in allen be-
wegungen: und zwar, was die boͤſe luͤſte anlangt, daß man wohl mercke,
welcheriey art ſie ſeyen, ſonderlich am fleißigſten auf die jenige acht ge
be,
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