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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.

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ARTIC. I. SECT. XXXIV.
gegeben und vergossen worden, solcher vergebung, und daß sie ihnen in e-
wigkeit unschädlich seyn sollen, versichert werden. Es gehet sie an, das recht
des gebets, daß sie in dem namen des HErrn JESU von dem himmlischen
Vater alles, was seine ehr an ihnen und ihr heil befördern kan, zu bitten
macht, und zu erbitten die verheissung haben. Also stehet alles dasjenige,
was uns unserer seligkeit und der beständigkeit versichern kan, diesen kindern
offen, und manglet ihnen an keinem stück. Dann was die geschehene absa-
gung anlangt, soll bey q. s. nach nothdurfft gehandlet werden. So gehören
hieher die allgemeine, und also nirgend auf gewisse arten der sünden allein
restringirte gnaden-verheissungen, welche allen denen geschehen, die von ih-
ren sünden sich bekehren Ezech. 18, 21. 22. 2. Petr. 3, 9. und anderswo:
Dadurch sie auch versichert werden, daß sie durch die buß allerdings in das
vorige recht und stand, darinn sie vor GOTT gewesen, wieder völlig einge-
setzet seyen. Gilt ihnen also eben das jenige, was der auch vorher nicht nur
sonsten so gottlose sondern eben so wol in zauberey verfallene, nunmehr aber
wieder bußfertige, könig Manasse von der gnade GOTTES rühmet in
seinem gebet vers. 6. Die barmhertzigkeit so du verheissest, ist unmäs-
sig und unausforschlich. Denn du bist der HERR, der aller-
höchste über dem gantzen erdboden, von grosser gedult und sehr
gnädig, und straffest die leute nicht gern, und hast nach deiner
güte verheissen, busse zur vergebung der sünden:
Daß also auch bey
solcher sünde der zauberey, ob der mensch gantz und tieff darein gefallen wä-
re, nichts desto weniger die busse, und durch dieselbe die völlige wiederer-
langung der göttlichen vorigen gnade, platz hat. Massen es auch jenen E-
phesiern, daß sie nicht rechtschaffen und also der seligkeit versicherte Chri-
sten solten worden und gewesen seyn, nichts geschadet hat, daß sie vorher
fürwitzige künste (so keine andere als zauberische und dieselbe zu Epheso
sehr gemein gewesen waren) getrieben hätten, ehe sie Christen wurden, dar-
auf sie auch ihre bücher, ohneracht des grossen werths, verbrant, und in
keiner andern hände zu fernerem mißbrauch gerathen lassen wolten. Also
sehe ich mit keinem schein etwas, welches diesen armen kindern/ da sie auf
dem wege der buß bleiben, im geringsten ihre seligkeit in zweiffel ziehen kön-
te. Vielmehr bezeuget die hertzliche reue über das vergangne, der abscheu
vor dem teufel, und begierde mit gebet und geistlichen mitlen sich desselben
macht zu widersetzen, auch der eiffer des gebets, so von einigen gerühmet
wird, weil solches lauter gute wirckungen des heiligen Geistes sind, daß sie
auch diesen wiederum bey und in sich haben: folglich daß sie in dem stande
der kinder GOTTES stehen, dessen pfand und siegel solcher gute geist ist.

2. Cor.

ARTIC. I. SECT. XXXIV.
gegeben und vergoſſen worden, ſolcher vergebung, und daß ſie ihnen in e-
wigkeit unſchaͤdlich ſeyn ſollen, verſichert werden. Es gehet ſie an, das recht
des gebets, daß ſie in dem namen des HErrn JESU von dem himmliſchen
Vater alles, was ſeine ehr an ihnen und ihr heil befoͤrdern kan, zu bitten
macht, und zu erbitten die verheiſſung haben. Alſo ſtehet alles dasjenige,
was uns unſerer ſeligkeit und der beſtaͤndigkeit verſichern kan, dieſen kindern
offen, und manglet ihnen an keinem ſtuͤck. Dann was die geſchehene abſa-
gung anlangt, ſoll bey q. ſ. nach nothdurfft gehandlet werden. So gehoͤren
hieher die allgemeine, und alſo nirgend auf gewiſſe arten der ſuͤnden allein
reſtringirte gnaden-verheiſſungen, welche allen denen geſchehen, die von ih-
ren ſuͤnden ſich bekehren Ezech. 18, 21. 22. 2. Petr. 3, 9. und anderswo:
Dadurch ſie auch verſichert werden, daß ſie durch die buß allerdings in das
vorige recht und ſtand, darinn ſie vor GOTT geweſen, wieder voͤllig einge-
ſetzet ſeyen. Gilt ihnen alſo eben das jenige, was der auch vorher nicht nur
ſonſten ſo gottloſe ſondern eben ſo wol in zauberey verfallene, nunmehr aber
wieder bußfertige, koͤnig Manaſſe von der gnade GOTTES ruͤhmet in
ſeinem gebet verſ. 6. Die barmhertzigkeit ſo du verheiſſeſt, iſt unmaͤſ-
ſig und unausforſchlich. Denn du biſt der HERR, der aller-
hoͤchſte uͤber dem gantzen erdboden, von groſſer gedult und ſehr
gnaͤdig, und ſtraffeſt die leute nicht gern, und haſt nach deiner
guͤte verheiſſen, buſſe zur vergebung der ſuͤnden:
Daß alſo auch bey
ſolcher ſuͤnde der zauberey, ob der menſch gantz und tieff darein gefallen waͤ-
re, nichts deſto weniger die buſſe, und durch dieſelbe die voͤllige wiederer-
langung der goͤttlichen vorigen gnade, platz hat. Maſſen es auch jenen E-
pheſiern, daß ſie nicht rechtſchaffen und alſo der ſeligkeit verſicherte Chri-
ſten ſolten worden und geweſen ſeyn, nichts geſchadet hat, daß ſie vorher
fuͤrwitzige kuͤnſte (ſo keine andere als zauberiſche und dieſelbe zu Epheſo
ſehr gemein geweſen waren) getrieben haͤtten, ehe ſie Chriſten wurden, dar-
auf ſie auch ihre buͤcher, ohneracht des groſſen werths, verbrant, und in
keiner andern haͤnde zu fernerem mißbrauch gerathen laſſen wolten. Alſo
ſehe ich mit keinem ſchein etwas, welches dieſen armen kindern/ da ſie auf
dem wege der buß bleiben, im geringſten ihre ſeligkeit in zweiffel ziehen koͤn-
te. Vielmehr bezeuget die hertzliche reue uͤber das vergangne, der abſcheu
vor dem teufel, und begierde mit gebet und geiſtlichen mitlen ſich deſſelben
macht zu widerſetzen, auch der eiffer des gebets, ſo von einigen geruͤhmet
wird, weil ſolches lauter gute wirckungen des heiligen Geiſtes ſind, daß ſie
auch dieſen wiederum bey und in ſich haben: folglich daß ſie in dem ſtande
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2. Cor.
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[159/0171] ARTIC. I. SECT. XXXIV. gegeben und vergoſſen worden, ſolcher vergebung, und daß ſie ihnen in e- wigkeit unſchaͤdlich ſeyn ſollen, verſichert werden. Es gehet ſie an, das recht des gebets, daß ſie in dem namen des HErrn JESU von dem himmliſchen Vater alles, was ſeine ehr an ihnen und ihr heil befoͤrdern kan, zu bitten macht, und zu erbitten die verheiſſung haben. Alſo ſtehet alles dasjenige, was uns unſerer ſeligkeit und der beſtaͤndigkeit verſichern kan, dieſen kindern offen, und manglet ihnen an keinem ſtuͤck. Dann was die geſchehene abſa- gung anlangt, ſoll bey q. ſ. nach nothdurfft gehandlet werden. So gehoͤren hieher die allgemeine, und alſo nirgend auf gewiſſe arten der ſuͤnden allein reſtringirte gnaden-verheiſſungen, welche allen denen geſchehen, die von ih- ren ſuͤnden ſich bekehren Ezech. 18, 21. 22. 2. Petr. 3, 9. und anderswo: Dadurch ſie auch verſichert werden, daß ſie durch die buß allerdings in das vorige recht und ſtand, darinn ſie vor GOTT geweſen, wieder voͤllig einge- ſetzet ſeyen. Gilt ihnen alſo eben das jenige, was der auch vorher nicht nur ſonſten ſo gottloſe ſondern eben ſo wol in zauberey verfallene, nunmehr aber wieder bußfertige, koͤnig Manaſſe von der gnade GOTTES ruͤhmet in ſeinem gebet verſ. 6. Die barmhertzigkeit ſo du verheiſſeſt, iſt unmaͤſ- ſig und unausforſchlich. Denn du biſt der HERR, der aller- hoͤchſte uͤber dem gantzen erdboden, von groſſer gedult und ſehr gnaͤdig, und ſtraffeſt die leute nicht gern, und haſt nach deiner guͤte verheiſſen, buſſe zur vergebung der ſuͤnden: Daß alſo auch bey ſolcher ſuͤnde der zauberey, ob der menſch gantz und tieff darein gefallen waͤ- re, nichts deſto weniger die buſſe, und durch dieſelbe die voͤllige wiederer- langung der goͤttlichen vorigen gnade, platz hat. Maſſen es auch jenen E- pheſiern, daß ſie nicht rechtſchaffen und alſo der ſeligkeit verſicherte Chri- ſten ſolten worden und geweſen ſeyn, nichts geſchadet hat, daß ſie vorher fuͤrwitzige kuͤnſte (ſo keine andere als zauberiſche und dieſelbe zu Epheſo ſehr gemein geweſen waren) getrieben haͤtten, ehe ſie Chriſten wurden, dar- auf ſie auch ihre buͤcher, ohneracht des groſſen werths, verbrant, und in keiner andern haͤnde zu fernerem mißbrauch gerathen laſſen wolten. Alſo ſehe ich mit keinem ſchein etwas, welches dieſen armen kindern/ da ſie auf dem wege der buß bleiben, im geringſten ihre ſeligkeit in zweiffel ziehen koͤn- te. Vielmehr bezeuget die hertzliche reue uͤber das vergangne, der abſcheu vor dem teufel, und begierde mit gebet und geiſtlichen mitlen ſich deſſelben macht zu widerſetzen, auch der eiffer des gebets, ſo von einigen geruͤhmet wird, weil ſolches lauter gute wirckungen des heiligen Geiſtes ſind, daß ſie auch dieſen wiederum bey und in ſich haben: folglich daß ſie in dem ſtande der kinder GOTTES ſtehen, deſſen pfand und ſiegel ſolcher gute geiſt iſt. 2. Cor.

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/171>, abgerufen am 23.11.2024.